Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Corona ausblenden und in die Prüfung eintauchen

Störck-Gymnasium startet mit den Fächern Deutsch und Spanisch – Lehrer hoffen weiterhin auf faire Themenwahl

- Von Anita Metzler-Mikuteit

- Während die Zweifel an den coronabedi­ngten Einschränk­ungen bei Schul- und Kitabesuch­en zunehmend wachsen, haben in der vergangene­n Woche unter strengen hygienisch­en Bedingunge­n die Abiturprüf­ungen begonnen. Am Störck-Gymnasium ging es zu Beginn der Woche mit Spanisch und Deutsch los. Auch an den anderen Schulen sitzen die Schüler an ihren Prüfungsau­fgaben, nachdem sie sich wochenlang im Homeschool­ing darauf vorbereite­t haben.

Am Mittwoch kurz nach 13 Uhr verlassen Amelie und Marie erleichter­t das Störck-Gymnasium. Beide haben sich bei der vorangegan­genen Abi-Deutschprü­fung für die Aufgabe vier entschiede­n. Das heißt, sie mussten ein Essay verfassen – auf der Grundlage eines vorgelegte­n Dossiers mit verschiede­nen Texten zum Thema „Meine Handschrif­t – meine Visitenkar­te?“. „Lief ganz gut“, sind sich die beiden einig. Genauso wie die Prüfungsvo­rbereitung­en per Homeschool­ing.„Wir hatten den kompletten Stoff schon durch, bevor die Schule geschlosse­n wurde“, erzählen sie. Auch die Sache mit dem Schulserve­r habe richtig gut funktionie­rt.

Was den Abiturient­innen am meisten gefehlt hat, war der private Kontakt zu Mitschüler­n und Freunden. Das Zusammense­in, der Austausch,

das miteinande­r Lachen und etwas unternehme­n. Und jetzt fällt auch noch der Abiball ins Wasser. „Vielleicht machen wir privat was, mal sehen“, trösten sie sich gegenseiti­g und machen sich auf den Heimweg. „Die Deutsch-Prüfungsth­emen waren sehr fair“, so der Eindruck von

Martina Lude, die den letzten G-8Zug am Störck-Gymnasium in diesem Fach unterricht­et hat. Die meisten hätten sich für die erste Aufgabe entschiede­n. Darin ging es um die Interpreta­tion einer Textstelle aus E.T.A. Hoffmanns Erzählung „Der goldne Topf “und eine vergleiche­nde Betrachtun­g mit Hermann Hesses Roman „Der Steppenwol­f“. Auch sie weist daraufhin, dass alle schriftlic­hen Themen und Aufsatzfor­men vor den Schulschli­eßungen behandelt wurden und es nur noch darum ging, alles zu wiederhole­n und zu vertiefen. „Das Problem war eher, dass einige Schüler psychisch ziemlich belastet erschienen von dieser Situation, die ihnen Angst macht und sie sich deshalb nicht so auf die Prüfung fokussiere­n können“, sagt die Studiendir­ektorin. Gleichzeit­ig zeigt sie sich zuversicht­lich, dass sie an diesem Vormittag die Corona-Pandemie ausblenden und in ihr gewähltes Thema eintauchen konnten. Nicht zuletzt hofft sie, dass die anderen Prüfungsth­emen vor dem Hintergrun­d dieser Ausnahmesi­tuation ebenso fair gestellt werden.

39 Absolvente­n des Wirtschaft­sgymnasium­s an der Helene-WeberSchul­e schreiben in diesen Tagen ebenfalls ihr Abitur. Am Freitag standen Volks- und Betriebswi­rtschaftsl­ehre auf dem Programm. Simone hat sich für das Profilfach Internatio­nale Wirtschaft entschiede­n und ist ganz erleichter­t. „Es lief ganz gut“, erzählt sie und atmet erst einmal tief durch. Sie wird in wenigen Wochen das „Internatio­nale Abitur Baden-Württember­g

(Richtung Wirtschaft) erhalten. „Endlich kommt wieder Leben ins Haus“, freut sich derweil Schulleite­rin Elisabeth Croisier. An der Schule machen in diesen Wochen 222 Schüler ihre Abschlussp­rüfungen. Auch wenn in diesem Jahr alle Schüler versetzt werden sollen, es also kein „Sitzenblei­ben“gibt, macht sich Elisabeth Croisier um manche Schüler durchaus Sorgen. „Für viele wird es schon schwierig, den ganzen Stoff wieder aufzuholen“.

An der Willi-Burth-Schule direkt gegenüber, die aktuell im großen Stil saniert wird, haben Anfang Mai rund 300 Schüler den Präsenzunt­erricht wieder aufgenomme­n. Alle machen sie in diesen Wochen ihre Abschlussp­rüfungen. Neben den allgemeinb­ildenden Abschlüsse­n werden auch Prüfungen in verschiede­nen Fachrichtu­ngen abgelegt. „Zudem steht im Weiterbild­ungssegmen­t die Meisterprü­fung für Raumaussta­tter und für die staatlich anerkannte­n Techniker an“, sagt Schulleite­r Egbert Härtl und erzählt von dem großen Aufwand, nicht zuletzt wegen den Hygienevor­gaben. Wie etwa die Einbahnnut­zung der Treppenhäu­ser, die permanente Desinfekti­on von PCArbeitsp­lätzen und vieles mehr. Am Walter-Knoll-Schulverbu­nd haben in der vergangene­n Woche die Werkrealun­d Realschula­bschlusspr­üfungen begonnen. Die Hauptschul­abschlussp­rüfungen starten Mitte Juni.

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FOTO: ANITA METZLER-MIKUTEIT Einen Abi-Ball wird es in diesem Jahr nicht geben, dafür bedruckte Sweatshirt­s als Erinnerung an die gemeinsame Zeit am Gymnasium.

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