Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Im Mittelpunkt steht die persönliche Beziehung zwischen Kind und Lehrer“
Zu dem Artikel „ Die Bildungsschere geht auseinander“der am Samstag, 4. April, auf der Seite „Wir im Süden“der Schwäbischen Zeitung veröffentlicht wurde und und der darin enthaltenen Aussage von Susanne Petermann-Mayer aus Hohentengen: „Die Digitalisierung ist an der Grundschule meines Kindes noch nicht angekommen“hat die Redaktion einen Leserbrief erhalten.
Es ist richtig, geschlossene Schulen und Kindergärten sind eine Herausforderung für Lehrer, Schüler und Eltern, insbesondere für Eltern von Kindergarten- und Grundschulkindern. Berechtigt in diesem Zusammenhang war und ist auch die Frage nach der Ausstattung und dem Umgang mit dem Thema Digitalisierung an unseren Schulen. Ebenso unstrittig ist die Tatsache, dass hier in Zukunft weiterhin Verbesserungsbedarf besteht. Unsere Schulen und Kommunen sind aber keinesfalls so schlecht aufgestellt, wie in Vor-Corona Zeiten immer wieder dargestellt wurde. Sofern die technischen und strukturellen Voraussetzungen an den einzelnen Schulen vorhanden sind, werden die digitalen Hilfsmittel seitens der Lehrer eingesetzt und gewinnbringend genutzt.
Deshalb kann ich die Aussage von Frau Petermann-Mayer , die Digitalisierung sei an der Grundschule ihres Kindes noch nicht angekommen, nicht akzeptieren. In ihrem Zitat und weiteren Ausführungen vermittelt sie den Eindruck, Grundschulen und Grundschullehrer sind nicht um ihre digitale Ausstattung bemüht, bzw. Grundschullehrer sind nicht in der Lage, mit digitalen Medien zu arbeiten. Ich kann Ihnen versichern, auch wir Grundschullehrer können inzwischen ein Handy von einem Festnetztelefon unterscheiden, wir sind auch in der Lage einen PC oder sonstige digitale und mediale Errungenschaften zu bedienen. Auch wir beziehen die digitale Welt in unsere tägliche Arbeit ein, soweit dies uns möglich ist. Grundschullehrer sind die Lehrer, die am häufigsten Fortund Weiterbildungen besuchen, gerade im Bereich digitaler Medien.
Aber wie im Artikel richtig erwähnt, bereitet der digitale Unterricht insbesondere schwächeren Schülern große Probleme, hier spielt die technische Ausstattung vor allem sozial benachteiligter Kinder eine wichtige Rolle. Auch viele Grundschüler,
wir sprechen hier von Kindern im Alter von sechs bis zehn Jahren, bevorzugen altersbedingt eine andere Art des Lernens. Nicht umsonst wird besonders an den Grundschulen seit vielen Jahren die LehrerKind-Beziehung in den Mittelpunkt der pädagogischen Arbeit gestellt. Kinder lernen am besten durch persönlichen Bezug und Nähe.
Gerade deshalb, Frau PetermannMayer, erhielten viele Grundschüler ihr Übungsmaterial in den letzten Wochen persönlich und nicht digital vom Klassenlehrer ausgehändigt, rechtzeitig vor den Schulschließungen und vor allem auch während der unterrichtsfreien Zeit, zum Teil selbst von den Klassenlehrern zu Hause ausgehändigt, einerseits um Rückmeldungen von Eltern und Kindern einzuholen, aber um auch das pädagogische Prinzip der LehrerKind-Beziehung gerade auch in diesen Zeiten vorzuleben. Diese Vorgehensweise hatte auch den Vorteil, gerade in Familien mit mehreren Kindern, nicht den Drucker zu Hause und damit das Budget der Eltern unnötig zu belasten. Die vielen positiven Rückmeldungen der Eltern bestätigten diese Vorgehensweise.
Deshalb ist der Vergleich der Schularten Grundschule und Gemeinschaftsschule, den Sie im genannten Artikel vornehmen, völlig unangebracht und sachlich falsch. Aber um was ging es Ihnen eigentlich? Als Mitarbeiterin unserer Landtagsabgeordneten Andrea BognerUnden nahmen Sie die Gelegenheit wahr, das politische Lieblingskind grüner Bildungspolitik, die Gemeinschaftsschule, als strahlenden Mittelpunkt unserer Schullandschaft darzustellen, auf Kosten vieler Grundschullehrer und- lehrerinnen, indem Sie dieser Berufsgruppe technische Rückständigkeit und Desinteresse unterstellen, vielleicht auch mehr?
Man kann nur hoffen, dass es sich hier um ihre persönliche Meinung handelt und nicht die der Grünen, was die Arbeit an unseren Grundschulen betrifft. Eigene politische Interessen in den Vordergrund zu stellen , in Zeiten, in denen Zusammenhalt und Zusammenarbeit gefragt sind, ist aus meiner Sicht äußerst fragwürdig.
David Haubner, Mengen Stadtrat in Mengen und Lehrer an der Göge-Schule in Hohentengen