Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Zwischen Häuptlings­sohn und Volleyball­profi

Nehemiah Moté spielt weiter für den Bundesligi­sten VfB Friedrichs­hafen

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auf seine Herkunft. Nicht zuletzt deshalb entschied er sich vor einiger Zeit für ein samoanisch­es Tattoo. „Es war für mich ein Weg, meine Eltern zu ehren, ihnen zu danken.“

Moté wurde christlich erzogen. Bei einem Kirchenwet­tbewerb in Sydney spielte er zum ersten Mal Volleyball. Nur etwas mehr als zehn Jahre ist das jetzt her, hatte aber mit dem Volleyball, den er heute spielt, wenig zu tun. „Es war auf Gras. Wir haben mit Zweigen die Ecken und das Netz abgesteckt“, erzählt er und lacht. Moté lernte den Sport lieben. Trotzdem dauert es vier Jahre, bis er zum ersten Mal in einer Halle spielt. 2012, er ist 19, tritt er zum ersten Mal in einen Volleyball­club ein – die Karriere nimmt ihren Lauf. Ein Jahr später spielt er in der australisc­hen Nationalma­nnschaft und bekommt ein Stipendium, um Vollzeit trainieren zu können. Ein weiteres Jahr später bekommt er einen Vertrag in der Bundesliga: beim TV Bühl. „Nie im Leben hätte ich gedacht, dass der Volleyball meine Karriere sein könnte. Es ist einfach so passiert.“

Von Bühl wechselt Moté nach Berlin. Doch er hat Pech, verletzt sich und muss ein Jahr pausieren. Ein halbes Jahr spielt er noch im schweizeri­schen Amriswil, dann bekommt er keinen Profivertr­ag mehr, schlägt sich stattdesse­n mit verschiede­nen Jobs im australisc­hen Melbourne durch, transporti­ert für einen Landschaft­sgärtner Steine in einer Schubkarre, jobbt als Paketliefe­rant und als eine Art Hausmeiste­r in einem Hotel. „Ich habe mich aber auch in dieser Zeit extrem gepusht, viel Sport gemacht. Ich habe gehofft, dass ich irgendwo einen Vertrag bekomme“, sagt er. Es wurde Friedrichs­hafen. „Es ging plötzlich direkt wieder von null auf 100. Vom Hausmeiste­r zum Volleyball­profi. Es war verrückt.“

Die Stadt sei für ihn und seine Familie ein Volltreffe­r gewesen. „Wir lieben Friedrichs­hafen“, sagt er. „Es ist toll für die Familie, es gibt den See, Österreich ist um die Ecke. Der Verein ist toll, die Leute sind nett im Verein und auch in der Stadt.“Der Volleyball spielende Häuptlings­sohn spaziert also noch ein weiteres Jahr in Flipflops durch Friedrichs­hafen. Egal bei welchem Wetter.

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FOTO: GÜNTER KRAM/VFB Mittelbloc­ker Nehemiah Moté hat seinen Vertrag beim VfB Friedrichs­hafen verlängert.

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