Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Sechs Neuntklässler bleiben daheim
Corona-Fall an der Realschule: Gesundheitsamt verordnet Mitschülern Quarantäne
- Für sechs Neuntklässler der Realschule Mengen ist der Präsenzunterricht nach nur einer Woche schon wieder vorbei. Nachdem ein Schüler positiv auf das Coronavirus getestet worden war, müssen auch die fünf Mitschüler aus seiner Lerngruppe sowie drei Lehrer zwei Wochen daheim bleiben. Das Gesundheitsamt des Landkreises hat ihnen als direkte Kontaktpersonen Quarantäne verordnet. Das bestätigt Gernot Schultheiß, Leiter des Staatlichen Schulamts Albstadt, auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“.
Dass nicht mehr Schüler in Quarantäne geschickt werden mussten, liegt laut Schultheiß an dem CoronaKonzept der Schule, das die einzelnen Klassen für den Präsenzunterricht an der Schule in Kleingruppen unterteilt hat. Deshalb seien neben dem infizierten Schüler nur fünf weitere betroffen. Der restliche Schulbetrieb kann also wie vorgesehen weitergehen. Der Erkrankte hatte am Donnerstag vergangener Woche im Unterricht gehustet und Symptome gezeigt. Schulleiterin Susanne Baur habe ihn daraufhin nach Hause geschickt und das Gesundheitsamt informiert. „Einen Tag später lagen das positive Testergebnis und die Anweisung des Gesundheitsamt für die Quarantäne der Mitschüler vor“, sagt Schultheiß. Zu Hause bleiben müssen auch die drei Lehrer, die die Gruppe in der Woche unterrichtet haben.
Nach Informationen des Schulamtsleiters werden die fünf Mitschüler und die Lehrer nur getestet, wenn sie ebenfalls Symptome zeigen. „Das ist ja das normale Vorgehen des Gesundheitsamts“, sagt Schultheiß.
„Auch um Kapazitäten in den Laboren zu sparen.“Nach zwei Wochen Quarantäne dürften sie dann wieder in die Schule kommen. Der infizierte Schüler muss als „genesen“eingestuft werden, um am Präsenzunterricht teilnehmen zu können.
„Es gibt kein ,Freitesten’ für Schüler“, konkretisiert Dr. Ulrike Hart, Fachärztin für Öffentliches Gesundheitswesen und stellvertretende Leiterin des Fachbereichs Gesundheit im Landratsamt, warum für die Mitschüler keine Tests gefordert wurden. Die Tests würden Auskunft darüber geben, ob der Getestete im Moment des Tests Träger des Coronavirus war. „Es kann sein, das der Getestete wenige Stunden später positiv wird, weil die Covid-19-Erkrankung ausbricht“, sagt sie. Ein negativer Test könne damit falsche Sicherheit vorspiegeln. „Alle engen Kontaktpersonen des Erkrankten dürfen daher unabhängig von einem negativen Testergebnis erst in die Schule, wenn 14 Tage Quarantäne vorbei sind und sie frei von Krankheitssymptomen geblieben sind.“
In ausführlichen Ermittlungsgesprächen zwischen dem Gesundheitsamt, der Schule und den Betroffenen seien die Kontaktpersonen zum erkrankten Schüler aus dem privaten Umfeld ermittelt worden. „Zwischenzeitlich liegen zwei negative Testergebnisse vor, weitere Testergebnisse stehen noch aus. Weitere Erkrankte sind derzeit nicht bekannt“, so Hart.
Für die betroffenen Schüler wird nun, wie sie es aus der Vergangenheit kennen, wieder Fernunterricht angeboten, so Schulamtsleiter Schultheiß. Die Neuntklässler bereiten sich gerade auf die Prüfungen für den Hauptschulabschluss vor. Die finden im Juni statt, Nachprüfungen werden im Juli angeboten. „Bis dahin ist die Quarantäne überstanden und dem Endspurt zur Prüfungsvorbereitung sowie den Prüfungen selbst steht nichts im Wege“, so Schultheiß. Anders hätte das bei Zehntklässlern ausgesehen, bei denen die ersten schriftlichen Prüfungen bereits in der kommenden Woche stattfinden. „Die müssten dann auf den Nachprüfungstermin ausweichen“, sagt er und gibt sich optimistisch, dass alle Schüler ihre Prüfungen im Schuljahr werden ablegen können.
Auch wenn die Realschule Mengen zu den ersten gehört, die einen Corona-Fall zu verzeichnen hat, ist der Schulamtsleiter sicher, dass noch einige folgen werden. „Das bleibt einfach nicht aus“, sagt er. „Es stehen uns noch herausfordernde Zeiten bevor.“Aber es zeige sich auch, wie sinnvoll der Unterrichtsbeginn in Kleingruppen sei. Sonst wäre gleich die ganze Klasse zur Quarantäne verdonnert worden. Einen Engpass könnte es trotzdem bei den Lehrkräften geben. Die drei Lehrer, die daheim bleiben müssen, fallen zwei Wochen lang für den Präsenzunterricht aus. Auch Lehrer, die selbst zur Risikogruppe gehören oder in ihrer Familie eine solche Person haben, sollen nicht an der Schule unterrichten. „Da den Stundenplan für alle aufzustellen, ist für die Schulleitungen nicht einfach“, sagt er.
Bürgermeister Stefan Bubeck hatte im öffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung am Dienstag auf Anfrage von Heiko Emhart (Freie Bürger) über den Schulstart mit Präsenzunterricht berichtet und dabei auch den Corona-Fall „an einer Mengener Schule“erwähnt. Während die Stadträte im nicht-öffentlichen Teil der
Sitzung näher informiert wurden, wollte der Bürgermeister der „Schwäbischen Zeitung“aus Datenschutzgründen keine weiteren Auskünfte geben. „Ich gehe davon aus, dass sich die Nachricht unter Eltern bereits in Windeseile verbreitet hat“, sagt Schulamtsleiter Gernot Schultheiß. Trotzdem müsse man sensibel damit umgehen, da die Familien, in denen Erkrankungen auftreten, oft beschimpft und angefeindet würden.