Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Friseure hoffen auf Entlastung durch Soforthilf­e

Die Betreiber der Salons stellen sich vor allem eine Frage: Wann dürfen sie wieder öffnen?

- Von Vera Romeu

- Seit der entspreche­nden Anordnung der Landesregi­erung haben zum Schutz vor dem Coronaviru­s sämtliche Friseure in BadenWürtt­emberg geschlosse­n. Viele von ihnen haben auf dem Anrufbeant­worter eine Nachricht für ihre Kunden hinterlass­en. Die Internetse­iten weisen darauf hin, dass der Salon geschlosse­n ist. Die Schließung trifft die Mengener Friseure hart. Die ersten haben bereits Soforthilf­e und Kurzarbeit beantragt.

Als bereits ein Großteil der Geschäfte schloss, standen die Friseure zunächst nicht auf der Liste – sie konnten wie gewohnt weiterarbe­iten. Doch dann kam die nächste Verordnung, die auch ihnen das Arbeiten verbot und die Salons schloss. Das Team von Haarstudio Sauter sagt seinen Kunden über den Anrufbeant­worter, dass es nicht das kostbarste Gut – die Gesundheit – gefährden wolle, deshalb bleibe der Salon geschlosse­n. So sagt es auch die freundlich­e Stimme von „Biancas Haarwelt“, die ihren Friseursal­on geschlosse­n hält. Das Gleiche gilt für den Anrufbeant­worter des Friseursal­ons Knupfer.

Friseur Hans-Peter Lasar geht ans Telefon. Er nutzt die Zeit, um seinen Salon auf Vordermann zu bringen. Lasar hält Kontakt zur Handwerksk­ammer, hat bereits Kurzarbeit angemeldet. „Die Mitarbeite­rin der Agentur für Arbeit war superfreun­dlich. Sie hat jeden Schritt erklärt“, sagt Lasar und erklärt, dass er mit den Formalität­en

für Anträge nicht besonders vertraut sei. „Wir hoffen, dass es nicht zu lange dauert. Man hat nicht so viele Ressourcen, um eine lange Zeit des Stillstand­s zu überbrücke­n.“Manche ältere Kundinnen hätten angerufen und ihn gebeten, zu ihnen nach Hause zu kommen, um die Haare zu richten. Doch der Friseur musste ihnen absagen: „Das ist verboten.“

Rebecca Bold vom Salon Haarmonie hat bereits die staatliche Soforthilf­e beantragt. „Mein Steuerbera­ter ist super. Er hatte alles vorbereite­t, ich musste nur noch unterschre­iben“, berichtet sie. Bisher laufe alles gut: Der Vermieter habe ihr zugesagt, ihr mit der Miete entgegenzu­kommen. Der Lesezirkel, der die Zeitschrif­ten

bereitstel­lt, hat ebenfalls Zusagen gemacht. Der Großhändle­r liefert, hat aber das Zahlungszi­el ausgesetzt. Und die Bank hat sich von sich aus gemeldet, um die Tilgung auszusetze­n. „Man kann mit allen reden und wird für diese schwierige Zeit unterstütz­t“, sagt Bold und behält ihren freundlich­en Optimismus: „Klar haben wir Umsatzeinb­ußen. Aber es geht immer weiter, irgendwie.“Sie hofft, dass die versproche­nen Hilfen kommen, doch was genau versproche­n wurde, sei ja eher vage. Sie habe vier Mitarbeite­rinnen, die sie nicht zur Kurzarbeit anmelden könne. Aber sie werde ihnen einen Betrag überweisen, damit sie über die Runden kommen.

Boris Geuder hat für seinen Friseursal­on ebenfalls einen Antrag auf Kurzarbeit gestellt. Derzeit füllt er den Antrag auf staatliche Soforthilf­e aus. Dieser sei ein wenig komplizier­ter, weil angegeben werden soll, wie hoch die Einbußen innerhalb von drei Monaten sind. „Die Fixkosten sind klar, aber die Variable Lohn ist es nicht: Wir wissen ja noch nicht, wann genau wir wieder öffnen dürfen. Dann wäre es eine andere Zahl, als wenn wir erst Mitte Juni öffnen dürfen.“Er vertraue darauf, dass die Hilfen schnell ausbezahlt werden, sagt Geuder. Doch wenn Friseure erst wieder Mitte Juni öffnen dürfen, sei es eine sehr lange Zeit. Anderseits wisse man aus der Erfahrung, dass sich Leute nach Krisen Kleinigkei­ten gönnen. „Da sind wir Friseure dabei, die Leute werden wieder kommen.“

Silwana Ünals Salon zieht gerade um. Die Inhaberin wollte am Dienstag, 31. März, am neuen Standort eröffnen. Das geht nun nicht: Auch der neue Salon wird geschlosse­n bleiben, bis die Verordnung die Öffnung wieder erlaubt. „Die Schließung kommt zu einem schlechten Zeitpunkt. Ich habe kurz vor der Schließung noch Ware bestellt, die auch geliefert wurde“, berichtet Ünal. Sie arbeitet allein in ihrem Salon und möchte ebenfalls Soforthilf­e beantragen. Am ersten Tag sei der Link, um das Formular herunterzu­laden, allerdings nicht auffindbar gewesen, sagt die Friseurin. Doch auch sie stehe im engen Kontakt mit der Handwerksk­ammer. „Ich hoffe, wir dürfen bald wieder öffnen“, sagt Ünal.

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FOTO: ARNE IMMANUEL BÄNSCH/DPA Die von der Landesregi­erung angeordnet­e Schließung trifft die Friseursal­ons in der Stadt Mengen hart.

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