Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Digitaler Spaziergan­g

Münchner „Faust“-Ausstellun­g im Netz

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(KNA) - Die erfolgreic­he Münchner Ausstellun­g „Du bist Faust“, die 2018 in der Münchner Kunsthalle zu sehen war, ist angesichts geschlosse­ner Museen und Galerien nun im Internet erneut erlebbar. Unter www.kunsthalle­muc.de können Besucher einen digitalen Spaziergan­g durch die Räume der Schau machen. Wer auf die Audio-Symbole klickt, könne auch die Audioguide-Beiträge hören. Die Texte zu den jeweiligen Exponaten sind ebenfalls lesbar. Die digitale Ausstellun­g ist laut Mitteilung ein gemeinsame­s Projekt mit der Klassik Stiftung Weimar.

Die Schau beschäftig­te sich mit dem Drama von Johann Wolfgang von Goethe in der Kunst. Das weltweit bekanntest­e Werk der deutschen Literatur habe seit seiner Veröffentl­ichung im frühen 19. Jahrhunder­t unzählige Künstler fasziniert und zu eigenen Schöpfunge­n herausgefo­rdert, hieß es in der Ankündigun­g. Präsentier­t wurden mehr als 150 Gemälde, Grafiken, Skulpturen, Fotografie­n, Vertonunge­n und Filme von Künstlern aus Europa und den USA. Dazu zählen Eugene Delacroix, Charles Gounod, Max Beckmann, Martin Scorsese, Anselm Kiefer, Sigmar Polke und Karl Lagerfeld.

Der Bühnenbild­ner Philipp Fürhofer schuf die Kulissen. Die Besucher wurden auf eine Art Parcours durch das Drama mitgenomme­n. Sie sollten so zu Weggefährt­en des Gelehrten Heinrich Faust auf seiner rastlosen Suche nach Sinn und Ziel des Lebens werden. Denn dessen Pakt mit dem Teufel, die Verführung Margaretes, der verhängnis­volle

Treuebruch und die Selbstbetä­ubung im hemmungslo­sen Treiben der Walpurgisn­acht, Margaretes soziale Ächtung, ihr verzweifel­ter Kindsmord und das tragische Ende im Wahnsinn hätten die europäisch­e Kunst geprägt.

Vor allem die drei Hauptfigur­en brachten es zu Popularitä­t. Da sind der schillernd­e Charakter Mephistos und der Gelehrte Faust, der sich desillusio­niert von seiner vergeblich­en Suche nach höchster Erkenntnis in eine Welt des Rausches entführen lässt. Mit im Spiel ist zudem Margarete, die unschuldig-fromme Bürgerstoc­hter, die von Faust ins Verderben gerissen wird. Den Besuchern hielten die Figuren einen Spiegel vor. Themen wie Jugendwahn, Egoismus, Manipulati­on, Verführbar­keit und ein unersättli­cher Erlebnisdr­ang sind bleibend aktuell.

Die Kunsthalle München wird eigenen Angaben zufolge angesichts der Corona-Ausnahmesi­tuation frühestens am 20. April wieder öffnen. Dann soll unter dem Titel „Couturissi­me“eine Schau über den Modemacher Thierry Mugler zu sehen sein.

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FOTO: DPA Virtuell ins Museum: Die Kunsthalle München hat die „Faust“-Ausstellun­g von 2018 ins Netz gestellt.

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