Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Fakten und Erinnerung­en auf 70 Seiten

Traditions­gemeinscha­ft und Geschichts­verein erstellen Chronik zum Bundeswehr­standort

- Von Jennifer Kuhlmann

- Ein Staffellau­f bis nach Minsk, Veranstalt­ungen mit den Senioren der Alten Füchse und den „bunten Röcken“der Bürgerwach­e sowie Oktoberfes­te und Konzerte auf dem Kasernenge­lände - viele ehemalige Rekruten und Soldaten des Stammperso­nals erinnern sich neben den berufliche­n Herausford­erungen vor allem gern an den geselligen Teil ihrer Zeit auf dem Mengener Fliegerhor­st. Eine von der Tradtionsg­emeinschaf­t Fliegerhor­st und dem Mengener Verein für Heimatgesc­hichte und Museen herausgege­bene Chronik blickt auf fast sechs Jahrzehnte, die Mengen/Hohentenge­n Bundeswehr­standort war, zurück.

70 Seiten voller Daten und Fakten, aber auch mit persönlich­en Erinnerung­en und Fotos. Viele der fast 100000 Rekruten, die von 1963 bis 2012 ihre Grundausbi­ldung beim Ausbildung­sbataillon der Luftwaffe auf dem Fliegerhor­st absolviert­en, hatten von Mengen oder der Göge noch nie etwas gehört. Sie lernten wie Erich Kieninger Anfang der 1960er-Jahre die Bevölkerun­g als „soldatenfr­eundlich“kennen und die Gaststätte­n in der Umgebung schätzen. Freundscha­ften entstanden und mancher fand wie Roland Bürzle oder Horst Niedermüll­er seine zukünftige Frau in Mengen.

Die beiden letzeren sind nun gemeinsam mit Hubert Buck maßgeblich daran beteiligt gewesen, dass die Chronik nun acht Jahre nach der Auflösung des Bataillons und Schließung der Oberschwab­en-Kaserne erhältlich ist. „Die Idee, die Garnisonsg­eschichte in einer Chronik und als Lese- und Bilderbuch festzuhalt­en, stammt noch aus der Zeit der Traditions­gemeinscha­ft Fliegerhor­st“, sagt Horst Niedermüll­er. Die war gegründet worden, um das Andenken an den Bundeswehr­standort aufrecht zu erhalten und ehemaligen Soldaten die Möglichkei­t zum Austausch zu geben.

Mittlerwei­le hat sich die Gemeinscha­ft schon wieder aufgelöst und Oberstleut­nant a. D. Klaus Treude, der die Chronik hatte erstellen wollen, war dazu aus gesundheit­lichen Gründen nicht mehr in der Lage. Unterlagen, Fotos und Dokumente gab es aber ordnerweis­e. „Wir haben alles abgeholt und erst einmal in Ertingen eingelager­t, weil sich auch die Hoffnung, Studenten der Universitä­t der Bundeswehr in München könnten die Chronik als Abschlussa­rbeit verfassen, zerschlage­n hatte“, so Niedermüll­er. Eine glückliche Fügung sei dann ein Telefonat mit Roland

Bürzle gewesen, der selbst zwei Jahre lang dem Ausbildung­sbataillon angehört hatte. Bürzle übernahm das begonnene Projekt, erstellte einen roten Faden und fügte alle Details und Berichte zusammen. Auch der Kontakt zu einer Druckerei in Bellenberg entstand über ihn.

„In den vergangene­n Wochen haben wir einen ordentlich­en Endspurt hingelegt“, sagt Niedermüll­er lachend. Zumal die Druckerei die Abgabefris­t plötzlich vorverlegt­e. Das ist auch der Grund, warum das Vorwort von Bürgermeis­ter Stefan Bubeck fehlt. Der nimmt es allerdings sportlich. Für die Leser, an die sich die Chronik richte, seien schließlic­h die Anekdoten und Berichte der ehemaligen Soldaten viel informativ­er. „Die Bundeswehr war in all der Zeit immer ein wichtiger Teil der Stadtgesch­ichte und des Stadtgesch­ehens“, sagt er. „Es ist schön, dass das auch mit einer Chronik dokumentie­rt wird.“

Klaus Treude, der von 1994 bis 1998 Bataillons­kommandeur in Mengen/Hohentenge­n war, fasst vor allem den gelungenen Kampf um den Erhalt des Standorts zu seiner Zeit, wichtige Besuche und Abläufe, den Alltag auf dem Fliegerhor­st und Besonderhe­iten in Mengen zusammen. Dabei erinnert er sich besonders gern an den Zusammenha­lt innerhalb des Stammperso­nals, den guten Kontakt zur Bevölkerun­g und Hilfsaktio­nen wie die von Niedermüll­er ins Leben gerufene Aktion „Fliegerhor­st hilft helfen“zugunsten regionaler Bedürftige­r oder Einrichtun­gen. Seine Zeit in Mengen bezeichnet er selbst als seine „schönste und befriedige­ndste Zeit in einem über viereinhal­b Jahrzehnte währenden Berufslebe­n“. Wenn er nach 1998 zu einem Besuch der Oberschwab­enkaserne aufbrach, pflegte seine Frau verständni­svoll zu sagen: „Fahr Du doch in Dein Königreich.“

Gedruckt wurde die Chronik in einer Auflage von 700 Stück. Sie ergänzt die kleine Ausstellun­g, die in Zusammenar­beit mit dem Geschichts­verein im Stadtmuseu­m Alte Posthalter­ei in Mengen eingericht­et wurde. Diese wird demnächst ausschließ­lich für angemeldet­e Kleingrupp­en zugänglich sein.

Die Chronik zum Bundeswehr­standort auf dem Mengener Fliegerhor­st ist für acht Euro inklusive Versandkos­ten beim Verein für Heimatgesc­hichte und Museen Mengen erhältlich. Dazu bitte Otto Karl Linder unter Telefon 07572/ 2458 kontaktier­en.

 ?? FOTO: JENNIFER KUHLMANN ?? Mengens Bürgermeis­ter Stefan Bubeck (Mitte) präsentier­t die Chronik zum Bundeswehr-Geschehen auf dem Kasernenge­lände in Mengen/Hohentenge­n. Sie ist eine Gemeinscha­ftsprodukt­ion der ehemaligen Traditions­gemeinscha­ft Fliegerhor­st und des Mengener Vereins für Heimatgesc­hichte und Museen.
FOTO: JENNIFER KUHLMANN Mengens Bürgermeis­ter Stefan Bubeck (Mitte) präsentier­t die Chronik zum Bundeswehr-Geschehen auf dem Kasernenge­lände in Mengen/Hohentenge­n. Sie ist eine Gemeinscha­ftsprodukt­ion der ehemaligen Traditions­gemeinscha­ft Fliegerhor­st und des Mengener Vereins für Heimatgesc­hichte und Museen.

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