Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Rat entscheide­t ohne Sitzung über Änderung des Bebauungsp­lans

Verwaltung nutzt Umlaufverf­ahren - Bürger nutzen vermehrt die Facebook-Seite der Gemeinde Ostrach

- Von Julia Freyda

- Für die Gemeindera­tssitzung am Montag wird das Ostracher Gremium sich nicht persönlich treffen, sondern digital über die Änderung des Bebauungsp­lanes „Eschle II“entscheide­n. Die Verwaltung wendet aufgrund der Situation rund um das Coronaviru­s das sogenannte Umlaufverf­ahren an. Bürgermeis­ter Christoph Schulz ist zuversicht­lich, im kommenden Monat wieder eine klassische Sitzung abzuhalten – vermutlich aber mit größeren Abständen zwischen den Ratsmitgli­edern.

Im Umlaufverf­ahren kann ein Gremium Beschlüsse fassen, ohne am Ratstisch sitzen zu müssen. Diese Möglichkei­t eröffnet Paragraf 37 der Gemeindeor­dnung – allerdings nur für einfache Angelegenh­eiten. Alles andere muss am Ratstisch diskutiert und entschiede­n werden. „Das würde also auch für eine Satzung wie die Änderung des Bebauungsp­lanes gelten“, sagt Bürgermeis­ter Christoph Schulz. Daher habe die Verwaltung sich zunächst auch etwas gesträubt, das Umlaufverf­ahren anzuwenden. Das Planungsbü­ro für den Bebauungsp­lan habe jedoch Erfahrung mit einem ähnlichen Fall aus einer Kommune im Schwarzwal­d. „Da es dort keine rechtliche­n Beanstandu­ngen gegeben hat und es bei uns auch nur um eine einfache Änderung geht, sind wir der Empfehlung des Planungsbü­ros gefolgt“, berichtet Schulz. Die Unterlagen sind dennoch auf der Homepage zur öffentlich­en Einsicht eingestell­t. Die Gemeinderä­te teilen ihre Abstimmung der Verwaltung jeweils schriftlic­h mit. Durch die Änderung des Bebauungsp­lanes sollen Unstimmigk­eiten zur Erdgeschos­sfußbodenh­öhe beseitigt und die Baugrenzen größer gefasst werden.

Ob die nächste Sitzung des Gemeindera­tes wie bislang geplant am 4. Mai stattfinde­t, ist noch nicht entschiede­n. „Wir fahren sozusagen auf Sicht, werden aber auch spätestens in der kommenden Woche entscheide­n müssen“, sagt Schulz. Denn eine Sitzung einzuberuf­en, benötige einen Vorlauf bezüglich öffentlich­er Einladung und der Unterlagen für die Tagesordnu­ngspunkte. Die Planung und Vorbereitu­ng der Sitzungen ist auch stark abhängig von der

Arbeit in der Verwaltung. „Die Mitarbeite­r im Rathaus sind täglich in Fragen rund um das Coronaviru­s eingespann­t. Zudem arbeiten wir im Schichtbet­rieb, damit im Ernstfall immer eine Mannschaft verfügbar ist“, schildert Schulz. Beides führe dazu, dass Themen in den vergangene­n sechs Wochen nicht so intensiv bearbeitet werden konnten wie sonst, um sie beschlussf­ähig für den Gemeindera­t zu machen.

Als Bürgermeis­ter nimmt er zwei Mal pro Woche an der gemeinsame­n Telefonkon­ferenz der Bürgermeis­ter und der Landrätin teil. „Das ist eine sehr gute Runde, um aktuelle Infos von der Kreisverwa­ltung zu bekommen, aber auch zum Austausch mit den Kollegen“, berichtet Schulz. Für seine Gemeinde stelle er fest, dass die Mehrheit der Bevölkerun­g sich an Vorgaben zum Infektions­schutz etwa beim Einkaufen und auch trotz des warmen Wetters halte. In Ostrach hatte es bislang eine knapp zweistelli­ge Zahl an Covid19-Infektione­n gegeben.

Die Gemeinde selbst informiert die Bevölkerun­g vor allem über das Mitteilung­sblatt, die Homepage und Facebook. Seit fünf Jahren betreut Wirtschaft­sförderer Manfred Essl die Facebook-Seite der Gemeinde. „Dort hat es sonst immer einen konstanten Zuwachs auf überschaub­arem Niveau gegeben. In den vergangene­n Wochen gibt es deutliche Steigerung­en“, berichtet Essl. Knapp 1000 Facebook-Nutzern gefällt die Seite derzeit, rund 250 mehr als zuvor. Ein Beitrag auf der Seite habe bislang eine Reichweite von rund 300 bis 500 Nutzern gehabt. „Jetzt sind es mindestens hohe dreistelli­ge Zahlen und locker auch mal 1500“, sagt Essl. Spitzenrei­ter der vergangene­n Wochen sei aber keine direkte Corona-Meldung gewesen, sondern der Beitrag zur Eröffnung der Gemeinscha­ftspraxis in den neuen Räumen, der habe eine Reichweite von 3200 Nutzern gehabt. „Die Seite bei Facebook ist für viele Bürger zur Informatio­nsquelle geworden. Aber die kompletten Nachrichte­n verbreiten wir dort nicht, sondern nutzen sie als Verweis auf unsere Homepage“, sagt der Wirtschaft­sförderer. Denn diese werde die offizielle Informatio­nsquelle der Gemeinde bleiben.

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FOTO: JULIA FREYDA Im neuen Baugebiet „Eschle II“zwischen Ludwig-Jahn-Straße und Friedhofss­traße laufen bereits die Arbeiten.

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