Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
DRK: Altkleider daheim verwahren
Wegen Absatzproblemen kann der Textilverwerter Striebel derzeit keine Container leeren
- Ausgerechnet jetzt, da viele Menschen die Zeit finden, ihre Schränke aufzuräumen und alte Kleidung auszusortieren, muss der Ortsverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) darum bitten, die Altkleider nicht zu den aufgestellten Containern zu bringen. Nicht nur im Rettungszentrum – auch beim Textilverwerter Striebel in Langenenslingen sind die Lager voll. „Durch die Corona-Krise sind fast alle Absatzmärkte weggebrochen“, sagt Geschäftsführer Simon Striebel. Das DRK in Mengen ist dringend auf die Einnahmen angewiesen und hofft, dass sich die Situation bald ändert. „Deshalb wäre es schön, wenn die Mengener ihre Altkleider daheim aufbewahren und nicht anderweitig entsorgen“, sagt der Vorsitzende Mathias Schultz. Dann könnte wenigstens ein Teil der Erlöse zu einem späteren Zeitpunkt erreicht werden.
Acht Container für Altkleider hat der DRK-Ortsverband in Mengen und den Ortsteilen aufgestellt. Dort hat Ernst Rumpel, der beim DRK für den Bereich Altkleider verantwortlich ist, jetzt Informationen dazu angebracht, dass die Container bis auf Weiteres nicht geleert werden können. „Das ist natürlich ein unpassender Zeitpunkt“, sagt er. „Denn gerade jetzt räumen viele zu Hause auf.“Und wer mit einem Sack voller Altkleider
losfahre und erst vor dem Container stehend erfahre, dass eine Abgabe gerade nicht möglich ist, reagiere schnell verärgert. „Viele legen dann ihre Säcke trotzdem neben den vollen Containern ab und wir müssen uns irgendwie drum kümmern“, sagt Rumpel. Er hofft, dass sich durch einen Zeitungsartikel und Infos in den Stadtnachrichten herumspricht, warum die Kleider gerade nicht abgeholt werden können.
„Striebel hat uns mitgeteilt, dass die Exportwege des Unternehmens nach Osteuropa und Afrika durch die Corona-Beschränkung gerade nicht funktionieren“, sagt Rumpel. „Wenn Striebel die Kleidung aufgrund zusammenbrechender Absatzmärkte nicht verkaufen kann, nimmt er sie uns auch nicht ab.“Zunächst sei ausgemacht worden, die Leerung der Container bis Ende Mai auszusetzen. „Vielleicht hat sich bis dahin an der allgemeinen Situation etwas verändert“, sagt Rumpel. Betroffen seien nicht nur das DRK, sondern alle, die Container aufgestellt und als Abnehmer auf das Unternehmen Striebel angewiesen seien.
Die Leerung der beiden Container, die vor dem Rettungszentrum in Mengen stehen, hat Rumpel stets selbst übernommen. Meist seien beide Container nach einer Woche voll gewesen. „Wir haben in der ehemaligen Werkstatt Platz, die Kleider dort bis zur Abholung zu lagern“, sagt er. Jetzt sei der Raum voll und es könne keine weitere Ware mehr hineingequetscht werden. Deshalb sollte auch in diese Container nichts mehr eingeworfen werden. „Ich befürchte allerdings, dass Uneinsichtige uns ihre Säcke trotzdem vors Rettungszentrum stellen“, sagt Rumpel. „Das wäre kontraproduktiv, weil wir die Kleider dann irgendwann zum Recyclinghof nach Ringgenbach bringen und für die Entsorgung bezahlen müssen.“Deshalb müsse, wenn weiter Säcke abgelegt würden, sogar darüber nachgedacht werden, alle acht Container für eine gewisse Zeit abzubauen. „Es wäre schön, wenn wir diesen Aufwand nicht betreiben müssten“, appelliert Rumpel an die Mengener.
„In den vergangenen Wochen sind die Altkleidermengen gestiegen“, sagt Simon Striebel. „Die Steigerungsrate ist von Region zu Region unterschiedlich, liegt jedoch im Mittel irgendwo zwischen 10 bis 25 Prozent.“Unter normalen Umständen sei es kein Problem für das Unternehmen, sagt Simon Striebel.
Steigerungsraten in dieser Größenordnung aufzunehmen. „Es findet aktuell definitiv kein Absatz mehr statt und die Lagerkapazitäten sind dadurch bereits erschöpft“, so Striebel. Er bittet daher um Verständnis für die Aussetzung der Abholung und empfiehlt allen Sammlern, sofern möglich auch Straßensammlungen für das gesamte erste Halbjahr abzusagen. „Wann sich die Lage ändern wird, kann aktuell nicht vorhergesagt werden“, so Striebel. „Das hängt davon ab wann, die Ausgehverbote und Verkaufsverbote in unseren Abnehmerländern wieder aufgehoben oder zumindest gelockert werden.“
Für das DRK wäre es wichtig, wenn der Altkleiderhandel schnell wieder anlaufen würde. „Neben den Blutspendeaktionen ist das unsere wichtigste Einnahmequelle“, sagt Rumpel. Rund 7000 Euro kämen über diesen Posten im Jahr in die Kasse. „Das ist wichtig, weil wir mit dem Geld beispielsweise die Ausstattung unserer Helfer vor Ort finanzieren.“Dort stünde eigentlich bald die Anschaffung eines neuen Fahrzeugs an. „Aber nur, wenn die finanziellen Mittel auch vorhanden sind“, so Rumpel. Es sei also im Sinne des DRK, wenn die Mengener ihre Altkleider noch ein wenig aufbewahren könnten und dann zu den Containern bringen würden, wenn diese wieder geleert werden können.
„Es findet aktuell definitiv kein Absatz mehr statt“,