Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Düstere Perspektive für die Freibäder
Betreiber in Sigmaringen, Krauchenwies und Mengen blicken pessimistisch in die Zukunft
- Während kleine Geschäfte in Baden-Württemberg wieder öffnen dürfen, bleiben Orte, an denen sich üblicherweise viele Menschen versammeln, vorerst geschlossen, so auch die Schwimmbäder.
Das Sigmaringer Freibad wird im Laufe des kommenden Monats fertig, trotzdem geht im Rathaus momentan niemand davon aus, dass es eröffnet werden kann. In der aktuell gültigen Corona-Verordnung steht klipp und klar: Unverändert geschlossen bleiben Schwimm- und Spaßbäder. Die Frage ist, wie lange das Land dieses Verbot aufrechterhält – vor allem, wenn die Sommermonate näher kommen.
Fakten gibt es dazu momentan nicht, aber eine klare Haltung des Sigmaringer Bürgermeisters: „Mein Wunsch ist, dass wir den Spätsommer mitnehmen können“, sagt Marcus Ehm im Gespräch mit der
„Schwäbischen Zeitung“. Eine Öffnung in der ersten Sommerhälfte kann er sich nur schwer vorstellen, „weil sie sich mit der Beschränkung für Großveranstaltungen beißt“.
Zwar ist nach wie vor ungeklärt, ab wie vielen Teilnehmern das Land von einer Großveranstaltung ausgeht, doch nach Ansicht des Sigmaringer Bürgermeisters macht es keinen Sinn, nur eine begrenzte Anzahl von Schwimmern ins Bad zu lassen. „Erstens ist das ungerecht und zweitens würde sich eine solche Begrenzung aus Kostengründen nicht rechnen.“Deshalb hat Ehm eine klare Botschaft: „Bevor wir das Bad nur für 50 Gäste öffnen, lassen wir es lieber ganz zu. Das tun wir niemandem an.“
Bedauerlich aus Sicht der Stadt Sigmaringen: Die Arbeiten sind im Zeitplan, Ende Mai wäre das Freibad betriebsbereit. Könnte also sein, dass nach der vergangenen Saison eine weitere ausfällt oder die Schwimmzeit zumindest stark verkürzt wird.
Für Andre Jassoy, den Wirt im „Südsee 3“am Zielfinger See in Mengen
ist die Corona-Krise eine wahre Katastrophe. „Alles ist zu, ich habe keine Einnahmen“, sagt er. Die laufenden Kosten blieben dafür aber bestehen. Sein Hauptgeschäft bestehe in Veranstaltungen wie Hochzeiten. „Zwei Paare haben bereits komplett abgesagt, eines hat den Termin verschoben“, sagt Jassoy.
Die Saison 2020 hat er bereits abgeschrieben. „Das lässt sich nicht mehr aufholen, selbst wenn wir im Hochsommer unter Auflagen öffnen dürfen“, sagt der Südsee 3-Wirt. Trotzdem macht er der Politik für die Einschränkungen keinen Vorwurf – im Gegenteil. „Die Todeszahlen in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern beweisen ja, dass die Maßnahmen erfolgreich sind“, sagt er. Auch wenn es dadurch für ihn wirtschaftlich jetzt düster aussehe, seien die Einschränkungen richtig.
Er geht von einer Öffnung Anfang Juni aus, ist aber skeptisch, was den Infektionsschutz seiner 15 Angestellten und den Besucherstrom angeht. „Ich bin mir sicher: Ohne weitere finanzielle Hilfen überstehe ich das Jahr nicht“, so Jassoy.
„Ich bin ganz regulär mit den Vorbereitungen zur Saisoneröffnung beschäftigt“sagt Andrea Reutter, Pächterin an der Krauchenwieser Küste, dem ehemaligen Krauchenwieser Strandbad. Aber sie glaube nicht, dass es Anfang Mai dazu kommen werde, da von offizieller Stelle noch kein Termin in Aussicht gestellt worden sei. Ihren Arbeitsvertrag vom Winter als Angestellte in der Pflege hat sie nochmal um einen Monat verlängern lassen. „Zum Glück ist mein Arbeitgeber da so flexibel“, sagt Reutter. Aber selbst falls das nicht gehe, mache sie sich keine Sorgen, eine Beschäftigung zu finden.
Um den Verdienstausfall auszugleichen, denkt Andrea Reutter darüber nach, die Saison an der Krauchenwieser Küste in den Herbst hinein zu verlängern. Wirtschaftlich sei sie derzeit aber noch gut aufgestellt, der Fortbestand der Krauchenwieser Küste selbst nach einer „Saison für den Gulli“gesichert.