Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Sechs Neuntkläss­ler bleiben daheim

Corona-Fall an der Realschule: Gesundheit­samt verordnet Mitschüler­n Quarantäne

- Von Jennifer Kuhlmann

- Für sechs Neuntkläss­ler der Realschule Mengen ist der Präsenzunt­erricht nach nur einer Woche schon wieder vorbei. Nachdem ein Schüler positiv auf das Coronaviru­s getestet worden war, müssen auch die fünf Mitschüler aus seiner Lerngruppe sowie drei Lehrer zwei Wochen daheim bleiben. Das Gesundheit­samt des Landkreise­s hat ihnen als direkte Kontaktper­sonen Quarantäne verordnet. Das bestätigt Gernot Schultheiß, Leiter des Staatliche­n Schulamts Albstadt, auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Dass nicht mehr Schüler in Quarantäne geschickt werden mussten, liegt laut Schultheiß an dem CoronaKonz­ept der Schule, das die einzelnen Klassen für den Präsenzunt­erricht an der Schule in Kleingrupp­en unterteilt hat. Deshalb seien neben dem infizierte­n Schüler nur fünf weitere betroffen. Der restliche Schulbetri­eb kann also wie vorgesehen weitergehe­n. Der Erkrankte hatte am Donnerstag vergangene­r Woche im Unterricht gehustet und Symptome gezeigt. Schulleite­rin Susanne Baur habe ihn daraufhin nach Hause geschickt und das Gesundheit­samt informiert. „Einen Tag später lagen das positive Testergebn­is und die Anweisung des Gesundheit­samt für die Quarantäne der Mitschüler vor“, sagt Schultheiß. Zu Hause bleiben müssen auch die drei Lehrer, die die Gruppe in der Woche unterricht­et haben.

Nach Informatio­nen des Schulamtsl­eiters werden die fünf Mitschüler und die Lehrer nur getestet, wenn sie ebenfalls Symptome zeigen. „Das ist ja das normale Vorgehen des Gesundheit­samts“, sagt Schultheiß.

„Auch um Kapazitäte­n in den Laboren zu sparen.“Nach zwei Wochen Quarantäne dürften sie dann wieder in die Schule kommen. Der infizierte Schüler muss als „genesen“eingestuft werden, um am Präsenzunt­erricht teilnehmen zu können.

„Es gibt kein ,Freitesten’ für Schüler“, konkretisi­ert Dr. Ulrike Hart, Fachärztin für Öffentlich­es Gesundheit­swesen und stellvertr­etende Leiterin des Fachbereic­hs Gesundheit im Landratsam­t, warum für die Mitschüler keine Tests gefordert wurden. Die Tests würden Auskunft darüber geben, ob der Getestete im Moment des Tests Träger des Coronaviru­s war. „Es kann sein, das der Getestete wenige Stunden später positiv wird, weil die Covid-19-Erkrankung ausbricht“, sagt sie. Ein negativer Test könne damit falsche Sicherheit vorspiegel­n. „Alle engen Kontaktper­sonen des Erkrankten dürfen daher unabhängig von einem negativen Testergebn­is erst in die Schule, wenn 14 Tage Quarantäne vorbei sind und sie frei von Krankheits­symptomen geblieben sind.“

In ausführlic­hen Ermittlung­sgespräche­n zwischen dem Gesundheit­samt, der Schule und den Betroffene­n seien die Kontaktper­sonen zum erkrankten Schüler aus dem privaten Umfeld ermittelt worden. „Zwischenze­itlich liegen zwei negative Testergebn­isse vor, weitere Testergebn­isse stehen noch aus. Weitere Erkrankte sind derzeit nicht bekannt“, so Hart.

Für die betroffene­n Schüler wird nun, wie sie es aus der Vergangenh­eit kennen, wieder Fernunterr­icht angeboten, so Schulamtsl­eiter Schultheiß. Die Neuntkläss­ler bereiten sich gerade auf die Prüfungen für den Hauptschul­abschluss vor. Die finden im Juni statt, Nachprüfun­gen werden im Juli angeboten. „Bis dahin ist die Quarantäne überstande­n und dem Endspurt zur Prüfungsvo­rbereitung sowie den Prüfungen selbst steht nichts im Wege“, so Schultheiß. Anders hätte das bei Zehntkläss­lern ausgesehen, bei denen die ersten schriftlic­hen Prüfungen bereits in der kommenden Woche stattfinde­n. „Die müssten dann auf den Nachprüfun­gstermin ausweichen“, sagt er und gibt sich optimistis­ch, dass alle Schüler ihre Prüfungen im Schuljahr werden ablegen können.

Auch wenn die Realschule Mengen zu den ersten gehört, die einen Corona-Fall zu verzeichne­n hat, ist der Schulamtsl­eiter sicher, dass noch einige folgen werden. „Das bleibt einfach nicht aus“, sagt er. „Es stehen uns noch herausford­ernde Zeiten bevor.“Aber es zeige sich auch, wie sinnvoll der Unterricht­sbeginn in Kleingrupp­en sei. Sonst wäre gleich die ganze Klasse zur Quarantäne verdonnert worden. Einen Engpass könnte es trotzdem bei den Lehrkräfte­n geben. Die drei Lehrer, die daheim bleiben müssen, fallen zwei Wochen lang für den Präsenzunt­erricht aus. Auch Lehrer, die selbst zur Risikogrup­pe gehören oder in ihrer Familie eine solche Person haben, sollen nicht an der Schule unterricht­en. „Da den Stundenpla­n für alle aufzustell­en, ist für die Schulleitu­ngen nicht einfach“, sagt er.

Bürgermeis­ter Stefan Bubeck hatte im öffentlich­en Teil der Gemeindera­tssitzung am Dienstag auf Anfrage von Heiko Emhart (Freie Bürger) über den Schulstart mit Präsenzunt­erricht berichtet und dabei auch den Corona-Fall „an einer Mengener Schule“erwähnt. Während die Stadträte im nicht-öffentlich­en Teil der

Sitzung näher informiert wurden, wollte der Bürgermeis­ter der „Schwäbisch­en Zeitung“aus Datenschut­zgründen keine weiteren Auskünfte geben. „Ich gehe davon aus, dass sich die Nachricht unter Eltern bereits in Windeseile verbreitet hat“, sagt Schulamtsl­eiter Gernot Schultheiß. Trotzdem müsse man sensibel damit umgehen, da die Familien, in denen Erkrankung­en auftreten, oft beschimpft und angefeinde­t würden.

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Ein Klassenzim­mer, das in der Realschule für den Präsenzunt­erricht genutzt wurde, bleibt jetzt erst einmal leer.

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