Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Felix Sturm muss in Haft
Ehemaliger Boxprofi wegen Steuerhinterziehung verurteilt
(dpa) - 49 Kämpfe hat Felix Sturm in seiner Profikarriere bestritten, nur einmal ging er im Ring k.o. Jetzt hat den ehemaligen Boxweltmeister ein schwerer Knockout ereilt, der ihn für lange Zeit außer Gefecht setzen wird: drei Jahre Gefängnis. Sturm, mit bürgerlichem Namen Adnan Catic, war am Donnerstag vom Landgericht Köln wegen Steuerhinterziehung und versuchter Steuerhinterziehung verurteilt worden. Es ging um eine Gesamtsumme von rund einer Million Euro in den Jahren 2008 bis 2010 sowie 2013.
Aber das ist noch nicht alles: Sturm hat als deutscher Spitzensportler eine Vorreiterrolle. Er wurde wegen Dopings von einem ordentlichen Gericht für schuldig befunden. Seit Dezember 2015 gilt das Anti-DopingGesetz. Der Vorwurf gegen den in Leverkusen geborenen Sohn bosnischer Eltern stammt aus dem WM-Kampf im Februar 2016, als er gegen den Russen
Fjodor Tschudinow gewann und sich den WM-Titel im Supermittelgewicht der World Boxing Association (WBA) sicherte. Damals waren im anschließenden Urintest beim Sieger Spuren des anabolen Steroids Stanozolol festgestellt worden. Dem Boxer wurde deshalb vorsätzliche Körperverletzung vorgeworfen.
„Die Strafe wegen Steuerhinterziehung ist nachvollziehbar“, sagte Thomas Pütz, Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer (BDB), am Freitag. „Aber das Dopingurteil geht gar nicht. Ich bin schockiert.“Den Test hatte die Agentur Voluntary Anti-Doping Association (VADA) aus Las Vegas vorgenommen. „Sturms Einwände, dass die Dopingproben offensichtlich nicht ordnungsgemäß, also ohne Manipulationen, ins dortige Labor gekommen sind, wurden nie ausgeräumt. Die WBA hatte daraufhin das Verfahren gegen den Deutschen eingestellt und keine Strafen erhoben. Sturm blieb Weltmeister, sein Kampf wurde nie annulliert“, sagte Pütz. Auch national wurde Sturm nie gesperrt. Außerdem kritisierte Pütz, dass sich das Urteil nur auf eine Analyse der VADA stütze.
Ursprünglich standen bei Sturm 5,8 Millionen an Steuerschulden im Raum. Für die Jahre 2011 und 2012 wurde der 41-Jährige freigesprochen, die Verfahren 2014 und 2015 wurden eingestellt. So blieb eine Steuerschuld von rund einer Million Euro. Die acht Monate in Untersuchungshaft werden Sturm angerechnet, zudem steht offener Vollzug in Aussicht. Das Urteil ist jedoch noch nicht rechtskräftig. „Zeit hat er jetzt“, sagte Pütz. „Er kann trainieren, sich fit halten. Dass es doch noch zu einem Comeback gegen Arthur Abraham kommt, schließe ich nicht aus.“