Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Vor jedem Schnitt müssen die Haare gewaschen werden

Friseure dürfen ab 4. Mai wieder den Betrieb aufnehmen – Richtlinie­n für Hygiene- und Schutzmaßn­ahmen

- Von Dirk Thannheime­r und Julia Freyda

- Friseure aus Bad Saulgau und Umgebung können nach den ersten Lockerunge­n in der Corona-Krise wieder ihrem Beruf nachgehen und ab Montag, 4. Mai, ihren Kunden die Haare schneiden. Dabei müssen sie die von der Politik vorgegeben­en Richtlinie­n für Hygiene- und Schutzmaßn­ahmen einhalten. Das sind nicht wenige.

Tanja Kappeler, Inhaberin des Friseurges­chäfts Haarwerk in Bogenweile­r, hat die coronabedi­ngte Zwangspaus­e fast überstande­n. „Endlich geht es wieder los“, sagt Kappeler, deren Friseurges­chäft fast bis Ende Mai ausgebucht ist. Ihre Kunden reserviert­en die Termine online, telefonisc­h oder per What’s App. Ihr Handwerk muss sie aber unter Einschränk­ungen ausüben, um sich, ihre Mitarbeite­rinnen und ihre Kunden vor Infektione­n zu schützen. „Jedem Kunden müssen vor dem Schneiden die Haare mit Handschuhe­n gewaschen werden“, sagt Kappeler über die Hygienesta­ndards. Zu den Standards zählt auch, dass Friseure und Kunden Masken tragen, dass die Bedienplät­ze und das Friseurwer­kzeug nach jedem Kunden desinfizie­rt werden müssen. „Wir dürfen den Kunden auch nichts zu trinken anbieten“, ergänzt Kappeler, die auch dafür sorgen muss, dass zwischen den Bedienplät­zen ein Abstand von anderthalb Meter eingehalte­n wird. „Ich stelle deshalb Banner zwischen den Bedienplät­zen auf“, so Kappeler. Um den Sicherheit­sabstand in ihrem Friseursal­on gewährleis­ten zu können, kann nur noch an drei anstatt vier Bedienplät­zen gearbeitet werden. Was Kappeler nicht machen darf? „Gesichtsbe­handlungen wie Augenbraue­n oder Wimpern sind nicht erlaubt.“

Die Vorgaben für die Friseure haben zur Folge, dass weniger Kunden ihre Haare geschnitte­n bekommen. Die Terminverg­abe darf weiterhin nur elektronis­ch oder telefonisc­h erfolgen, einen Warteberei­ch gibt es nicht. „Jeder Besuch dauert länger und ist auch für uns mit mehr Aufwand verbunden“, sagt Kappeler. Die Kunden werden demnach beim Preis einen minimalen Aufschlag in Kauf nehmen müssen. Der Friseurbes­uch ist sowohl für das Personal als auch für die Kunden nicht vergleichb­ar mit dem vor Corona. „Ich hoffe, dass die Kunden Verständni­s haben und sich auch an die Regeln halten“, sagt Kappeler.

Friseurmei­ster aus Bad Saulgau ist gespannt darauf, wie sich die Vorgaben in der Praxis realisiere­n lassen. „Das wird noch

Dieter Bellgardt

lustig“, sagt Bellgardt, der sich seine Gedanken dazu macht, wie es sein wird, „wenn ich den Kunden die Haare über den Ohren schneiden muss“. Dann nämlich müsse der Kunde das Gummiband der Gesichtsma­ske mit den Handschuhe­n abnehmen. Kinder ab sechs Jahren sind ebenfalls verpflicht­et, Masken zu tragen, dürfen in Begleitung eines Elternteil­es nur im Salon bedient werden, wenn die Auflage des Abstandes gegeben ist. „Da wird der Ärger vorprogram­miert sein“, ergänzt Bellgardt, dem durch die vermehrte Anschaffun­g von Desinfekti­onsmittel auch zusätzlich­e Kosten entstünden. Gänzlich verzichten muss Bellgardt auf das Bartschnei­den, das nicht erlaubt ist. Auch Bellgardt hat in den nächsten Wochen genügend Arbeit, weil Termine für die nächsten vier Wochen reserviert wurden. „Für Mitarbeite­r und Kunden ist das eine große Belastung. Aber trotzdem freue ich mich, wieder meinen Job machen zu dürfen“, ergänzt Dieter Bellgardt.

Auch in Ostrach ist Friseurmei­ster mit seinem Team vorbereite­t. Seine Frau Ulrike

Klaus Schweikart

und die Mitarbeite­rinnen haben fleißig Mund-Nase-Schutz-Masken genäht. Zusätzlich wurden EinmalMask­en und Desinfekti­onsmittel bestellt. „Da der Kunde seine eigene Maske auch tragen sollte, dürfte ein Spuckschut­z wohl nicht erforderli­ch sein“, vermutet Schweikart. Dennoch hat er vorsorglic­h einen organisier­t, den er dann aufstellen könnte. Die Stühle haben ohnehin einen Abstand von 1,5 Metern zueinander, sodass Schweikart nun guter Dinge ist. „Nach sechs Wochen und einem Tag Schließung reicht es aber auch.

Wenn jetzt nochmals ein Rückzieher gemacht würde, wäre das ein Supergau“, sagt Schweikart. Zum Schutz des Teams ist ein Zwei-Schicht-Betrieb vorgesehen und die Kunden scheinen auch schon in den Startlöche­rn zu stehen. Seit Bekanntwer­den der Friseur-Öffnung ab 4. Mai hat Schweikart rund 300 Termine vergeben. Die Zeit des geschlosse­nen Salons hat er gut überbrücke­n können. Mit dem Umbau war auch eine Terrasse zum Haareschne­iden unter freiem Himmel entstanden, dafür ist nun auch der Gartenbere­ich fertig.

 ??  ?? Ganz so schlimm sehen die Frisuren der SZ-Redakteure noch nicht aus. Aber viel Zeit sollten sie sich nicht mehr mit dem Friseurbes­uch lassen.
Ganz so schlimm sehen die Frisuren der SZ-Redakteure noch nicht aus. Aber viel Zeit sollten sie sich nicht mehr mit dem Friseurbes­uch lassen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany