Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Endlich wieder Schule
Am Störck-Gymnasium beginnt der Unterricht mit Pfeilen, Abtrennungen, Hygieneregeln und Aufsicht
- Tag eins der ersten Stufe der Lockerungen während der Corona-Pandemie am Störck-Gymnasium in Bad Saulgau: Ein- und Ausgang der Schule sind getrennt, Schüler, Lehrer und Besucher werden über ein Leitsystem mit schwarz-gelben Pfeilen durch die Schule geführt, an den Treppen sind Auf- und Abgang voneinander mit Stühlen und Bändern getrennt, Stellwände teilen Flure, 1,5 Meter Abstand müssen die Schüler in den Klassenzimmern voneinander halten. Trotz aller Last durch Hygiene- und Abstandsregeln: Die Erleichterung, jetzt wieder in die Schule gehen zu dürfen, wird bei den von der „Schwäbischen Zeitung“befragten Abiturientinnen besonders deutlich.
Für Lehrerin Martina Lude ist nach einer mehrwöchigen OnlinePhase und dem ersten Tag Präsenzunterricht eines klar. „An der Schule können die Lehrer die Schüler richtig motivieren, das geht online längst nicht so gut.“Ein Ersatz für den Unterricht an der Schule könne Fernunterricht nie sein, so die Lehrerin, höchstens Ergänzung. Charlotte Hefler, Abiturientin der Jahrgangsstufe 2, sieht das ähnlich. „Zu Hause fehlt die Struktur, man muss sich die Zeit selber einteilen können. Das erfordert jede Mengen Selbstdisziplin.“In Zeiten von Corona spüren die Schülerinnen auch, wie zu Hause das Thema Abitur an Terrain verliert. Wenn kleine Geschwister zu Hause betreut werden müssten, um Vater oder Mutter den Rücken fürs Homeoffice freizuhalten, die Familie sich um Angehörige im Altenheim sorgen oder Kurzarbeit im Familienkreis zum großen Thema wird, müssen Abiturienten einspringen und helfen. Das geht von der Zeit fürs Lernen ab. Hannah Renz, ebenfalls Abiturientin der Jahrgangsstufe 2, ist deshalb froh, dass sich jetzt wieder Lerngruppen bilden könnten. Auch kritische Stimmen über die jetzige Regelung werden laut. „Das hätte man anders lösen können“, ist sich die dritte Abiturientin, Jessica Haan, sicher: „Es gab so viele Ansätze“. Die Politik habe entsprechenden Petitionen und Vorschlägen zu wenig Beachtung geschenkt, lautet der Vorwurf. Technisch habe das am StörckGymnasium eingesetzte System für den Fernunterricht aber gut funktioniert. Doch der Präsenzunterricht fehlt. Vor allem in ihren jeweiligen schwachen Fächern fühlen sich die drei Abiturientinnen zu wenig auf die ab 18. Mai anstehende Prüfungen vorbereitet.
„Die Schulöffnung war für die Schulverwaltung ein enormer Kraftaufwand“, sagt Stefan Oßwald. Schulleiter Stefan Oßwald und sein Stellvertreter mussten sich über die Osterferien Gedanken machen, wie der Unterricht an der Schule mit Hygiene
und Abstandsregeln an der Schule miteinander vereinbart werden kann. Der kleinere Abi-Jahrgang der Schule macht die Umsetzung allerdings leichter. Für die drei Klassen mit je 21 Schülern verfügt die Schüler über zwei große Klassenzimmer und einen teilbaren Raum, der als ein Raum für den Unterricht genutzt wird. Noch reicht das Raumangebot der Schule also aus.
Um 7.30 Uhr begann der Unterricht mit einer Hygiene-, und Verhaltenseinweisung
aller Schüler in der ausreichen großen Kronriedhalle. Auf Handhygiene wird besonders geachtet. Pfeile auf dem Boden der Schule geben die möglichen Richtungen vor. Nur jeweils ein Schüler darf die Toilette benutzen.
Die Umsetzung der Maßnahmen zum Schutz vor Infektionen kostet die Schule zusätzlich Ressourcen. Zwölf von 55 Lehrern an der Schule gehören der Risikogruppe an. Sie geben weiterhin Fernunterricht, nehmen aber nicht am Präsenzunterricht teil. 20 Lehrer führen Aufsicht, damit die Maßnahmen eingehalten werden. Wie die Schulen weiter geöffnet werden? Stefan Oßwald wartet auf neue Ansagen der Politik. Bei den derzeit geltenden Regeln ist die Kapazität beschränkt. „Ich denke eine Jahrgangsstufe könnten wir noch bewältigen“, so Oßwald. An normalen Unterricht ist vor den Sommerferien damit sowieso nicht zu denken.
Schule in Corona-Zeiten habe etwas Skurriles, so Oßwald: „Schule ist eigentlich ein Ort der Begegnung, mit 1,5 Meter Mindestabstand wird diese Begegnung erschwert.“Das dürfte sich vorerst kaum ändern.