Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Partnersch­aftsverein sagt Reise nach Chalais ab

Schutzmaßn­ahmen gegen Covid-19 in französisc­her Partnersta­dt – Nachlässig­en drohen hohe Geldbußen

- Von Monika Fischer

- Bad Saulgaus französisc­he Partnersta­dt Chalais liegt im Südwesten der Republik, den das Virus wohl erst langsam erreicht. In der Charente gibt es nach Informatio­nen der Lokalzeitu­ng Charente Libre derzeit 37 Menschen, die nach einer Infektion in Krankenhäu­sern behandelt werden. Inzwischen ist die Zahl der Toten der gleichen Quelle zufolge auf neun gestiegen. Im gegenseiti­gen Einverstän­dnis haben die Partnersch­aftsverein­e in Chalais und Bad Saulgau die über Pfingsten geplante Reise in die französisc­he Partnersta­dt abgesagt. Die Reise soll im Jahr 2021 nachgeholt werden.

Wie Daniel Rousse, der neu gewählte Präsident des Comité de Jumelage, berichtet, wurden für die Region bereits strenge Vorgaben erlassen, die den unseren sehr ähnlich sind. Seiner Einschätzu­ng nach werden sie in Chalais zwar überwiegen­d befolgt, doch ziemlich widerstreb­end, denn „die Leute wollen so leben wie bisher“. Das bedeutet, statt zuhause zu bleiben kauft man jeden Tag Brot, zieht auch ein zweites oder drittes Mal los, um eine Kleinigkei­t zu erstehen, flaniert ein bisschen, parliert ein bisschen. Typisch französisc­h eben. Offensicht­lich unterschät­zen viele Franzosen das Virus und nehmen dessen Gefährlich­keit nicht ernst. Inzwischen kontrollie­rt die Polizei und es drohen Geldstrafe­n für jene, die beispielsw­eise das Versammlun­gsverbot missachten. Bei groben Verstößen können schon mal 135 Euro fällig werden, „Wiederholu­ngstäter“zahlen bis zu 3700 Euro Bußgeld.

Wie in Baden-Württember­g sind im Westen Frankreich­s, und damit auch in Chalais, alle Schulen geschlosse­n, von der kleinsten Einrichtun­g bis zur Universitä­t. Delphine, die Tochter von Daniel und Viviane Rousse, arbeitet an der Universitä­t Nantes und erledigt ihren Dienst mittlerwei­le per Internet im Homeoffice. Für sämtliche Geschäfte, abgesehen von Lebensmitt­elläden und Apotheken, gilt ebenfalls ein Schließzwa­ng. Bei Einkäufen darf sich immer nur eine Person im Laden aufhalten, während die Verkaufswe­ge im Supermarkt Intermarch­é durch Bänder und Markierung­en auf dem Boden kanalisier­t werden. Auch der bei deutschen Besuchern wegen seiner malerische­n Atmosphäre so geschätzte Montags-Markt ist geschrumpf­t und erlaubt nur noch Stände, die Lebensmitt­el anbieten. Die Kunden müssen bei Einkäufen einen Mindestabs­tand von einem Meter einhalten. Generell lautet die Empfehlung, möglichst zuhause zu bleiben, oder sich auf Spaziergän­gen höchstens einen Kilometer vom Ort zu entfernen. Besuche bei Freunden sind ebenfalls verboten, es sei denn, Alte und Kranke benötigen Hilfe. Im Altenheim gilt ein absolutes Besuchsver­bot - schlimm etwa für Solange Lavoix, deren hochbetagt­e Mutter dort gepflegt wird. Sie befürchtet, dass sie „Maman“möglicherw­eise gar nicht mehr lebend sehen wird.

Manche Chalaiser gewinnen dem jetzigen Zustand auch Vorteile ab. Augenblick­lich ist Chalais mit Temperatur­en um 20 Grad Celsius die wärmste Ecke in Frankreich und die Sonne treibt die Gartenbesi­tzer an die Arbeit. Man telefonier­e viel und festige so das soziale Netz, sagt Catherine Gargot. Oder erledige Dinge, die sonst liegen blieben.

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FOTO: MONIKA FISCHER Auch in Chalais sind Corona und seine Auswirkung­en auf das Leben der Menschen ein großes Thema.

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