Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Fakten und Erinnerungen auf 70 Seiten
Traditionsgemeinschaft und Geschichtsverein erstellen Chronik zum Bundeswehrstandort
- Ein Staffellauf bis nach Minsk, Veranstaltungen mit den Senioren der Alten Füchse und den „bunten Röcken“der Bürgerwache sowie Oktoberfeste und Konzerte auf dem Kasernengelände - viele ehemalige Rekruten und Soldaten des Stammpersonals erinnern sich neben den beruflichen Herausforderungen vor allem gern an den geselligen Teil ihrer Zeit auf dem Mengener Fliegerhorst. Eine von der Tradtionsgemeinschaft Fliegerhorst und dem Mengener Verein für Heimatgeschichte und Museen herausgegebene Chronik blickt auf fast sechs Jahrzehnte, die Mengen/Hohentengen Bundeswehrstandort war, zurück.
70 Seiten voller Daten und Fakten, aber auch mit persönlichen Erinnerungen und Fotos. Viele der fast 100000 Rekruten, die von 1963 bis 2012 ihre Grundausbildung beim Ausbildungsbataillon der Luftwaffe auf dem Fliegerhorst absolvierten, hatten von Mengen oder der Göge noch nie etwas gehört. Sie lernten wie Erich Kieninger Anfang der 1960er-Jahre die Bevölkerung als „soldatenfreundlich“kennen und die Gaststätten in der Umgebung schätzen. Freundschaften entstanden und mancher fand wie Roland Bürzle oder Horst Niedermüller seine zukünftige Frau in Mengen.
Die beiden letzeren sind nun gemeinsam mit Hubert Buck maßgeblich daran beteiligt gewesen, dass die Chronik nun acht Jahre nach der Auflösung des Bataillons und Schließung der Oberschwaben-Kaserne erhältlich ist. „Die Idee, die Garnisonsgeschichte in einer Chronik und als Lese- und Bilderbuch festzuhalten, stammt noch aus der Zeit der Traditionsgemeinschaft Fliegerhorst“, sagt Horst Niedermüller. Die war gegründet worden, um das Andenken an den Bundeswehrstandort aufrecht zu erhalten und ehemaligen Soldaten die Möglichkeit zum Austausch zu geben.
Mittlerweile hat sich die Gemeinschaft schon wieder aufgelöst und Oberstleutnant a. D. Klaus Treude, der die Chronik hatte erstellen wollen, war dazu aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage. Unterlagen, Fotos und Dokumente gab es aber ordnerweise. „Wir haben alles abgeholt und erst einmal in Ertingen eingelagert, weil sich auch die Hoffnung, Studenten der Universität der Bundeswehr in München könnten die Chronik als Abschlussarbeit verfassen, zerschlagen hatte“, so Niedermüller. Eine glückliche Fügung sei dann ein Telefonat mit Roland
Bürzle gewesen, der selbst zwei Jahre lang dem Ausbildungsbataillon angehört hatte. Bürzle übernahm das begonnene Projekt, erstellte einen roten Faden und fügte alle Details und Berichte zusammen. Auch der Kontakt zu einer Druckerei in Bellenberg entstand über ihn.
„In den vergangenen Wochen haben wir einen ordentlichen Endspurt hingelegt“, sagt Niedermüller lachend. Zumal die Druckerei die Abgabefrist plötzlich vorverlegte. Das ist auch der Grund, warum das Vorwort von Bürgermeister Stefan Bubeck fehlt. Der nimmt es allerdings sportlich. Für die Leser, an die sich die Chronik richte, seien schließlich die Anekdoten und Berichte der ehemaligen Soldaten viel informativer. „Die Bundeswehr war in all der Zeit immer ein wichtiger Teil der Stadtgeschichte und des Stadtgeschehens“, sagt er. „Es ist schön, dass das auch mit einer Chronik dokumentiert wird.“
Klaus Treude, der von 1994 bis 1998 Bataillonskommandeur in Mengen/Hohentengen war, fasst vor allem den gelungenen Kampf um den Erhalt des Standorts zu seiner Zeit, wichtige Besuche und Abläufe, den Alltag auf dem Fliegerhorst und Besonderheiten in Mengen zusammen. Dabei erinnert er sich besonders gern an den Zusammenhalt innerhalb des Stammpersonals, den guten Kontakt zur Bevölkerung und Hilfsaktionen wie die von Niedermüller ins Leben gerufene Aktion „Fliegerhorst hilft helfen“zugunsten regionaler Bedürftiger oder Einrichtungen. Seine Zeit in Mengen bezeichnet er selbst als seine „schönste und befriedigendste Zeit in einem über viereinhalb Jahrzehnte währenden Berufsleben“. Wenn er nach 1998 zu einem Besuch der Oberschwabenkaserne aufbrach, pflegte seine Frau verständnisvoll zu sagen: „Fahr Du doch in Dein Königreich.“
Gedruckt wurde die Chronik in einer Auflage von 700 Stück. Sie ergänzt die kleine Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit dem Geschichtsverein im Stadtmuseum Alte Posthalterei in Mengen eingerichtet wurde. Diese wird demnächst ausschließlich für angemeldete Kleingruppen zugänglich sein.
Die Chronik zum Bundeswehrstandort auf dem Mengener Fliegerhorst ist für acht Euro inklusive Versandkosten beim Verein für Heimatgeschichte und Museen Mengen erhältlich. Dazu bitte Otto Karl Linder unter Telefon 07572/ 2458 kontaktieren.