Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Vom Rathaus direkt ins Wohnzimmer
Mengens Bürgermeister Stefan Bubeck diskutiert im Livestream mit Gästen über die Corona-Krise
- Der zweite Livestream bestätigt, dass dieses Format auf das Interesse der Bürger stößt. Nachdem es in der vergangenen Woche im ersten Livestream um die Gefahren der Corona-Ansteckung, um Schutz und Krankheit ging, sprach Bürgermeister Stefan Bubeck dieses Mal über die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie mit der Einzelhändlerin von „La belle Maison“Claudia Dorner, dem Geschäftsführenden Gesellschafter des Mittelstandsunternehmens „MTS Maschinenbau“, Eckhard Laible, und dem Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung WIS im Landkreis, Bernhard Kräußlich. Der Bürgermeister befragte sie über die konkreten Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft im Stadtgebiet und Landkreis. Alle drei Gäste hielten die derzeitigen Einschränkungen und Schließungen für richtig und zeigten sich eher optimistisch im Hinblick auf die mittelfristigen Folgen der CoronaKrise für ihre Unternehmen.
Fünf Minuten bevor es mit der Live-Übertragung losging, hatten sich bereits 40 Leute bei dem Chat angemeldet; beim Start um 19 Uhr waren es 90. Im Trauzimmer, wo die StudioTechnik installiert ist, herrschte nach den Mikrofon- und Kameraproben eine konzentrierte Stille und ruhige Atmosphäre.
Bürgermeister Bubeck fragte zunächst seine Gäste, ob aus ihrer Sicht die Einschränkungen gerechtfertigt und verhältnismäßig seien. Dorner hält sie für richtig, vor allem weil es in Mengen überproportional viele Erkrankte und Sterbefälle gebe. „Absolute Vorsicht ist richtig“, sagte sie und sprach sich für eine Verlängerung von zwei Wochen aus. Laible findet, dass die Maßnahmen spät gekommen sind und fordert eine schnellstmögliche Rückkehr zur Normalität in der Industrie, im Einzelhandel und in den Schulen. Risikogruppen sollten aber weiterhin geschützt werden, betonte er. Kräußlich empfahl die Infektionskurve genau zu beobachten und erst wenn sie sich nachhaltig abgeflacht hat, zur Normalität zurückzukehren.
In einer zweiten Fragerunde fragte Bubeck beide Unternehmer nach der Situation in ihren Betrieben. Dorner lobte, dass die Mittel aus der Soforthilfe innerhalb zehn Tagen auf dem Konto waren. Sie habe sich neue Online-Vertriebswege überlegt, um trotz Schließung die Frühjahrsmode verkaufen zu können. Sie zeigte sich sehr dankbar den Kundinnen gegenüber, die sie anrufen und anschreiben. Sie stelle die Taschen mit der Kleidung zur Anprobe vor deren Tür. Den Umsatzausfall könne sie damit nicht kompensieren. Laible berichtete, dass bei MTS die Produktion weiterlaufe und dass die Abteilungen Entwicklung und Verwaltung sich im Home-Office befinden. Er denke über eine Mundschutzpflicht im Werk nach. Er habe zwar Kurzarbeit angemeldet, aber noch nicht abgerufen, weil er noch keine Hilfen brauche. Der Umsatz sei noch nicht eingebrochen. Er könne zwei oder drei Monate durchhalten; rechne aber damit, dass der Umsatz sinken werde. Er appellierte an die Politik, die Industrie über Steuererleichterungen wirksam zu unterstützen.
In der dritten Fragerunde ging es um das Verhalten der Kundschaft und die Zeit nach der Pandemie.
Dorner erklärte, dass es in ihrem Modegeschäft problematisch werde, wenn die Sommerkollektionen geliefert werden. Dann sei die Frühlingsware nicht mehr gefragt. „Da wird der Laden voll, aber ich hoffe auf meine Kundinnen“, sagte sie. Sie bat die Stadt um einen verkaufsoffenen Sonntag im Sommer als Ersatz für den, der im März gestrichen wurde.
Laible prognostizierte, dass Kunden wieder mehr in Deutschland kaufen werden, weil die Lieferketten im Ausland unsicher seien. Das sei eine positive Entwicklung. Die Beziehungen zu den Kunden seien persönlicher geworden, man telefoniere auch mal ohne konkreten Anlass. Er lobte die gute Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und brach eine Lanze für den Standort Mengen: Die Belegschaft der MTS ziehe trotz Einschränkungen sehr gut mit. Als Fazit aus der Krise ziehe er mehrere Lehren: Die Digitalisierung und Verlegung von Glasfaser sollte weiter ausgebaut werden und Unternehmen sollten darauf achten, konstant über ausreichend Liquidität und Eigenkapital zu verfügen, um solche Krisen zu überstehen.
Das Video „Mengen diskutiert – Wirtschaftliche Folgen der CoronaPandemie“ist über folgenden Link abrufbar: www.youtube.com/ watch?v=Qp8i4fBUx0w