Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Das Traumland erwacht aus dem „Corona-Schlaf“
Freizeitpark auf der Schwäbischen Alb startet mit strengem Hygienekonzept in die Saison
- Die Mitarbeiter des Freizeitparks Traumland haben alle Hände voll zu tun: Zwischen dem Riesenrad und der Eisenbahn schütten sie die Kieswege auf, an der Fassade des Dornröschenschlosses muss noch ein Loch verputzt werden. Aber Ines Ehe, Geschäftsführerin des Traumlands, schlendert trotzdem mit einem breiten Grinsen durch den Freizeitpark. Denn am kommenden Freitag, 29. Mai, kann das Traumland eröffnen.
„Endlich können wir, nach Wochen der Ungewissheit, wieder Besucher begrüßen“, freut sich Ehe. Damit sich die Familien auch in Zeiten der Pandemie sicher fühlen, hat die Geschäftsführerin mit ihren Mitarbeitern ein strenges Hygienekonzept entwickelt. Es darf zum Beispiel nur ein Drittel der normalerweise zugelassenen Besucher aufs Gelände. Wie viele Gäste das genau sind, will Ehe nicht verraten. Die reduzierte Besucherzahl soll für den nötigen Mindestabstand untereinander sorgen. Um in den Park zu kommen, wird außerdem ein tagesdatiertes Onlineticket benötigt, das Gäste auf der Homepage des Traumlands kaufen können.
Innerhalb des Parks hat sich ebenfalls einiges geändert. „Wir haben beispielsweise 15 Hygienestationen mit Desinfektionsmittel aufgestellt und die Warteschlangen überall erweitert“, sagt Ines Ehe. Holzpfosten markieren jetzt die Bereiche, in denen die Besucher warten müssen, Schilder zeigen die einzuhaltenden Abstände an.
„Außerdem haben wir die Gastronomie einmal komplett auf den Kopf gestellt“, so Ehe. Es wurde zum Beispiel
das Angebot stark reduziert. „Wenn ich nur Pommes anbiete statt ausgefallener Speisen, kann ich die Leute schneller bedienen und vermeide lange Schlangen“, erklärt Ehe. Zahlen sollen die Gäste möglichst mit EC-Karte.
Beim Bestellen von Essen und Trinken gilt außerdem Maskenpflicht – ebenso in Toiletten und bei manchen Attraktionen. „Das ist zum Beispiel dort der Fall, wo man schreit“, sagt Ehe. Gemeint sind damit Achterbahnen wie etwa die Marienkäferbahn. Die Parkmitarbeiter desinfizieren außerdem nach jeder Benutzung die Haltegriffe der Fahrgeschäfte.
Die neuen Maßnahmen werden nicht nur für die Besucher, sondern auch für das Personal eine große Umstellung, sagt die Geschäftsführerin. „Wir sind eigentlich ein herzlicher
Betrieb. Normalerweise umarmen wir uns oft gegenseitig und helfen den Kindern zum Beispiel beim Aussteigen aus der Wildwasserbahn.“Doch ein solcher Körperkontakt sei jetzt natürlich nicht mehr möglich. Hinzu kommt für Ehe das finanzielle Risiko. Die Einführung des neuen OnlineSystems und die Umbauten im Park seien teuer gewesen – während Einnahmen ausblieben.
Den eigentlich zum 4. April geplanten Saisonstart verhinderte die Corona-Pandemie. „Zwei Monate keine Einnahmen: Da muss man kein Betriebswirt sein, um zu wissen, dass wir finanziell in einer schwierigen Lage sind“, so die Geschäftsführerin.
Um den Betrieb am Laufen zu halten, habe sie Kredite der staatlichen Förderbank KfW in siebenstelliger Höhe aufgenommen. Von den 200 Mitarbeitern, die sonst zur Hochsaison
im Traumland arbeiten, kann Ehe in diesem Jahr nur 80 beschäftigen. „Aber bei zwei Dritteln weniger Gästen brauchen wir natürlich ohnehin weniger Personal.“
Eine Prognose zum Start will Ehe nicht wagen: „Es herrscht große Ungewissheit.“Sie wisse nicht, wie das Konsumverhalten der Menschen sei und ob sie einen Freizeitparkbesuch in Corona-Zeiten überhaupt wollten. Auch sei unklar, wie das Ticketsystem über das Internet angenommen werde, sagt Ehe. „Das ist gerade alles noch wie Kaffeesatzleserei.“
Wie sieht das Traumland mit den neuen aus? Was gilt es zu beachten? Ein Video dazu gibt es unter: www.schwaebische.de/ traumland-oeffnet