Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Corona ausblenden und in die Prüfung eintauchen
Störck-Gymnasium startet mit den Fächern Deutsch und Spanisch – Lehrer hoffen weiterhin auf faire Themenwahl
- Während die Zweifel an den coronabedingten Einschränkungen bei Schul- und Kitabesuchen zunehmend wachsen, haben in der vergangenen Woche unter strengen hygienischen Bedingungen die Abiturprüfungen begonnen. Am Störck-Gymnasium ging es zu Beginn der Woche mit Spanisch und Deutsch los. Auch an den anderen Schulen sitzen die Schüler an ihren Prüfungsaufgaben, nachdem sie sich wochenlang im Homeschooling darauf vorbereitet haben.
Am Mittwoch kurz nach 13 Uhr verlassen Amelie und Marie erleichtert das Störck-Gymnasium. Beide haben sich bei der vorangegangenen Abi-Deutschprüfung für die Aufgabe vier entschieden. Das heißt, sie mussten ein Essay verfassen – auf der Grundlage eines vorgelegten Dossiers mit verschiedenen Texten zum Thema „Meine Handschrift – meine Visitenkarte?“. „Lief ganz gut“, sind sich die beiden einig. Genauso wie die Prüfungsvorbereitungen per Homeschooling.„Wir hatten den kompletten Stoff schon durch, bevor die Schule geschlossen wurde“, erzählen sie. Auch die Sache mit dem Schulserver habe richtig gut funktioniert.
Was den Abiturientinnen am meisten gefehlt hat, war der private Kontakt zu Mitschülern und Freunden. Das Zusammensein, der Austausch,
das miteinander Lachen und etwas unternehmen. Und jetzt fällt auch noch der Abiball ins Wasser. „Vielleicht machen wir privat was, mal sehen“, trösten sie sich gegenseitig und machen sich auf den Heimweg. „Die Deutsch-Prüfungsthemen waren sehr fair“, so der Eindruck von
Martina Lude, die den letzten G-8Zug am Störck-Gymnasium in diesem Fach unterrichtet hat. Die meisten hätten sich für die erste Aufgabe entschieden. Darin ging es um die Interpretation einer Textstelle aus E.T.A. Hoffmanns Erzählung „Der goldne Topf “und eine vergleichende Betrachtung mit Hermann Hesses Roman „Der Steppenwolf“. Auch sie weist daraufhin, dass alle schriftlichen Themen und Aufsatzformen vor den Schulschließungen behandelt wurden und es nur noch darum ging, alles zu wiederholen und zu vertiefen. „Das Problem war eher, dass einige Schüler psychisch ziemlich belastet erschienen von dieser Situation, die ihnen Angst macht und sie sich deshalb nicht so auf die Prüfung fokussieren können“, sagt die Studiendirektorin. Gleichzeitig zeigt sie sich zuversichtlich, dass sie an diesem Vormittag die Corona-Pandemie ausblenden und in ihr gewähltes Thema eintauchen konnten. Nicht zuletzt hofft sie, dass die anderen Prüfungsthemen vor dem Hintergrund dieser Ausnahmesituation ebenso fair gestellt werden.
39 Absolventen des Wirtschaftsgymnasiums an der Helene-WeberSchule schreiben in diesen Tagen ebenfalls ihr Abitur. Am Freitag standen Volks- und Betriebswirtschaftslehre auf dem Programm. Simone hat sich für das Profilfach Internationale Wirtschaft entschieden und ist ganz erleichtert. „Es lief ganz gut“, erzählt sie und atmet erst einmal tief durch. Sie wird in wenigen Wochen das „Internationale Abitur Baden-Württemberg
(Richtung Wirtschaft) erhalten. „Endlich kommt wieder Leben ins Haus“, freut sich derweil Schulleiterin Elisabeth Croisier. An der Schule machen in diesen Wochen 222 Schüler ihre Abschlussprüfungen. Auch wenn in diesem Jahr alle Schüler versetzt werden sollen, es also kein „Sitzenbleiben“gibt, macht sich Elisabeth Croisier um manche Schüler durchaus Sorgen. „Für viele wird es schon schwierig, den ganzen Stoff wieder aufzuholen“.
An der Willi-Burth-Schule direkt gegenüber, die aktuell im großen Stil saniert wird, haben Anfang Mai rund 300 Schüler den Präsenzunterricht wieder aufgenommen. Alle machen sie in diesen Wochen ihre Abschlussprüfungen. Neben den allgemeinbildenden Abschlüssen werden auch Prüfungen in verschiedenen Fachrichtungen abgelegt. „Zudem steht im Weiterbildungssegment die Meisterprüfung für Raumausstatter und für die staatlich anerkannten Techniker an“, sagt Schulleiter Egbert Härtl und erzählt von dem großen Aufwand, nicht zuletzt wegen den Hygienevorgaben. Wie etwa die Einbahnnutzung der Treppenhäuser, die permanente Desinfektion von PCArbeitsplätzen und vieles mehr. Am Walter-Knoll-Schulverbund haben in der vergangenen Woche die Werkrealund Realschulabschlussprüfungen begonnen. Die Hauptschulabschlussprüfungen starten Mitte Juni.