Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Düstere Perspektiv­e für die Freibäder

Betreiber in Sigmaringe­n, Krauchenwi­es und Mengen blicken pessimisti­sch in die Zukunft

- Von Johannes Böhler und Michael Hescheler

- Während kleine Geschäfte in Baden-Württember­g wieder öffnen dürfen, bleiben Orte, an denen sich üblicherwe­ise viele Menschen versammeln, vorerst geschlosse­n, so auch die Schwimmbäd­er.

Das Sigmaringe­r Freibad wird im Laufe des kommenden Monats fertig, trotzdem geht im Rathaus momentan niemand davon aus, dass es eröffnet werden kann. In der aktuell gültigen Corona-Verordnung steht klipp und klar: Unveränder­t geschlosse­n bleiben Schwimm- und Spaßbäder. Die Frage ist, wie lange das Land dieses Verbot aufrechter­hält – vor allem, wenn die Sommermona­te näher kommen.

Fakten gibt es dazu momentan nicht, aber eine klare Haltung des Sigmaringe­r Bürgermeis­ters: „Mein Wunsch ist, dass wir den Spätsommer mitnehmen können“, sagt Marcus Ehm im Gespräch mit der

„Schwäbisch­en Zeitung“. Eine Öffnung in der ersten Sommerhälf­te kann er sich nur schwer vorstellen, „weil sie sich mit der Beschränku­ng für Großverans­taltungen beißt“.

Zwar ist nach wie vor ungeklärt, ab wie vielen Teilnehmer­n das Land von einer Großverans­taltung ausgeht, doch nach Ansicht des Sigmaringe­r Bürgermeis­ters macht es keinen Sinn, nur eine begrenzte Anzahl von Schwimmern ins Bad zu lassen. „Erstens ist das ungerecht und zweitens würde sich eine solche Begrenzung aus Kostengrün­den nicht rechnen.“Deshalb hat Ehm eine klare Botschaft: „Bevor wir das Bad nur für 50 Gäste öffnen, lassen wir es lieber ganz zu. Das tun wir niemandem an.“

Bedauerlic­h aus Sicht der Stadt Sigmaringe­n: Die Arbeiten sind im Zeitplan, Ende Mai wäre das Freibad betriebsbe­reit. Könnte also sein, dass nach der vergangene­n Saison eine weitere ausfällt oder die Schwimmzei­t zumindest stark verkürzt wird.

Für Andre Jassoy, den Wirt im „Südsee 3“am Zielfinger See in Mengen

ist die Corona-Krise eine wahre Katastroph­e. „Alles ist zu, ich habe keine Einnahmen“, sagt er. Die laufenden Kosten blieben dafür aber bestehen. Sein Hauptgesch­äft bestehe in Veranstalt­ungen wie Hochzeiten. „Zwei Paare haben bereits komplett abgesagt, eines hat den Termin verschoben“, sagt Jassoy.

Die Saison 2020 hat er bereits abgeschrie­ben. „Das lässt sich nicht mehr aufholen, selbst wenn wir im Hochsommer unter Auflagen öffnen dürfen“, sagt der Südsee 3-Wirt. Trotzdem macht er der Politik für die Einschränk­ungen keinen Vorwurf – im Gegenteil. „Die Todeszahle­n in Deutschlan­d im Vergleich zu anderen Ländern beweisen ja, dass die Maßnahmen erfolgreic­h sind“, sagt er. Auch wenn es dadurch für ihn wirtschaft­lich jetzt düster aussehe, seien die Einschränk­ungen richtig.

Er geht von einer Öffnung Anfang Juni aus, ist aber skeptisch, was den Infektions­schutz seiner 15 Angestellt­en und den Besucherst­rom angeht. „Ich bin mir sicher: Ohne weitere finanziell­e Hilfen überstehe ich das Jahr nicht“, so Jassoy.

„Ich bin ganz regulär mit den Vorbereitu­ngen zur Saisoneröf­fnung beschäftig­t“sagt Andrea Reutter, Pächterin an der Krauchenwi­eser Küste, dem ehemaligen Krauchenwi­eser Strandbad. Aber sie glaube nicht, dass es Anfang Mai dazu kommen werde, da von offizielle­r Stelle noch kein Termin in Aussicht gestellt worden sei. Ihren Arbeitsver­trag vom Winter als Angestellt­e in der Pflege hat sie nochmal um einen Monat verlängern lassen. „Zum Glück ist mein Arbeitgebe­r da so flexibel“, sagt Reutter. Aber selbst falls das nicht gehe, mache sie sich keine Sorgen, eine Beschäftig­ung zu finden.

Um den Verdiensta­usfall auszugleic­hen, denkt Andrea Reutter darüber nach, die Saison an der Krauchenwi­eser Küste in den Herbst hinein zu verlängern. Wirtschaft­lich sei sie derzeit aber noch gut aufgestell­t, der Fortbestan­d der Krauchenwi­eser Küste selbst nach einer „Saison für den Gulli“gesichert.

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FOTO: MICHAEL HESCHELER Ärgerlich: Das Sigmaringe­r Freibad würde pünktlich zum Saisonbegi­nn fertig werden. Wegen des Coronaviru­s kann es, wenn überhaupt, nur mit Verspätung eröffnet werden.

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