Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Biberacher erlebt Corona auf Philippinen
Imanuel Willburger-Wild wanderte vor neun Jahren auf den Inselstaat aus
- Die Coronazahlen steigen, die Schulen sind geschlossen, es gibt Ausgangssperren. Die Rede ist nicht von Deutschland, sondern von den Philippinen. Auch dort reagiert die Regierung auf das Virus. Imanuel Willburger-Wild erlebt das alles hautnah mit. Vor neun Jahren wanderte der heute 60-jährige Biberacher dorthin aus. Jetzt teilt er seine Erfahrungen mit den Maßnahmen.
Derzeit gibt es laut John Hopkins University auf dem Inselstaat 5660 bestätigte Fälle und 362 Todesfälle durch Covid-19 (Stand: 16.04.2020). „Hier gab es den Lockdown etwas früher und strenger, als in Deutschland“, sagt Willburger-Wild. Er arbeitet als Deutschlehrer für Krankenschwestern in Lipa, 80 Kilometer südlich der Hauptstadt Manila. „In der Bevölkerung gibt es für die Maßnahmen eine hohe Akzeptanz“, schildert er seinen Eindruck. Seit Mitte März gelten auf den Philippinen Ausgangssperren. Laut dem Auswärtigen Amt gelten diese auf der Hauptinsel Luzon noch bis zum 30. April.
Präsident Rodrigo Duterte ist weltweit bereits für seinen brutalen Kampf gegen Drogenkriminalität bekannt. Auch im Zuge der Ausgangsbeschränkungen drohte er bei Nichteinhaltung mit Festnahmen und im Ernstfall bei Auseinandersetzung sogar mit Erschießungen.
Willburger-Wild sagt dazu, die Ansprache sei lediglich eine drastische Form, um den Menschen klarzumachen, dass sie sich an die Regeln halten müssten. „Das ist nicht so schlimm, wie dargestellt. Die Leute haben keine Angst“, glaubt er.
Den Menschen sei aber die Dringlichkeit der Maßnahmen bewusst. Willburger-Wild: „Die Leute wissen: Wenn wir uns nicht daran halten, geht es nicht gut aus. Darum müssen wir jetzt diszipliniert sein.“Denn das Gesundheitssystem des Inselstaats sei nicht mit dem in Deutschland zu vergleichen. Die meisten Menschen hätten keine Krankenversicherung.
„Momentan ist hier noch alles klar. Wir sind bei der Ausbreitung von Corona aber auch noch hintendran“, sagt er. „Wenn es hier jemals richtig losgehen sollte, sehe ich keine Chance, das in den Griff zu kriegen.“
Die Auswirkungen von Corona sind derweil laut Willburger-Wild stark im Alltag zu spüren. „Ab sofort dürfen Bürger eines jeden Stadtviertels nur noch zweimal die Woche einkaufen gehen und man braucht einen Quarantäne-Ausweis, um sich draußen zu bewegen“, erklärt er. Es werde pro Haus nur ein Ausweis ausgegeben. Darauf steht auch, an welchen beiden Wochentagen sich die jeweilige Person draußen aufhalten darf. An Kontrollpunkten in den Stadtvierteln werde das überprüft. „Ohne kommt man nicht rein und nicht raus. Geschossen wird aber nicht, entgegen den Publikationen“, sagt er.
Unterwegs ist Willburger-Wild mit seinem Fahrrad. Öffentliche Verkehrsmittel gebe es nicht mehr. Weder Fähren zwischen den Inseln, noch Busverkehr. Und auch die sogenannten Motorradtaxis seien abgeschafft worden, erzählt WillburgerWild. „Das ist für viele Menschen wirtschaftlich schwierig“, sagt er.
Trotz dieser Einschränkungen: „Die Menschen gehen bisher gelassen damit um“, meint er. In den großen Kaufhäusern seien nur noch die Lebensmittelgeschäfte geöffnet, sagt Willburger-Wild. Vor den Geschäften gebe es Warteschlangen mit
Stühlen, damit in den Läden nicht zu viele Personen auf einmal seien. „Ich persönlich war überrascht, wie gut das läuft“, sagt er. „Die Leute kommen mit vollen Einkaufswägen aus dem Supermarkt. Aber ich habe noch keine leeren Regale gesehen.“Er sei besorgt gewesen, dass es zu Hamsterkäufen komme. Aktuell sei das aber nicht der Fall. „Es gibt sogar noch Klopapier“, meint er lachend. Doch die Wartezeiten im Supermarkt seien lang. „Ich habe heute eineinhalb Stunden angestanden, um bezahlen zu können“, berichtet er.
Der Biberacher glaubt: „Der Lagerkoller kommt auch hier, wie überall.“Denn: „Die Philippiner reisen sehr gerne, haben gerne soziale Kontakte.“
Direkten Kontakt zu anderen Menschen muss Willburger-Wild jetzt auch in seinem Beruf meiden. Als Lehrer bringt er Krankenschwestern Deutsch bei, damit diese in Deutschland arbeiten können. Seinen Unterricht macht er inzwischen übers Internet. „Mein Vorteil ist, dass ich schon vor Corona die Unterrichtsfolien digital an die Wand projiziert habe“, sagt er. „Für mich ist der Online-Unterricht also kein Unterschied.“Und auch manche Schüler seien dankbar, weil sie sich jetzt die teils lange Anreise zur Schule sparen könnten. So unterrichte er derzeit aus dem Homeoffice täglich drei Klassen, sagt der 60-Jährige.
Bevor Willburger-Wild 2011 auswanderte, arbeitete er für ein großes Biberacher Unternehmen im Marketing, bereiste für Messen die Welt. So wurde er auf die Philippinen aufmerksam. Neben seiner Arbeit als Deutschlehrer betreibt WillburgerWild dort eine Tierrettung. In den vergangenen vier Jahren habe er so etwa 1000 Tiere gerettet. Gefundene Streuner vermittelt er an neue Herrchen. Dafür wirbt der 60-Jährige in Kaufhäusern und tritt dabei auch als Sänger auf. Diese Auftritte sind wegen Corona nicht mehr möglich. Das wirkt sich auch auf die Vermittlungen aus: „Die Adoptionen sind sehr zurückgegangen“, sagt er. Dennoch würden weiterhin viele Welpen abgegeben. Die annonciere er jetzt eben über das Internet.
Und wie geht es ihm selbst mit der Arbeit im Homeoffice? „Man genießt auch ein bisschen die Ruhe. Die Luft ist klarer“, erzählt er. „Wenn ich mit dem Fahrrad fahre, höre ich inzwischen meine Reifen quietschen. Sonst hörte man nur den Mordslärm der Autos.“Doch jetzt seien die Straßen fast menschenleer.
Vor dem weiteren Verlauf der Pandemie auf den Philippinen habe er keine Angst, sagt WillburgerWild. Jetzt zurück nach Deutschland will er nicht. „Man kann nicht auswandern und dann den gepackten Koffer im Schrank stehen lassen“, sagt er. „Außerdem bin ich hier mit meiner Arbeit nützlich. Ich mache einen Dienst an Menschen und an Tieren.“
Vicky Schmoll: 2014 wollte ich schöne Bilder von mir machen lassen und bin damit zum Fotografen. Leider konnte ich mir den nicht leisten – 300 Euro waren einfach zu viel Geld. Dann habe ich mich im Internet auf einer Seite angemeldet, die Fotografen und Models zusammenbrachte. Angefangen habe ich dann mit TFPShootings (Time For Pictures), also freien Shootings, bei denen kein Geld den Besitzer wechselt und sowohl Fotograf als auch Model die Bilder nutzen dürfen.
Wie war Dein erstes Shooting?
Schmoll: Ich bin damals mit meiner besten Freundin hingefahren. Ganz wichtig: Auch als Model sollte man niemand Fremden alleine treffen. Kurz vor dem Ziel habe ich total Panik bekommen. Ich dachte: Oh Gott, das wird nie was – und was, wenn wir entführt werden? Meine Freundin hat mich zum Glück beruhigen können, aber die ersten fünf Minuten waren gefühlt die schlimmsten meines Lebens. Dann hat es Spaß gemacht und ich bin auf den Geschmack gekommen.
Und wie ging es dann weiter?
Schmoll: Dann kam erst mal eine Pause. Mein damaliger Freund wollte nicht, dass ich Shootings mache. Erst nach der Trennung ein
Schmoll: Ja, ich verdiene damit ganz gut. Für ein zweitägiges Shooting kann schon mal ein vierstelliger Betrag rausspringen. Aber man muss sehr viel Disziplin mitbringen: Für die Auftragsverhandlungen, die Vorbereitungen und das viele Reisen zu den Shootings.
Du machst ja eher außergewöhnliche Bilder. Worauf kommt es Dir beim Modeln an?
Schmoll: Ich stehe total auf knallige Farben, Natur und Shootings mit Tieren. Darüber hinaus ist es mir wichtig, dass ich bei den Shootings Ideen einbringen kann und nicht nur strikte Anweisungen von Fotografen und Auftraggebern befolge.
Wie entscheidest Du, welche Aufträge du annimmst?
Schmoll: Bei Bezahl-Aufträgen nehme ich eigentlich fast alles – es sei denn, ich stelle fest, dass die Fotografen unseriös sind oder einen schlechten Ruf haben.
Was meinst Du damit?
Schmoll: In der Branche sind schon spezielle Leute unterwegs – allerdings nicht nur böse Fotografen. Das
Schmoll: Ja, meine Mutter weiß immer, wo ich bin. Trotzdem muss man sehr vorsichtig sein, wem man vertraut. Zum Glück habe ich mit der Zeit eine gute Menschenkenntnis entwickelt, da filtert man das Gröbste raus. Trotzdem sind unangenehme Anfragen über Facebook und Instagram in letzter Zeit häufiger geworden.
Unangenehme Anfragen?
Schmoll: Erstaunlich viele Männer schreiben mir sehr plump und schicken teils auch gleich noch ein Bild von ihrem Geschlechtsteil mit. Am Anfang ging mir das total nach, wie daneben sich die Leute in der Anonymität des Internets benehmen. Inzwischen leite ich die Bilder aber an meine Mutter und meine Freunde weiter und wir lachen gemeinsam darüber. Das ist so ein bisschen Psycho-Hygiene. Trotzdem frag ich mich immer noch, was in denen vorgeht.
Auch Sado-Maso-Fotos (SM) sind in deiner Setcard. Das wäre vielen mit Sicherheit zu krass. Wo ist bei
Schmoll: Ich glaube, heute gibt es für alles mehr Akzeptanz, Curvy Models kommen inzwischen ganz gut an. Trotzdem, ich kenne ganz viele Mädels, die überhaupt kein Selbstwertgefühl haben, weil sie sich nach wie vor an diesen Idealen orientieren: Dünn, Stupsnase, große Brüste, dicker Po. Instagram ist da für Jugendliche sicher keine Hilfe, da werden diese Ideale ganz extrem propagiert. Aktuell wollen alle aussehen wie Kim Kardashian. Aber in der Realität sind die Mädchen nun mal verschieden: Die eine hat eine zu lange Nase, wie ich zum Beispiel auch, die nächste hat zu kleine Brüste, zu schmale Lippen und so weiter. Dabei muss man gar nicht perfekt in dieses Schema passen, um schön zu sein.
Vor 15 Jahren warst Du selbst ein Teenie-Mädchen. Welchen Rat würdest Du heute deinem 14-jähriges Selbst geben?
Schmoll: Lerne dich selbst zu lieben. Auch wenn nicht alles an dir perfekt ist, hat jede Frau etwas, das sie schön macht.