Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Campus Galli bleibt vorerst geschlossen
Der Geschäftsführer und die Stadt Meßkirch müssen finanzielle Risiken abwägen
- In der kommenden Woche klärt sich, ob der Campus Galli in diesem Jahr überhaupt noch einmal öffnet – oder ob die Arbeiten auf der Klosterstadtbaustelle aufgrund der Corona-Krise für ein ganzes Jahr weitgehend ruhen müssen. Auch Besucher könnten dann nicht auf die Anlage. Am Dienstag muss der Gemeinderat der Stadt Meßkirch den Daumen in nichtöffentlicher Sitzung heben oder senken.
Wie schwer die Entscheidung sein wird, verdeutlicht Campus Galli-Geschäftsführer Hannes Napierala im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Es gelte abzuwägen, welches Szenario – öffnen oder geschlossen lassen – den geringeren (finanziellen) Schaden mit sich bringe. „Die Stadt als unser größter Geldgeber muss entscheiden, welches Risiko sie tragen will“, sagt er. Öffnet die Klosterstadt-Baustelle, müssen auch die rund 40 Mitarbeiter, die aktuell alle in Kurzarbeit seien, wieder bezahlt werden. Denn eines sei klar: „Unser Projekt lebt davon, dass die Menschen, die uns besuchen, für ein paar Stunden mit uns und unseren Handwerkern ins persönliche Gespräch kommen können. Sie wollen den Arbeiten zusehen, sie wollen entschleunigen. Wir sind hier sozusagen das Gegenteil der Digitalisierung“, sagt Napierala.
Die Krux ist also: Wenn geöffnet wird, sollten die Arbeiter möglichst alle zurück an ihren Platz. Die hohe Zahl an Mitarbeitern unterscheidet den Campus Galli von vielen anderen Museen, die nun wieder öffnen werden. Sollten aufgrund von Corona aber die Besucherzahlen schwach sein, wird es finanziell schwierig: „Wir haben für gewöhnlich viele Gäste aus der Schweiz“, sagt Napierala, die nach aktuellem Stand wegbrechen. Auch Busreisen, über die der Campus Galli immer häufiger angesteuert wird, finden so bald sicher nicht statt.
Napierala sei von der Ankündigung der Regierung, dass Museen, Tierparks und Freilichtmuseen wieder öffnen können, überrascht worden. Noch vor einigen Tagen habe nichts danach ausgesehen. Deshalb habe er, um das Campus Galli-Projekt retten zu können, alles daran gesetzt, die Ausgaben immer weiter zu reduzieren. „Wir haben die Warenlieferungen in unseren Shop gestoppt, die Küche hat nichts eingekauft, wir haben keine Desinfektionsmittel“, sagt er. Um das alles nachzuholen, vergingen Wochen. „Vor Juni könnten wir auf keinen Fall öffnen“, betont er.
Den Mitarbeitern ginge es trotz der Krise weitgehend gut: „Die Solidarität und der Durchhaltewillen sind enorm. Alle lieben das Projekt“, ist er sich sicher. Einige seien auch stundenweise auf der Baustelle, um etwa die Tiere zu versorgen oder die Arbeiten an der Scheune fortzuführen. „Das müssen wir machen, da der Bau mit Fördergeldern aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum unterstützt wird“, sagt der Leiter der Klosterstadt-Baustelle.
Die Meßkircher Gemeinderäte müssen am Dienstag entscheiden, wie es weitergeht. Der Campus Galli befindet sich noch immer in der Aufbauphase. Kann er es sich da erlauben, ein ganzes Jahr zu pausieren? Napierala wird im Rat Für und Wider abwägen, „ein ganz schwieriges Jahr wird es so oder so“, weiß er. Entscheiden müssen die Räte.
Napierala wünscht sich, dass das Projekt überlebt. „Das ist das Wichtigste. Und ich möchte in dieser schweren Zeit nicht einen einzigen Mitarbeiter verlieren“, sagt er.