Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Telefonsprechstunde der Schulsozialarbeit
- Rund drei Wochen standen Schulen und Familien vor der Herausforderung, das Klassenzimmer in die eigenen vier Wände zu verlegen. Drei Schulen gehen unterschiedliche Wege.
Schon lange bevor das Coronavirus den Alltag auf den Kopf gestellt hat, richtete Schulleiter Oliver Paul am
Reinhold-Frank-Schulzentrum Ostrachtal
eine digitale Lernplattform in einem geschützten Bereich auf der Schulhomepage ein. Bislang wurde es etwa für Elternbriefe oder die Anmeldungen zu AGs benutzt. „Nun kommt es uns zugute, dass wir die Plattform schon hatten und dort Aufgaben einstellen können. Die Lernplattform des Landes haben wir daher gar nicht in Erwägung gezogen“, sagt Paul. Die Bereiche sind nach Klassen unterteilt, es summieren sich Aufgaben beispielsweise von Mathe über Englisch bis Religion und Musik. Der Lehrer kann sehen, ob ein Schüler bereits eine Aufgabe begonnen oder schon abgegeben hat, kontrolliert diese dann. Um eine gewisse Verbindlichkeit zu schaffen, gibt es jeweils eine Abgabefrist. „Durch das Modell der Gemeinschaftsschule sind die Schüler selbstständiges Arbeiten gewohnt, sodass dies auch von zu Hause aus gut funktioniert“, sagt Paul. Eltern habe er geraten, nicht in die Rolle des Lehrers zu schlüpfen, sondern nur eine gewisse Struktur wie feste Lernzeiten vorzugeben. Für Fragen seien jeweils die Lehrer über die Plattform, telefonisch oder per E-Mail erreichbar. In den ersten Tagen sei die Arbeit mit der Plattform noch etwas unkoordiniert gewesen, aber mittlerweile laufe es sehr gut. „Sie hat den Stresstest bestanden und auch dank des engagierten Kollegiums bestens geklappt“, sagt Paul. Sollten die Schulen auch nach den Osterferien geschlossen bleiben, könne das Lernen über die Plattform fortgesetzt werden. Vermissen würde er aber den persönlichen Kontakt. „Der lässt sich zu keinem Schüler oder Kollegen durch das Telefon ersetzen“, sagt Paul. Die Ferien seien aber nun auch Ferien. Da aber einige Eltern nach Aufgaben gefragt hatten, um ihre Kinder zu beschäftigen, würden diese zur Verfügung gestellt. Dabei ist die Bearbeitung aber freiwillig.
Ähnlich sieht es an der
HerzogPhilipp-Verbandsschule in Altshausen
aus. Da Freizeitangebote auch in den Ferien rar sein werden, haben Eltern um zusätzliche Aufgaben gebeten, deren Bearbeitung aber ebenfalls freiwillig ist. „Da sollten Eltern nach Gefühl entscheiden, was jetzt das Richtige für ihr Kind ist“, sagt Manuel Lutz, kommissarischer Schulleiter. Die Aufgaben werden an der Grund- und Werkrealschule auf der normalen Homepage eingestellt, wo Schüler oder Eltern sie runterladen können. „Über die Plattform ,Moodle’ haben wir nachgedacht, aber uns schließlich für die eigene
Homepage entschieden“, sagt Lutz. Darüberhinaus würden die Lehrer viel auf eigenen Wegen lösen. Etwa nimmt einer seine Vorlesezeit als Video auf und stellt sie seinen Schülern zur Verfügung. Rückmeldung seiner Kollegen sei, dass alle den persönlichen Kontakt zu den Schülern sehr vermissen. Aber auch, dass nicht jeder daheim sich richtig an die Aufgaben setzt. „Manche Eltern haben jetzt größere Sorgen als das Arbeitsblatt in Mathe. Diese unterschiedlichen Voraussetzungen und möglichen Wissenslücken werden sich später im Schulalltag bemerkbar machen“, sagt Lutz. Zwar sei jetzt mehr Wert auf Wiederholungen gelegt worden, aber wenn die Schulen wieder öffnen, müsse auch bald wieder neuer Stoff dran kommen. Für die Zukunft denkt Lutz an eine Plattform wie in Ostrach. „Für den Moment haben wir aber das beste aus der Situation gemacht“, sagt Lutz.
Das nutzt die Lernplattform „Moodle“. Nachdem die Klassen am Montag
Studienkolleg St. Johann
Schulsozialarbeiterin Brigitte Reißer hat an der Herzog-Philipp-Verbandsschule eine Telefonsprechstunde eingerichtet, um weiterhin für Eltern, Schüler und Lehrer da zu sein. „Bei Kindern, wo es zu Hause nicht so gut läuft, entstehen schneller Konflikte“, erklärt sie. Mit der Situation seien mal Schüler, mal Eltern überfordert. Zu den Themen zählten Streit über Hausaufgaben, das fehlende Freizeitangebot aber auch die derzeit herrschende Ungewissheit über die Zukunft. „Und viele merken auch, dass der Kontakt nur über das Handy keine persönliche Beziehung ersetzt“, schildert Reißer. Sie und ihre Kollegen von den Zieglerschen haben für die Zeit der geschlossenen Schulen Tipps gegeben. Etwas dass eine klare Tagesstruktur mit festen Zeiten für Lernen, Essen und Freizeit helfe.
vor der allgemeinen Schulschließung noch mit Arbeitsaufträgen in ihren Schulbüchern und Kontaktdaten der Lehrer für die erste Woche von „Schule daheim“versorgt wurden, startete das Studienkolleg am Sonntag darauf mit der Lernplattform „Moodle“. Diese läuft über einen Landesserver, der in den ersten Tagen von Homeschooling arg an seine Grenzen geführt, dann aber zügig aufgerüstet wurde. „Innerhalb weniger Tage war so ziemlich die gesamte Schulgemeinde des Studienkollegs in Blönried online aktiv – und es läuft dank der Pflege des Systems durch einzelne fachkundige Kollegen wie geschmiert“, heißt es in einer Mitteilung der Schule. Auch das Blönrieder Tagesheim ist auf Moodle präsent. Ulrike Schmid, Leiterin des Tagesheims und aktuell Betreuerin einer fünften Klasse in der Hausaufgabenzeit, freut sich, dass die Technik ihr die Möglichkeit gibt, an der pädagogischen Arbeit mit Schülern dran zu bleiben. Per Videoschaltung unterstützt sie ihre Schützlinge bei der Erledigung der Arbeitsaufträge. Auch Schulleiter Klaus Schneiderhan setzt in diesen Zeiten auf den Unterricht mit Videoschaltung. So kann er mit seinem Chemiekurs in Kontakt bleiben, Fragen klären und Vorgänge demonstrieren.