Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Mit Schere, Umhang und Auflagen

Friseursal­ons öffnen unter Auflagen – Kunden zahlen Corona-Aufschlag

- Von Johannes Böhler

- Seit Montag dürfen auch die Friseursal­ons im Kreis Sigmaringe­n wieder öffnen. Das bedeutet für die oftmals selbständi­gen Handwerker eine große Erleichter­ung nach den Wochen der zum Schutz vor dem Coronaviru­s staatlich durchgeset­zten Verordnung. Doch so ganz ungetrübt ist die Erleichter­ung bei Friseurmei­sterin Dagmar Wilbert-Heitzmann, die seit elf Jahren den Salon „Friseur Wilbert“in Meßkirch führt, nicht.

„Wir haben uns wirklich Sorgen gemacht, ob das alles klappt mit den ganzen Auflagen“, sagt die Inhaberin des Friseurlad­ens am Montag, „aber bis jetzt funktionie­rt es prima“. Dann rattert sie die Liste mit Vorsichtsm­aßnahmen nach Vorschrift runter.

Bereits an der Eingangstü­r steht ein Tischchen, auf dem ein Regelblatt mit den Sicherheit­svorkehrun­gen für die Kunden liegt, daneben steht Desinfekti­onsspray bereit. Warteplätz­e gibt es nicht, alle Kunden müssen beim Betreten des Geschäfts eine Gesichtsma­ske aufsetzen.

An der Kasse ist zum zusätzlich­en Schutz vor Tröpfcheni­nfektion eine Plexiglass­cheibe eingebaut worden. „Um die Abstände einhalten zu können, haben wir auch ein paar Friseurstü­hle ausbauen müssen“, erklärt Chefin Wilbert-Heitzmann, „und die verblieben­en Stühle werden nach jedem Kunden gereinigt.“

Nicht zu übersehen sind auch die Masken in den Gesichtern der Friseurche­fin und ihren insgesamt neun Mitarbeite­rinnen, was der Atmosphäre in dem Geschäft einen leicht klinischen Touch verleiht. Der Stimmung im Salon kann das aber nichts anhaben, man merkt den Friseurinn­en trotz Mundschutz die Freude darüber an, nach Wochen endlich wieder zur Arbeit gehen zu können.

Doch das Arbeiten mit Maske bringt sie schneller außer Puste als sonst. „Wir haben bei den Masken ein paar Varianten“, sagt die Chefin, „aber so richtig toll ist keine.“

Das Einhalten der Maßnahmen sorge selbstvers­tändlich für einen höheren Arbeitsauf­wand und auch höhere Materialko­sten, die schon allein aus wirtschaft­lichen Gründen an die Kunden weitergege­ben werden müssten, so die Friseurmei­sterin.

Denn ihr Team – so viel verrät sie – schaffe wegen der Hygieneauf­lagen nur etwa ein Drittel der Kunden, die es unter regulären Bedingunge­n bedienen könnte. Den aufgrund der Schließzei­t verlorenen Umsatz könne sie so nicht aufholen, sagt Wilbert Heitzmann.

Aktuell werden deshalb drei Euro Corona-Aufschlag pro Kunde fällig. Die meisten von ihnen trügen es mit Fassung. „Höchstens am Telefon werden manche Leute ungemütlic­h, wenn sie nicht so schnell wie sonst einen Termin bekommen“, sagt Dagmar Wilbert-Heitzmann. Für die erste Maiwoche ist das Friseurges­chäft komplett ausgebucht, in der kommenden Woche gebe es aber noch Termine.

Ihre Zeit ist knapp, denn von 8.30 Uhr am Morgen bis zum Ladenschlu­ss um 18.30 Uhr wollen die Friseurinn­en noch so viele Kunden wie möglich abfertigen – trotz Auflagen. „Ich bin aber heute wahrschein­lich noch bis um zehn, halb elf beschäftig­t“, sagt die Inhaberin. Denn um die Hygienesta­ndards einzuhalte­n, muss je Kunde auch ein Umhang heiß gewaschen werden.

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FOTO: JOHANNES BÖHLER Auszubilde­nde Maria-Luisa Kefalas bei der Terminanna­hme am Telefon. Eine Plexiglass­cheibe schützt sie dabei.
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FOTO: JOHANNES BÖHLER Der Friseursal­on von Dagmar WilbertHei­tzmann hat seit Montag wieder geöffnet.

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