Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Die Kommunion am Auto gespendet
„Drive in Church“auf dem Edeka-Parkplatz in Ertingen
- Wo sonst die Autos zum einkaufen abgestellt werden, blieben sie am vergangenen Sonntag besetzt und waren Richtung Eingang des Lebensmittel-Discounters gerichtet. Die Ertinger Pfarrgemeinde hatte die Christen zur Mitfeier der heiligen Messe am vergangenen Sonntag im Auto eingeladen und das gleich zweimal, wobei der Altar im Eingangsbereich des Lebensmittelmarktes aufgebaut war. Für die Gläubigen aus Ertingen, Binzwangen und Erisdorf eine neue Art den Gottesdienst miteinander zu feiern. Die große Zahl an Autos auf dem Parkplatz zeigte, dass sich die Gläubigen darauf gefreut haben, erstmals wieder gemeinsam zu beten, zu singen und auch die Heilige Kommunion zu empfangen – allerdings geschah dies alles vom Auto aus. „Es ist eine Freude, nach so langer Zeit wieder gemeinsam die Messe zu feiern“, so hieß der Pfarrer die Gläubigen willkommen.
Im Vorfeld hatte der Ertinger Pfarrer Michael Stork schon mal seine Kirche ausgemessen. „Da hab ich festgestellt, dass nur rund 80 Personen nach der neuen Verordnung über die Abhaltung von Gottesdiensten darin Platz finden würden.“Das erschien ihm zum einen etwas wenig und zum anderen wäre dies ja auch ein nicht unerheblicher Aufwand gewesen – dann hätten sich die Gläubigen telefonisch im Pfarrhaus anmelden müssen. Dass dies aus technischen Gründen derzeit gar nicht möglich ist, ist sicher ein Zufall gewesen. Auf jeden Fall, so der Pfarrer, habe man sich um Alternativen bemüht, wie man so viel wie möglich Gläubige an einem Ort zusammen bringen kann, wo dann aber auch miteinander gebetet und gesungen werden kann. Der Vorschlag, bei einem Ertinger Lebensmitteldiscounter den Parkplatz als eine Art „Autokino für Gläubige“zu nutzen, fand bald in den eigenen Reihen große Zustimmung. „Dabei haben wir Unterstützung
von vielen Seiten bekommen. Ob vom Rathaus aus, vom Kirchengemeinderat und vielen anderen Mitbürgern konnten wir Hilfe erfahren“, so Michael Stork. Ein Experiment für alle drei Pfarrgemeinden, das sich am ende für beide Seiten gelohnt hat.
Christus sei einer von uns geworden. Wer auf Jesus schaue und ihn im Auge behalte, werde ihm immer ähnlicher, so Pfarrer Michael Stork in seiner Ansprache. „Dabei müssen wir uns fragen, was haben wir im Kopf, was nehmen wir täglich auf?“Auch die Jünger hätten Angst verspürt, Angst um die Zukunft. Heute seien wir die Apostel, die Angst hätten. Aktuell vor allem vor der Corona-Pandemie. „Dagegen hilft nur ein Mittel: Beten“, so der Pfarrer. „Glaubt an mich“, spreche Gott und er sage ausdrücklich, was zählt im Leben. „Ich bin der Weg, die Wahrheit, die Auferstehung und das Leben.“Jesus schaffe uns dieses Leben, so Pfarrer Stork, er wolle in uns und mit uns in dieser Welt wohnen. Und der Appell des Priesters: „Tut, was Gott tut, liebt, wie Gott liebt.“Nach der Kommunion, bei der die Hostien an die Autos gebracht wurden, und dem Wettersegen, war es, Pfarrer Michael Stork ein großes Anliegen, Dank zu sagen an die vielen Gläubigen, die in ihren Autos mitgesungen und mitgebetet haben, Dank aber auch an alle, die im Vorfeld und bei der heiligen Messe mitgewirkt haben.
„Das hat uns gut gefallen, das kann man gerne wiederholen“, strahlte am Ende des Gottesdienstes ein Gemeinderat mit seiner Frau im Auto. Vielleicht wird ihm dieser Gefallen schon bald getan, denn Pfarrer Michael Stork hat schon was Neues im Auge. Wenn die Witterung es zulässt, sollen sich sich die Gläubigen zum Gottesdienst auf freier Wiese einfinden. Vor der Ertinger Seniorenanlage will er am kommenden Sonntag die heilige Messe feiern.
Hierzu laufen schon die Planungen und Pfarrer Stork würde sich freuen, wenn dazu viele Katholiken gemeinsam den Gottesdienst mit ihm feiern würden. Es wird Sitzgelegenheit geboten und durch die Größe des Areals könnten zum einen die Schutzmaßnahmen eingehalten werden und es wären auch keine Voranmeldungen zum Besuch der Messfeier nötig. „Ich freu mich schon darauf. Wenn es regnet, dann müssen wir halt in die Pfarrkirche ausweichen“, so Michael Stork. Doch daran will er gar nicht denken, sein Fokus ist jetzt ganz auf „Church in the green“, Kirche im Grünen, ausgerichtet.