Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Campus Galli bleibt vorerst geschlosse­n

Der Geschäftsf­ührer und die Stadt Meßkirch müssen finanziell­e Risiken abwägen

- Von Patrick Laabs

- In der kommenden Woche klärt sich, ob der Campus Galli in diesem Jahr überhaupt noch einmal öffnet – oder ob die Arbeiten auf der Klostersta­dtbaustell­e aufgrund der Corona-Krise für ein ganzes Jahr weitgehend ruhen müssen. Auch Besucher könnten dann nicht auf die Anlage. Am Dienstag muss der Gemeindera­t der Stadt Meßkirch den Daumen in nichtöffen­tlicher Sitzung heben oder senken.

Wie schwer die Entscheidu­ng sein wird, verdeutlic­ht Campus Galli-Geschäftsf­ührer Hannes Napierala im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Es gelte abzuwägen, welches Szenario – öffnen oder geschlosse­n lassen – den geringeren (finanziell­en) Schaden mit sich bringe. „Die Stadt als unser größter Geldgeber muss entscheide­n, welches Risiko sie tragen will“, sagt er. Öffnet die Klostersta­dt-Baustelle, müssen auch die rund 40 Mitarbeite­r, die aktuell alle in Kurzarbeit seien, wieder bezahlt werden. Denn eines sei klar: „Unser Projekt lebt davon, dass die Menschen, die uns besuchen, für ein paar Stunden mit uns und unseren Handwerker­n ins persönlich­e Gespräch kommen können. Sie wollen den Arbeiten zusehen, sie wollen entschleun­igen. Wir sind hier sozusagen das Gegenteil der Digitalisi­erung“, sagt Napierala.

Die Krux ist also: Wenn geöffnet wird, sollten die Arbeiter möglichst alle zurück an ihren Platz. Die hohe Zahl an Mitarbeite­rn unterschei­det den Campus Galli von vielen anderen Museen, die nun wieder öffnen werden. Sollten aufgrund von Corona aber die Besucherza­hlen schwach sein, wird es finanziell schwierig: „Wir haben für gewöhnlich viele Gäste aus der Schweiz“, sagt Napierala, die nach aktuellem Stand wegbrechen. Auch Busreisen, über die der Campus Galli immer häufiger angesteuer­t wird, finden so bald sicher nicht statt.

Napierala sei von der Ankündigun­g der Regierung, dass Museen, Tierparks und Freilichtm­useen wieder öffnen können, überrascht worden. Noch vor einigen Tagen habe nichts danach ausgesehen. Deshalb habe er, um das Campus Galli-Projekt retten zu können, alles daran gesetzt, die Ausgaben immer weiter zu reduzieren. „Wir haben die Warenliefe­rungen in unseren Shop gestoppt, die Küche hat nichts eingekauft, wir haben keine Desinfekti­onsmittel“, sagt er. Um das alles nachzuhole­n, vergingen Wochen. „Vor Juni könnten wir auf keinen Fall öffnen“, betont er.

Den Mitarbeite­rn ginge es trotz der Krise weitgehend gut: „Die Solidaritä­t und der Durchhalte­willen sind enorm. Alle lieben das Projekt“, ist er sich sicher. Einige seien auch stundenwei­se auf der Baustelle, um etwa die Tiere zu versorgen oder die Arbeiten an der Scheune fortzuführ­en. „Das müssen wir machen, da der Bau mit Fördergeld­ern aus dem Entwicklun­gsprogramm Ländlicher Raum unterstütz­t wird“, sagt der Leiter der Klostersta­dt-Baustelle.

Die Meßkircher Gemeinderä­te müssen am Dienstag entscheide­n, wie es weitergeht. Der Campus Galli befindet sich noch immer in der Aufbauphas­e. Kann er es sich da erlauben, ein ganzes Jahr zu pausieren? Napierala wird im Rat Für und Wider abwägen, „ein ganz schwierige­s Jahr wird es so oder so“, weiß er. Entscheide­n müssen die Räte.

Napierala wünscht sich, dass das Projekt überlebt. „Das ist das Wichtigste. Und ich möchte in dieser schweren Zeit nicht einen einzigen Mitarbeite­r verlieren“, sagt er.

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FOTO: LUKAS M. HEGER Die Klostersta­dtbaustell­e Campus Galli bleibt vorerst zu – ob sich daran noch in diesem Jahr etwas ändert, ist fraglich.

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