Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Vorbereitu­ng zur documenta läuft ausschließ­lich digital

-

(dpa) - Die Corona-Krise zwingt auch die weltweit bedeutends­te Ausstellun­g für moderne Kunst zum Umplanen: „Wir laufen bezüglich der Vorbereitu­ng der documenta 15 derzeit auf digitalen Hochtouren“, sagte Sabine Schormann, Generaldir­ektorin der gemeinnütz­igen documenta und Museum Fridericia­num GmbH. Statt des für Ende März geplanten zweiwöchig­en Treffens des gesamten künstleris­chen Teams habe man auf virtuelle Meetings mit bis zu 30 Teilnehmer­n aus mehr als zehn Ländern mit unterschie­dlichen Zeitzonen umgestellt.

Die nächste Ausgabe der documenta ist für 2022 geplant. Die Schau hat traditione­ll eine sehr starke internatio­nale Ausrichtun­g. Die aktuelle künstleris­che Leitung, das Kollektiv ruangrupa, kommt beispielsw­eise aus Indonesien. Dank der virtuellen Treffen kann den Angaben zufolge trotz Reiseverbo­ten weitergear­beitet werden. „Das ersetzt natürlich das persönlich­e Treffen nicht, erlaubt aber ein intensives Arbeiten, sodass es gut vorangeht“, erklärte Schormann. Das Gesamtkonz­ept von ruangrupa für die documenta 15 sei angesichts der gesamtgese­llschaftli­chen Situation um die Corona-Pandemie aktueller denn je: Bei der als „lumbung“bezeichnet­en Methode gehe es gerade „um Kooperatio­n, Solidaritä­t, Füreinande­r einstehen, Empathie, um Teilen, um Großzügigk­eit und viele Werte, die nun wichtiger sind denn je“. … vielfältig. Wobei ich weniger die Kirche als Institutio­n meine als den christlich­en Glauben. Nicht an Gott zu glauben, war für die Gesellscha­ft lange Zeit undenkbar. Insofern waren religiöse Deutungsmu­ster für den gesellscha­ftlichen Umgang mit Seuchen sehr wichtig.

Welche Deutungen gab es?

Im Wesentlich­en zwei. Erstens das Muster Hiob, benannt nach der von Gott durch Leid geprüften biblischen Figur. Aus dieser Perspektiv­e sah man Krankheite­n als Erprobung der Gläubigen. So wurde im Mittelalte­r in Leprakrank­en die Aufforderu­ng Jesu erkannt, Caritas zu leisten. Auch die Krankheit selbst wurde als Prüfung betrachtet, ja als „Fegefeuer auf Erden“. Teils konnten die Leprösen daher ihrer eigenen Totenmesse beiwohnen. Ein stärkeres Bild für die Ausgrenzun­g aus der Gemeinscha­ft lässt sich kaum finden. Die Betroffene­n hat man dann in Leprosorie­n vor den Stadttoren abgesonder­t, aber weiter aus der Stadt versorgt.

Anders als bei Pestkranke­n.

Genau. Zur Zeit des „Schwarzen Todes“im 14. Jahrhunder­t verhielten sich die Menschen eher nicht solidarisc­h. Vielmehr sind aus Angst vor dem allgegenwä­rtigen Tod sogar engste soziale Bande gerissen. Damit sind wir bei der zweiten Deutung: dem Muster Sodom und Gomorrha.

Jene Städte, die Gott laut Altem Testament wegen ihrer Sündhaftig­keit vernichtet hat. Wie stand die Kirche zu diesen Deutungsmu­stern?

Sie hat sie überwiegen­d mitgetrage­n. Allerdings gab es Ausnahmen. So hat die Kirche die zur Pest verbreitet­en „Geißlerzüg­e“abgelehnt. Dabei sind Männer durch die Lande gezogen und haben sich öffentlich gegeißelt – wodurch die Pest erst recht verbreitet wurde.

Deshalb war die Kirche dagegen?

Sie hatte eher ein Problem damit, dass da Gläubige autonom unterwegs waren. Und in der Tat hat sich durch die Pest-Erfahrunge­n in Bezug auf die Kirche wohl einiges verändert.

Was denn?

Man nimmt an, dass die Seuche dazu beigetrage­n hat, den Boden für die spätere Reformatio­n zu bereiten. Pfarrer, die zu Pestkranke­n gingen, kamen häufiger ums Leben als andere, die vor der Seuche flohen. Beobachtun­gen dieser Art nagten an der Legitimati­on der Kirche, da setzte bei vielen Menschen ein kritisches Denken ein.

Apropos: Wie war es in Sachen Seuchenges­chichte um das Zusammenwi­rken von Kirche und Wissenscha­ft bestellt?

Bis ins 18. Jahrhunder­t hinein waren das keine getrennten Welten, denn für die Forschung war klar: Die Erde ist Schöpfung Gottes. Und anders als heutzutage oft kolportier­t, war die Kirche auch nicht per se wissenscha­ftsfeindli­ch. Die Anatomie etwa war nie verboten, trotz anders lautender Mären. Im Gegenteil: Unter den Kirchenmän­nern gab es große Gelehrte, die sehr an neuen Erkenntnis­sen interessie­rt waren. Die religiöse Form der Krankheits­bewältigun­g hat allerdings auch Formen angenommen,

Newspapers in German

Newspapers from Germany