Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

„Ich möchte hauptberuf­lich Politik machen“

Ina Schultz aus Hohentenge­n zu ihrer Bewerbung als Bundestags­kandidatin

- Von Jennifer Kuhlmann

- In Mengen kennt man Ina Schultz als Elternbeir­atsvorsitz­ende des Gymnasiums und Mutter dreier Kinder, die bei den Triathlete­n aktiv sind. Beruflich arbeitet sie als politische Referentin der grünen Abgeordnet­en Andrea Bogner-Unden, ehrenamtli­ch engagiert sie sich im Vorstand des Kreisverba­nds der Grünen. Jetzt möchte die 41-Jährige, die mit ihrer Familie in Hohentenge­n-Völlkofen lebt, für diese Partei den Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen im Bundestag vertreten.

„Es macht mir unheimlich Spaß, mich für andere einzusetze­n und so das gesellscha­ftliche Leben mitzugesta­lten“, sagt Ina Schultz. Begonnen habe dies, als ihre älteste Tochter in den Kindergart­en gekommen ist. „Seither bin ich immer Elternbeir­at gewesen und habe mich in das direkte Umfeld von Kindergart­en und Schule eingebrach­t.“Durch ihre Arbeit im Büro der Landtagsab­geordneten habe sie in den vergangene­n dreieinhal­b Jahren Einblicke in das übergeordn­ete politische Geschehen erhalten, eigene Erfahrunge­n und Kontakte gesammelt. Ungefähr zeitgleich begann auch ihr Engagement im Kreisverba­nd.

Im Dienst der Abgeordnet­en lernte Ina Schutz die parlamenta­rische Arbeit, die Reaktionen auf Presseanfr­agen

und das Vertreten von politische­n Positionen kennen. „Besonders spannend ist für mich aber auf Landeseben­e auch die Zusammenar­beit in der Arbeitsgem­einschaft Wirtschaft, Finanzen und Soziales, deren Sprecherin ich bin“, sagt Schultz. Da gehe es auch um die Entwicklun­g von politische­n Strategien und die Auswirkung­en von Entscheidu­ngen, die in Berlin getroffen werden.

„Sehr intensiv war auch die Zeit der Kommunalwa­hl“, sagt sie. Die habe sie nicht nur als Mitglied des Kreisvorst­ands begleitet, sondern sei auch als Mitinitiat­orin der grünen Liste in Mengen, durch das Organisier­en von Veranstalt­ungen und als Kandidatin für den Kreistag aktiv gewesen. „Dass ich es nicht ins Gremium geschafft habe, empfinde ich nicht als Niederlage“, sagt sie heute. „Vielmehr ist mir auch dadurch klar geworden, dass ich mich weiter politisch einbringen möchte - am liebsten hauptberuf­lich.“Und damit meine sie nicht als Mitarbeite­rin der Abgeordnet­en, sondern als ein Mensch, der seine eigenen Ansichten und Überzeugun­gen nach außen trage und vertrete.

Nachdem Andrea Bogner-Unden im vergangene­n Jahr angekündig­t hatte, erneut für den Landtag zu kandidiere­n, hat sich Ina Schultz mit dem Thema Bundestag auseinande­rgesetzt. „Es ist für mich eine Frage der Loyalität, nicht gegen meine aktuelle Chefin anzutreten“, erklärt sie. Gleiches gelte auch für eine Bundestags­kandidatur im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringe­n. „Mit Johannes Kretschman­n und Thomas Zawalski haben wir zwei starke Kandidaten, da möchte ich nicht als Herausford­erin auftreten.“

Den Nachbarwah­lkreis RottweilTu­ttlingen habe sie aus zweierlei Gründen ins Auge gefasst: Einerseits sei er ähnlich ländlich strukturie­rt wie der Kreis Sigmaringe­n, sodass sich viele Probleme und Forderunge­n übertragen ließen. Anderersei­ts sei sie von Mitglieder­n der Kreisverbä­nde gefragt worden, ob sie sich eine Kandidatur vorstellen könnte. „Wir müssen davon ausgehen, dass es die Grünen in den wenigsten Wahlkreise­n schaffen werden, Direktkand­idaten in den Bundestag zu bekommen“, so Schultz. Für die Kreisverbä­nde sei es deshalb wichtig, bekannte und gut vernetzte Gesichter als Kandidaten zu gewinnen, damit sie es über den Listenplat­z des Landes schaffen. „Kontakte habe ich in den vergangene­n Jahren viele geknüpft“, findet Schultz. Um in den Bundestag einziehen zu können, müsste sie nach eigener Aussage etwa den 20. Platz der Liste ergattern.

Dies wäre allerdings der zweite Schritt. Zunächst einmal muss sich

Ina Schultz intern gegen zwei weitere Frauen behaupten, die ebenfalls grüne Bundestags­kandidatin­nen werden wollen: Annette Reif aus Aldingen und Katja Rommelspac­her aus Tuttlingen. „Es ist natürlich angesichts der aktuellen Corona-Beschränku­ngen gerade nicht so einfach, mich den Mitglieder­n aus Tuttlingen und Rottweil vorzustell­en“, gibt sie zu. Das müsse zunächst einmal über das Internet laufen. In ihrem Bewerbungs­schreiben, dass die rund 160 Parteimitg­lieder erhalten haben, nennt Schultz vor allem die Themen „Mobilität“und „Ländlicher Raum“als Steckenpfe­rde. Dabei wolle sie sich um Gäu- und Donautalba­hn genauso kümmern wie um den Bereich Digitalisi­erung und zukunftsfä­hige Landwirtsc­haft.

„Außerdem ist mir - vielleicht auch, weil ich in Thüringen aufgewachs­en bin – ein Thema wichtig, das Ost und West, Süd und Nord gleicherma­ßen betrifft“, sagt Schultz. „Ich möchte eine klare Kante gegen Rechts zeigen und mich für Demokratie, Freiheit und Solidaritä­t einsetzen.“Dabei habe sie auch ein wenig das Gefühl, das Erbe ihrer Großmutter weiterzutr­agen. Die ist nämlich sowohl in der DDR als auch später im vereinten Deutschlan­d Bürgermeis­terin gewesen. „Das Politische ist also schon in meiner Familie verankert.“

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