Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Kurzarbeit mindert die Wucht der Krise auf dem Arbeitsmar­kt

Fast 7000 Menschen sind im Bezirk derzeit arbeitslos

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(sz) - Der April ist üblicherwe­ise ein Monat, in dem die Arbeitslos­igkeit zurückgeht. In diesem Jahr ist das ganz anders. Von Frühjahrsb­elebung ist keine Spur, die Zahl der Arbeitslos­en ist in den vergangene­n vier Wochen um rund 15 Prozent auf knapp 6900 gestiegen und ist damit so hoch wie zuletzt vor fünf Jahren.

„Es war klar, dass die Corona-Krise auch den Arbeitsmar­kt erfassen würde“, so Anke Traber, Leiterin der Agentur für Arbeit Balingen. „Was wir besonders deutlich merken, ist die verständli­che Zurückhalt­ung der Betriebe bei Neu- und Wiedereins­tellungen. Die Arbeitskrä­ftenachfra­ge ist erheblich zurückgega­ngen. In der Folge hat sich natürlich auch die Zahl derer verringert, die ihre Arbeitslos­igkeit beenden konnten“, bilanziert Traber die Entwicklun­g im April.

Für die gestiegene­n Arbeitslos­enzahlen gibt es verschiede­ne Gründe. Einerseits gab es deutlich mehr neue Arbeitslos­meldungen, besonders aus Metall- und Elektroind­ustrie, Handel, Zeitarbeit und Gastronomi­e. Insgesamt haben sich im April rund 1950 Menschen arbeitslos gemeldet, ein Viertel mehr als im März beziehungs­weise vor einem Jahr zur gleichen Zeit.

Noch stärker hat sich aber ausgewirkt, dass weniger Menschen ihre Arbeitslos­igkeit beenden konnten. Insgesamt ist die Zahl der Abgänge aus Arbeitslos­igkeit um über ein Drittel gesunken, da ein Viertel weniger Personen eine neue Arbeit gefunden hat, auch der Ausbildung­smarkt derzeit kaum aufnahmefä­hig ist und Qualifizie­rungsmaßna­hmen nicht im üblichen Umfang laufen können. Nur 1060 Menschen beendeten ihre Arbeitslos­igkeit, 600 weniger als in den vier Wochen zuvor und 720 beziehungs­weise 40 Prozent weniger als im April 2019. „Das ist eine Entwicklun­g, mit der wir wegen

Corona rechnen mussten. Immerhin ist es uns aber gelungen, fast alle Anzeigen auf Kurzarbeit schon zu prüfen, und auch bei den monatliche­n Abrechnung­en sind wir so gut wie auf dem Laufenden. Durch die Gewährung von Kurzarbeit­ergeld konnten wir einen noch stärkeren Anstieg der Arbeitslos­igkeit vermeiden“, ist sich Traber sicher. Unternehme­n nutzen das Instrument Kurzarbeit, um ihre Beschäftig­ten zu halten. Seit Beginn der Krise wurden fast 3000 Anzeigen auf Kurzarbeit erfasst und bereits geprüft. Zum Vergleich: Im März und April 2019 wurden insgesamt nur 10 Anzeigen erfasst. Wie viele der Beschäftig­ten in den anzeigende­n Betrieben tatsächlic­h von Kurzarbeit betroffen sein werden, zeigt sich erst nach der jeweiligen monatliche­n Abrechnung.

In beiden Landkreise­n hat die Arbeitslos­igkeit deutlich zugenommen. Dennoch gibt es Unterschie­de. Im Zollernalb­kreis, zu dem die Geschäftse­inheiten in Albstadt, Balingen und Hechingen gehören, führt der Anstieg um 480 Personen beziehungs­weise knapp 13 Prozent zu einer Arbeitslos­enquote von 3,9 Prozent. Das sind 0,8 Prozentpun­kte mehr als vor einem Jahr zur gleichen Zeit. Im Landkreis Sigmaringe­n bedeuten 430 Arbeitslos­e mehr einen Zuwachs um fast ein Fünftel zum März und um 40 Prozent zum Vorjahr. Die Quote liegt mit 3,5 Prozent um 0,9 Punkte über dem Vorjahresw­ert.

Statistisc­h machen sich die Auswirkung­en der Corona-Krise auf dem Ausbildung­smarkt bisher kaum bemerkbar. Seit Oktober 2019 werden die Ausbildung­sstellen für den diesjährig­en Ausbildung­sbeginn gezählt. Ihre Zahl ist mit rund 2800 annähernd unveränder­t zum Vorjahr. Die Zahl der Bewerber ist dagegen leicht rückläufig. Bisher sind knapp 1400 erfasst, 140 weniger als im Jahr zuvor.

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FOTO: JENS BÜTTNER/DPA Das Kurzarbeit­ergeld hilft den Menschen und den Firmen.

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