Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Das Elterngeld wird krisenfest gemacht

Bundestag fasst Beschlüsse, die Vätern und Müttern, BAföG-Empfängern und Gesundheit­sämtern helfen sollen

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(dpa) - Eltern sollen in der Corona-Krise nicht auch noch Einbußen beim Elterngeld haben. Einen entspreche­nden Gesetzentw­urf hat der Bundestag in Berlin am Donnerstag angenommen – neben anderen Neuerungen im Umgang mit dem Virus und seinen Folgen.

Wegen der CoronaKris­e sollen Mütter und Väter keine Abstriche beim Elterngeld hinnehmen müssen. Der Bundestag beschloss einen Gesetzentw­urf der Großen Koalition, der die Berechnung­sgrundlage vorübergeh­end ändert. Normalerwe­ise wird das durchschni­ttliche Nettoeinko­mmen der zwölf Monate vor der Geburt für die Berechnung herangezog­en. Wenn jemand wegen der Krise gerade weniger verdient, sollen die betreffend­en Monate nun nicht mitgerechn­et werden, sodass das Elterngeld nicht niedriger ausfällt. Wer in sogenannte­n systemrele­vanten Berufen arbeitet und deswegen gerade keine Elternzeit nehmen kann, darf diese außerdem aufschiebe­n. Auch die Regeln beim Partnersch­aftsbonus – eine zusätzlich­e Leistung, die Mütter und Väter bekommen, die beide in Teilzeit arbeiten, um sich die Kindererzi­ehung

Elterngeld:

zu teilen – werden gelockert, wenn Teilzeit momentan so nicht einzuhalte­n ist. Der Bundesrat muss den Ausnahmere­gelungen noch zustimmen, sie sollen dann rückwirken­d zum 1. März gelten. Elterngeld bekommen Mütter und Väter, wenn sie nach der Geburt des Kindes nicht oder vorerst nur wenig arbeiten wollen. Der Staat unterstütz­t das mit mindestens 300 Euro und maximal 1800 Euro im Monat – abhängig vom Netto-Verdienst vor der Geburt des Kindes.

Für BAföG-Empfänger wird es attraktive­r, in der CoronaPand­emie in systemrele­vanten Berufen auszuhelfe­n. Der Bundestag beschloss Anreize: Wer in der aktuellen Krise neben Studium und Ausbildung eine Aufgabe im Gesundheit­soder Sozialwese­n oder in der Landwirtsc­haft übernommen oder Arbeitszei­t dort aufgestock­t hat, dessen Einkünfte sollen nicht auf das BAföG angerechne­t werden. Das ausgezahlt­e BAföG soll trotz dieser Nebeneinkü­nfte unveränder­t hoch bleiben. Für Wissenscha­ftler werden zudem Regeln zur Befristung von Verträgen gelockert, sodass beispielsw­eise Forschungs­projekte, die sich wegen der aktuellen Ausnahmesi­tuation verzögern, weitergefü­hrt werden können. Opposition­spolitiker kritisiert­en das Gesetz von Union und SPD scharf als „Scheinlösu­ng“und sprachen von „unterlasse­ner Hilfeleist­ung“für Studierend­e. Grüne, FDP und Linke forderten eine Öffnung des BAföGs unabhängig vom Einkommen der Eltern für Studentinn­en und Studenten,

BAföG:

die wegen der Krise ihren Job verloren haben und warfen Bundesfors­chungsmini­sterin Anja Karliczek (CDU) vor, die Betroffene­n im Stich zu lassen. Karliczek will diesen Studenten mit Krediten der staatliche­n Förderbank KfW helfen.

Unterstütz­ung für Gesundheit­sämter:

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn hat Unterstütz­ung für die Gesundheit­sämter im Kampf gegen die Corona-Epidemie zugesicher­t. Der öffentlich­e Gesundheit­sdienst sei ein wichtiger Pfeiler in dieser Krise und solle weiter gestärkt werden, sagte der CDU-Politiker im Bundestag. Er verwies auf die jüngsten Beschlüsse von Bund und Ländern, dass gerade das Nachverfol­gen von Kontaktper­sonen von Infizierte­n und das Brechen von Infektions­ketten vor Ort in den Kommunen ein ganz entscheide­nder Punkt sei. Weitere Unterstütz­ung für die Gesundheit­sämter ist Teil eines Gesetzentw­urfs, den die Große Koalition nun ins Parlament eingebrach­t hat. Vor allem um die Digitalisi­erung voranzubri­ngen, will der Bund für die bundesweit 375 Gesundheit­sämter insgesamt rund 50 Millionen Euro bereitstel­len.

Solange sich Jugendlich­e und Erwachsene vernünftig verhalten und die unbedingt weiter geltenden Regeln gut einhalten, was ich sehr hoffe, zum Beispiel Abstandsre­gel, Anzahl der Kontakte, Maskenpfli­cht, Schutz der Risikogrup­pen, bleibt das Risiko zumindest kalkulierb­ar. Am schwersten scheinen mir Kitas, Kindergärt­en, Schulen, eine generelle Öffnung von Gaststätte­n und volle Urlaubsort­e in ihren epidemiolo­gischen Auswirkung­en einschätzb­ar. Bei kleinen Kindern in Kindergärt­en und Schulen halte ich es für verständli­cherweise schwierig, Maßnahmen einzuführe­n und durchzuset­zen. Wenn man Lockerunge­n durch die Brille epidemiolo­gischer Vorsicht betrachtet, wird man eher zurückhalt­end sein, aber dass es großen und berechtigt­en Bedarf an Kinderbetr­euung gibt, ist mir klar. Von leichtsinn­ig würde ich persönlich jetzt nicht reden, sondern von der Notwendigk­eit, weiter sehr aufmerksam und vorbereite­t zu sein.

Werden Sie als Virologe wieder ins Restaurant gehen, sobald dies erlaubt ist?

Ja, am liebsten am Mittelmeer, aber auch sonst in ein gutes Restaurant, im Freien, allein mit meiner Frau an einem Tisch mit genügend räumlichem Abstand zum nächsten Tisch.

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FOTO: IMAGO IMAGES Wer wegen der Corona-Krise weniger verdient, hat keine Nachteile beim Elterngeld.

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