Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Stadthalle Bad Saulgau fungiert als regionales Blutspendezentrum
Am Eingang wird die Temperatur gemessen und ein Mundschutz überreicht – Der Imbiss nach der Spende ist zum Mitnehmen
- Die CoronavirusPandemie greift seit Wochen in nahezu alle Lebensbereiche ein. Auch die Blutspende-Aktionen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) bleiben davon nicht verschont. Statt wie gewohnt in das Berufsschulzentrum wurden die Blutspender aus Bad Saulgau diesmal in die Stadthalle eingeladen. Denn dort gab es deutlich mehr Platz, um die erhöhten Sicherheitsstandards einhalten zu können.
So fungiert die Stadthalle fünf Tage lang als regionales Blutspendezentrum. Weil derzeit weder Theateraufführungen noch sonstige Veranstaltungen stattfinden, gibt es keine Probleme mit Terminkollisionen. Vor dem Einlass am Seiteneingang der Stadthalle werden zunächst Temperaturmessungen durchgeführt. Danach fordert DRK-Mitarbeiter Kai Dollenmaier die Blutspender, die sich zuvor anmelden mussten, zur Händedesinfektion auf und überreicht ihnen mit einer großen Pinzette einen Mundschutz.
Erst danach folgt das Anmeldeprocedere und diverse Voruntersuchungen, bis die Besucher schließlich im großen Veranstaltungsraum auf einer der zwölf Liegen Platz nehmen dürfen. Ausreichend Abstand zu halten, ist hier kein Problem. Im
Hintergrund die verwaiste Zuschauertribüne mit den hochgeklappten Stühlen, auf denen seit Wochen niemand mehr saß. Ruth Luib ist routinierte Blutspenderin. Schließlich ist sie schon zum 26. Mal mit dabei, kennt die Abläufe und lässt sich von Nicole Pinska an diesem Nachmittag die wertvolle Spende abnehmen. Mit
Mundschutz und Sicherheitsabstand hat sie allerdings noch nie auf der Entnahmeliege gelegen.
Aber das ist für sie zweitrangig. „Es ist trotzdem eine gute Sache, und ich hab danach immer das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben“, sagt sie und macht sich jetzt auf den Weg, um sich eine kleine Belohnung abzuholen. Es gibt Schokolade, Getränke und Suppen zum Mitnehmen. Die Familie Tress vom Rose Bio-Restaurant in Ehestetten hat 1200 Suppenportionen gespendet. „Normalerweise gibt es ja einen kleinen Imbiss vor Ort“, sagt Mario Rilli, stellvertretender Kreisbereitschaftsleiter des DRKKreisverbands Sigmaringen. Doch auch dieses Angebot musste in dieser Ausnahmesituation anders organisiert werden. Am vorletzten Tag zeichnet sich bereits ab, dass die Aktion in der Stadthalle mit etwa 700 Blutkonserven ein „voller Erfolg“werden wird. „Genauso wie in Sigmaringen vor wenigen Wochen“, freut sich Mario Rilli. Schließlich würden alleine in Baden-Württemberg täglich rund 1000 Liter Spenderblut gebraucht.
Grundsätzlich sei die Spenderzahl in den letzten Jahren zurückgegangen. „Deshalb haben wir uns über die zehn Erstspender in Sigmaringen sehr gefreut, in Bad Saulgau sind es sogar 36.“Rilli ist auch Krisenmanager beim DRK, war für die Neustrukturierungen hinsichtlich der erforderlichen Corona-Sicherheitsvorkehrungen in allen Arbeitsbereichen mit verantwortlich. Die laufenden Lockerungsmaßnahmen hält er „für richtig“und macht sich nicht zuletzt Gedanken über die mögliche Zunahme von Suiziden. DRK-Team-Mitglied
Jennifer Weiß ist trotz des regen Zulaufs etwas betrübt. Sie wollte am Wochenende eigentlich heiraten. Wegen der Corona-Pandemie musste ihr „schönster Tag des Lebens“verschoben werden. „Diesen Tag wollen wir ohne Corona genießen“, sagt sie und versucht, sich damit abzufinden.
Nach derzeitigem Stand der Wissenschaft kann das Virus nicht über eine Blutspende übertragen, heißt es auf der DRK-Website. Deshalb wird darauf verzichtet, im Rahmen der Blutspendeaktionen auf SARSCoV-2 zu testen. Aktuell gibt es eine weitere Aktion des DRK BadenWürttemberg/Hessen. Deren Blutspendedienst hat eine bundesweite medizinische Studie zur Behandlung von Covid-19-Patienten mit Rekonvaleszentenplasma initiiert. Ziel soll es sein, herauszufinden, ob die aufgrund einer Covid-19-Erkrankung gebildeten Antikörper mittels Plasmatransfusion die Infektion bei kritisch erkrankten Covid-19-Patienten lindert und die intensivmedizinische Behandlungsmethoden unterstützt.
Zu diesem Zweck sucht der DRKBlutspendedienst Baden-Württemberg/Hessen dringend gesunde Freiwillige, die eine Covid-19-Erkrankung dokumentiert auskuriert haben und sich vorstellen können, an der Studie teilzunehmen.