Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Fürths Azzouzi wehrt sich gegen Millionärsklischee
Geschäftsführer
(Foto: dpa) von Zweitligist Greuther Fürth sieht bei den Profivereinen in der Corona-Krise marktbedingt finanzielle Probleme. „Das große Dilemma ist, dass relativ viel Geld im Fluss ist, aber relativ wenig Rücklagen gebildet wurden, weil man – das muss man ehrlicherweise sagen – unter extremem Erfolgsdruck steht“, sagte er im Transfermarkt-Interview. Der 49-Jährige kritisierte zudem „Politiker, Virologen oder andere Experten“, die den Profifußball in der öffentlichen Diskussionen über den Umgang mit der Pandemie als „reine Spaßveranstaltung“bewerten. „Das sind wir nicht, in Fürth schon einmal gar nicht. Wir haben keine Millionäre bei uns“, sagte Azzouzi. Es ginge ja auch „um Mitarbeiter wie den Platzwart – der hat auch Verpflichtungen und eine Familie zu ernähren. Wir sprechen von fast 60 000 Mitarbeitern bei den Proficlubs.“(dpa)
Nein, abgesehen von der Gesundheit steht alles andere erst einmal hinten an. Allerdings geht es um die Existenz von 15 bis 20 der 36 Profivereine in Liga eins und zwei, zudem sichert der Spielbetrieb rund 50 000 bis 60 000 Arbeitsplätze, der Staat profitiert durch enorme Steuer-Einnahmen. Ich hoffe, dass man – immer vorausgesetzt, es ist medizinisch vertretbar – Mitte Mai wieder beginnen kann.
Würde sich der Fußball nicht über die Gemeinschaft erhöhen, weil dann andere Bereiche des gesellschaftlichen Lebens noch eingeschränkt sind?
Wie gesagt, die Rahmenbedingungen müssen stimmen, jedes Risiko auf ein Mindestmaß begrenzt sein. Aber generell gilt: Jede Ablenkung hilft den Leuten. Selbst mit Geisterspielen, die wohl aktuell ein Großteil der Fans in Kauf nehmen würde.
Wie herrlich wäre es doch, wenn man am Wochenende wieder über merkwürdige Entscheidungen des Video-Schiedsrichters streiten könnte statt über Schul- und KitaÖffnungen debattieren.
So ist es. Mit zwei bis drei englischen Wochen müsste man bis Ende Juni hinkommen, im Juli, August könnte dann bestenfalls der Europacup beendet werden, in welchem Format auch immer. Not macht erfinderisch.
Die Liga im Schnelldurchlauf – und auf Crashkurs im physischen Sinne? Sportärzte und Physiotherapeuten warnen bereits vor Verletzungen durch Überlastung nach der langen
Trainingspause ohne Zweikämpfe. Ach, das sind alles fitte Jungs im besten Alter, die stehen voll im Saft. Und wir haben nun mal eine Sondersituation, da muss man dann eben auch dreimal pro Woche spielen können. Natürlich ist es nicht einfach, die Wettkampfhärte fehlt seit längerer Zeit. Aber wenn man im Mai wieder anfangen dürfte, mit Körperkontakt zu trainieren, müssten zwei Wochen Vorbereitung reichen. Ich sehe ein anderes Problem.
Welches denn?
Die psychologische Seite. Vielleicht hat der eine oder andere Spieler doch eine gewisse Hemmschwelle vor den Zweikämpfen, weil er sich nicht anstecken will. Aber man will ja die Hygienesituation und die Testkapazitäten bestmöglich vorbereiten.
Was ist mit der Isolation der Mannschaften? Die Spieler müssten sechs Wochen in eine Art Hotel-Quarantäne gehen.
Natürlich wäre das eine lange, zähe Zeit. Aber auch nicht anders als bei einer WM oder EM inklusive Vorbereitung. Die Ehefrauen, Freundinnen und Kinder sind eigentlich das Rückzugsgebiet der Profis, sorgen für die innere Balance der Spieler. Das fiele dann weg. Aber im Vergleich zu dem, was viele Bürger momentan mitmachen, ist das ein kleines Übel.
In der Premier League ist die Aussicht auf Geisterspiele noch nicht vorhanden ...
Dort hat die Regierung viel zu zögerlich auf die Verbreitung des Virus reagiert, wie in den USA. Wir in Deutschland sind in sehr guten Händen, wenn ich mir Statements der Regierungschefs dieser beiden Staaten anschaue. Außerdem hat die Bundesliga schnell an einem Strang gezogen, die Solidarität untereinander ist da. Wenn jemand noch nicht realisiert hat, wie stabil und größtenteils gut aufgestellt die Vereine hierzulande sind, dann jetzt. Als es in England um Gehaltsverzicht der Spieler ging, bekam man den Eindruck, dass es nur noch um Kommerz geht. Da sind moralische Werte verlorengegangen. Allerdings ist das System ein anderes: Die Vereine gehören großen Investoren. Viele Profis haben lieber direkt an das nationale Gesundheitssystem gespendet, wollten nicht dem Investor Geld schenken.
Zum FC Bayern: Pokert Nationaltorhüter Manuel Neuer nicht ein
Bei Werner wüsste ich nicht, auf welcher Position er spielen soll. Auf der Außenbahn sehe ich ihn nicht, eher im Zentrum wie bei RB Leipzig. Aber nicht hinter Robert Lewandowski, das ist nicht seine Rolle. Werner braucht Raum für sein Spiel, für seine Schnelligkeit, muss hinter die Kette kommen. Und als reiner Back-up für Lewandowski wäre er zu teuer. Sanés Qualitäten als Flügelspieler stehen außer Frage, die sind außergewöhnlich. Aber man weiß eben nicht, wie er nach seiner schweren Verletzung (Kreuzbandriss) zurückkehrt. Stutzig macht mich außerdem, dass Manchester Citys Trainer Pep Guardiola ihn nicht auf Teufel komm raus behalten will. Am Ende ist es für mich bei Sané eine Frage des Preises.
Bliebe Leverkusens Havertz ...
Mit seinen erst 20 Jahren ist er ein beinahe kompletter Spieler mit tollen Anlagen. Er übernimmt Verantwortung, tritt bodenständig auf, hat aber auch schon eine unterschwellige Arroganz in seinem Auftreten – und das braucht man bei Bayern. Ich würde Havertz mit der Schubkarre nach München bringen.