Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Ein Moment für Lebemänner

- Von Michael Panzram

MCzarnik Jiri Ehrenberge­r Thomas Supis Vincenz Mayer Rich Chernomaz

an muss sich als glückliche­n Menschen vorstellen. Als notorische Frohnatur, die für den Moment lebt. Als Lebemann. Und das ist auch gut so. Denn sonst hätten die Zuschauer in der CHG-Arena an jenem 28. April 2019 nicht so viele Erinnerung­en geschenkt bekommen. An diesem Sonntagabe­nd nämlich feierten die ihren zweiten Meistertit­el in der Deutschen Eishockey-Liga 2. Und mittendrin: die bauchrutsc­hende „Axt von Manitoba“.

Ravensburg Towerstars

Es war Spiel sechs der Finalserie der DEL2-Play-offs zwischen den Towerstars und den

Bis dahin waren 70 Saisonspie­le zu überstehen – eine lange Saison (in der die Towerstars oft auf Platz eins standen, am Ende aber die Frankfurte­r), am Ende stand das Traumfinal­e zwischen den leicht favorisier­ten Hessen und den Ravensburg­ern.

Löwen Frankfurt.

Bei den Towerstars stand Rich Chernomaz an der Bande, ausgerechn­et gegen die Frankfurte­r, für die er lange Jahre gearbeitet hatte. Ganz offensicht­lich fand der Kanadier die richtigen Mittel – und zeigte sich auf den Punkt genau als perfekter Profi. Denn Chernomaz ging in dem Wissen in diese Finalserie, dass ihm auch ein Meistertit­el nichts bringen würde. Denn für die kommende Saison hatten die Towerstars im Hintergrun­d schon als neuen Trainer verpflicht­et. Chernomaz war im Februar für den entlassene­n gekommen, als Feuerwehrm­ann – aber was für einer!

Tomek Valtonen

Er bescherte den Ravensburg Towerstars etliche Momente des Glücks. Die Finalserie begann mit drei Auswärtssi­egen – die Oberschwab­en siegten zwei Mal nach jeweils hohem Rückstand, unter anderem ein 6:5 in Spiel drei nach 0:4Rückstand mit dem Siegtreffe­r durch

in letzter Sekunde, zwischendu­rch glichen die Löwen aus. Spiel vier ging mit dem ersten Heimsieg an Ravensburg, das somit Matchball hatte. Den ersten wehrte Frankfurt noch a. Zwei Tage später, am 28. April 2019, stand Partie Nummer sechs in der CHG-Arena an.

Es sollte ein fast 60-minütiger Dauerrausc­h werden, an dessen Ende der Meistertit­el der Towerstars feststand. Die Mannschaft um Kapitän

dominierte die Frankfurte­r. Schon nach wenigen Minuten erzielte die Führung und brachte die mit 3418 Zuschauer natürlich ausverkauf­te Arena zum Beben. Noch zweimal sollte Zucker sich in die Torschütze­nliste eintragen, dazu je einmal

und Goldhelm

David Zucker Robbie Andreas Driendl.

Nach einem seiner Treffer fuhr Zucker übers ganze Feld, um vor dem Frankfurte­r Block auf Knien rutschend zu jubeln – was die hessischen Fans natürlich nicht so gut fanden. Driendl dafür donnerte wegen seines Tores mit Gefühlsübe­rschuss dermaßen schwungvol­l gegen eine Plexiglass­cheibe, dass es niemand hätte wundern dürfen, wenn diese zerbrochen wäre. In den Schlussmin­uten kam Frankfurt noch zum 1:5, was höchstens – den als besten Spieler der Finalserie ausgezeich­neten Towerstars-Goalie – ein bisschen gewurmt haben mag, da ihm der Shut-out verwehrt blieb.

Jonas Langmann

Die Party startete. Als größtes Feierbiest entpuppte sich Chernomaz, der die Gedanken daran, dass damit seine Zeit in Ravensburg wieder enden musste, wegwischte – und gepflegt die Sau rausließ: großes Glas Bier, Zigarre, breites nordamerik­anisches Grinsen, den Pokal im Arm, ein Küsschen seiner Frau. Und dann noch dieser Moment: Vor dem B1Block lief Chernomaz an und schmiss sich in voller Anzugmontu­r zum Diver aufs Eis. Der tosende Applaus war ihm gewiss.

„Jetzt genießen wir es erst mal“, sagte er, der als „Axt von Manitoba“wieder einmal zugeschlag­en hatte, „dann sprechen wir in Ruhe“, obwohl es – was die Öffentlich­keit noch nicht wusste, er aber sehr wohl – nichts mehr zu besprechen gab, weil Valtonen im Anflug war. Chernomaz wollte sich diesen Moment nicht nehmen lassen. Und die Stimmung wollte er auch nicht trüben. Lieber sollte die zweite Meistersch­aft der Towerstars unverstell­t gefeiert werden. „Eigentlich unglaublic­h, dass das schon wieder ein Jahr her ist“, sagte Kapitän Vincenz Mayer zuletzt während eines Presseterm­ins beim Malteser Hilfsdiens­t. „Mir kommt es vor, als wäre es erst gestern gewesen.

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Vor einem Jahr haben die Towerstars zum zweiten Mal die Meistersch­aft in der DEL 2 gewonnen.

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