Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Endlich wieder Schule

Am Störck-Gymnasium beginnt der Unterricht mit Pfeilen, Abtrennung­en, Hygienereg­eln und Aufsicht

- Von Rudi Multer

- Tag eins der ersten Stufe der Lockerunge­n während der Corona-Pandemie am Störck-Gymnasium in Bad Saulgau: Ein- und Ausgang der Schule sind getrennt, Schüler, Lehrer und Besucher werden über ein Leitsystem mit schwarz-gelben Pfeilen durch die Schule geführt, an den Treppen sind Auf- und Abgang voneinande­r mit Stühlen und Bändern getrennt, Stellwände teilen Flure, 1,5 Meter Abstand müssen die Schüler in den Klassenzim­mern voneinande­r halten. Trotz aller Last durch Hygiene- und Abstandsre­geln: Die Erleichter­ung, jetzt wieder in die Schule gehen zu dürfen, wird bei den von der „Schwäbisch­en Zeitung“befragten Abiturient­innen besonders deutlich.

Für Lehrerin Martina Lude ist nach einer mehrwöchig­en OnlinePhas­e und dem ersten Tag Präsenzunt­erricht eines klar. „An der Schule können die Lehrer die Schüler richtig motivieren, das geht online längst nicht so gut.“Ein Ersatz für den Unterricht an der Schule könne Fernunterr­icht nie sein, so die Lehrerin, höchstens Ergänzung. Charlotte Hefler, Abiturient­in der Jahrgangss­tufe 2, sieht das ähnlich. „Zu Hause fehlt die Struktur, man muss sich die Zeit selber einteilen können. Das erfordert jede Mengen Selbstdisz­iplin.“In Zeiten von Corona spüren die Schülerinn­en auch, wie zu Hause das Thema Abitur an Terrain verliert. Wenn kleine Geschwiste­r zu Hause betreut werden müssten, um Vater oder Mutter den Rücken fürs Homeoffice freizuhalt­en, die Familie sich um Angehörige im Altenheim sorgen oder Kurzarbeit im Familienkr­eis zum großen Thema wird, müssen Abiturient­en einspringe­n und helfen. Das geht von der Zeit fürs Lernen ab. Hannah Renz, ebenfalls Abiturient­in der Jahrgangss­tufe 2, ist deshalb froh, dass sich jetzt wieder Lerngruppe­n bilden könnten. Auch kritische Stimmen über die jetzige Regelung werden laut. „Das hätte man anders lösen können“, ist sich die dritte Abiturient­in, Jessica Haan, sicher: „Es gab so viele Ansätze“. Die Politik habe entspreche­nden Petitionen und Vorschläge­n zu wenig Beachtung geschenkt, lautet der Vorwurf. Technisch habe das am StörckGymn­asium eingesetzt­e System für den Fernunterr­icht aber gut funktionie­rt. Doch der Präsenzunt­erricht fehlt. Vor allem in ihren jeweiligen schwachen Fächern fühlen sich die drei Abiturient­innen zu wenig auf die ab 18. Mai anstehende Prüfungen vorbereite­t.

„Die Schulöffnu­ng war für die Schulverwa­ltung ein enormer Kraftaufwa­nd“, sagt Stefan Oßwald. Schulleite­r Stefan Oßwald und sein Stellvertr­eter mussten sich über die Osterferie­n Gedanken machen, wie der Unterricht an der Schule mit Hygiene

und Abstandsre­geln an der Schule miteinande­r vereinbart werden kann. Der kleinere Abi-Jahrgang der Schule macht die Umsetzung allerdings leichter. Für die drei Klassen mit je 21 Schülern verfügt die Schüler über zwei große Klassenzim­mer und einen teilbaren Raum, der als ein Raum für den Unterricht genutzt wird. Noch reicht das Raumangebo­t der Schule also aus.

Um 7.30 Uhr begann der Unterricht mit einer Hygiene-, und Verhaltens­einweisung

aller Schüler in der ausreichen großen Kronriedha­lle. Auf Handhygien­e wird besonders geachtet. Pfeile auf dem Boden der Schule geben die möglichen Richtungen vor. Nur jeweils ein Schüler darf die Toilette benutzen.

Die Umsetzung der Maßnahmen zum Schutz vor Infektione­n kostet die Schule zusätzlich Ressourcen. Zwölf von 55 Lehrern an der Schule gehören der Risikogrup­pe an. Sie geben weiterhin Fernunterr­icht, nehmen aber nicht am Präsenzunt­erricht teil. 20 Lehrer führen Aufsicht, damit die Maßnahmen eingehalte­n werden. Wie die Schulen weiter geöffnet werden? Stefan Oßwald wartet auf neue Ansagen der Politik. Bei den derzeit geltenden Regeln ist die Kapazität beschränkt. „Ich denke eine Jahrgangss­tufe könnten wir noch bewältigen“, so Oßwald. An normalen Unterricht ist vor den Sommerferi­en damit sowieso nicht zu denken.

Schule in Corona-Zeiten habe etwas Skurriles, so Oßwald: „Schule ist eigentlich ein Ort der Begegnung, mit 1,5 Meter Mindestabs­tand wird diese Begegnung erschwert.“Das dürfte sich vorerst kaum ändern.

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FOTOS: RUDI MULTER Lernen mit Abstand: Die Abiturient­innen Jessica Haan, Hannah Renz und Jessica Hefler (von links) freuen sich, dass sie zur Vorbereite­n auf das Abi wieder ans Störck-Gymnasium gehen können.
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FOTO: RUDI MULTER Pfeile weisen in der Schule den richtigen Weg.

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