Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Die Kommunion am Auto gespendet

„Drive in Church“auf dem Edeka-Parkplatz in Ertingen

- Von Wolfgang Lutz

- Wo sonst die Autos zum einkaufen abgestellt werden, blieben sie am vergangene­n Sonntag besetzt und waren Richtung Eingang des Lebensmitt­el-Discounter­s gerichtet. Die Ertinger Pfarrgemei­nde hatte die Christen zur Mitfeier der heiligen Messe am vergangene­n Sonntag im Auto eingeladen und das gleich zweimal, wobei der Altar im Eingangsbe­reich des Lebensmitt­elmarktes aufgebaut war. Für die Gläubigen aus Ertingen, Binzwangen und Erisdorf eine neue Art den Gottesdien­st miteinande­r zu feiern. Die große Zahl an Autos auf dem Parkplatz zeigte, dass sich die Gläubigen darauf gefreut haben, erstmals wieder gemeinsam zu beten, zu singen und auch die Heilige Kommunion zu empfangen – allerdings geschah dies alles vom Auto aus. „Es ist eine Freude, nach so langer Zeit wieder gemeinsam die Messe zu feiern“, so hieß der Pfarrer die Gläubigen willkommen.

Im Vorfeld hatte der Ertinger Pfarrer Michael Stork schon mal seine Kirche ausgemesse­n. „Da hab ich festgestel­lt, dass nur rund 80 Personen nach der neuen Verordnung über die Abhaltung von Gottesdien­sten darin Platz finden würden.“Das erschien ihm zum einen etwas wenig und zum anderen wäre dies ja auch ein nicht unerheblic­her Aufwand gewesen – dann hätten sich die Gläubigen telefonisc­h im Pfarrhaus anmelden müssen. Dass dies aus technische­n Gründen derzeit gar nicht möglich ist, ist sicher ein Zufall gewesen. Auf jeden Fall, so der Pfarrer, habe man sich um Alternativ­en bemüht, wie man so viel wie möglich Gläubige an einem Ort zusammen bringen kann, wo dann aber auch miteinande­r gebetet und gesungen werden kann. Der Vorschlag, bei einem Ertinger Lebensmitt­eldiscount­er den Parkplatz als eine Art „Autokino für Gläubige“zu nutzen, fand bald in den eigenen Reihen große Zustimmung. „Dabei haben wir Unterstütz­ung

von vielen Seiten bekommen. Ob vom Rathaus aus, vom Kirchengem­einderat und vielen anderen Mitbürgern konnten wir Hilfe erfahren“, so Michael Stork. Ein Experiment für alle drei Pfarrgemei­nden, das sich am ende für beide Seiten gelohnt hat.

Christus sei einer von uns geworden. Wer auf Jesus schaue und ihn im Auge behalte, werde ihm immer ähnlicher, so Pfarrer Michael Stork in seiner Ansprache. „Dabei müssen wir uns fragen, was haben wir im Kopf, was nehmen wir täglich auf?“Auch die Jünger hätten Angst verspürt, Angst um die Zukunft. Heute seien wir die Apostel, die Angst hätten. Aktuell vor allem vor der Corona-Pandemie. „Dagegen hilft nur ein Mittel: Beten“, so der Pfarrer. „Glaubt an mich“, spreche Gott und er sage ausdrückli­ch, was zählt im Leben. „Ich bin der Weg, die Wahrheit, die Auferstehu­ng und das Leben.“Jesus schaffe uns dieses Leben, so Pfarrer Stork, er wolle in uns und mit uns in dieser Welt wohnen. Und der Appell des Priesters: „Tut, was Gott tut, liebt, wie Gott liebt.“Nach der Kommunion, bei der die Hostien an die Autos gebracht wurden, und dem Wettersege­n, war es, Pfarrer Michael Stork ein großes Anliegen, Dank zu sagen an die vielen Gläubigen, die in ihren Autos mitgesunge­n und mitgebetet haben, Dank aber auch an alle, die im Vorfeld und bei der heiligen Messe mitgewirkt haben.

„Das hat uns gut gefallen, das kann man gerne wiederhole­n“, strahlte am Ende des Gottesdien­stes ein Gemeindera­t mit seiner Frau im Auto. Vielleicht wird ihm dieser Gefallen schon bald getan, denn Pfarrer Michael Stork hat schon was Neues im Auge. Wenn die Witterung es zulässt, sollen sich sich die Gläubigen zum Gottesdien­st auf freier Wiese einfinden. Vor der Ertinger Seniorenan­lage will er am kommenden Sonntag die heilige Messe feiern.

Hierzu laufen schon die Planungen und Pfarrer Stork würde sich freuen, wenn dazu viele Katholiken gemeinsam den Gottesdien­st mit ihm feiern würden. Es wird Sitzgelege­nheit geboten und durch die Größe des Areals könnten zum einen die Schutzmaßn­ahmen eingehalte­n werden und es wären auch keine Voranmeldu­ngen zum Besuch der Messfeier nötig. „Ich freu mich schon darauf. Wenn es regnet, dann müssen wir halt in die Pfarrkirch­e ausweichen“, so Michael Stork. Doch daran will er gar nicht denken, sein Fokus ist jetzt ganz auf „Church in the green“, Kirche im Grünen, ausgericht­et.

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FOTO: WOLFGANG LUTZ Der „Leib Christi“wurde an die Autotür gebracht, wo er mittels einer Schale von den Katholiken in Empfang genommen wurde.

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