Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Neue Mali-Sporthalle droht zum Kostengrab zu werden
1,1 Millionen Euro Mehrkosten für den Holzbau sorgen für massiven Unmut im Biberacher Gemeinderat
- Die Abbrucharbeiten der rund 50 Jahre alten Mali-Sporthalle in Biberach laufen, der Grundstein für die neue Halle an gleicher Stelle ist noch gar nicht gelegt – trotzdem sorgt das Projekt im Biberacher Gemeinderat schon für mächtig Ärger. Der Grund: die immer weiter steigenden Kosten. So werden die Holzbauarbeiten mit knapp 2,6 Millionen Euro um 1,1 Millionen Euro teurer als in der Kostenberechnung im November 2018 vom Architekten veranschlagt. Der Gemeinderat bewilligte zwar die Mehrkosten, es gab aber auch mehrere Nein-Stimmen und massiven Unmut.
Der Architekt habe versichert, dass er die Kostenermittlung vor eineinhalb Jahren anhand seinerzeit aktuell verfügbarer Zahlen vorgenommen habe, schreibt der städtische Hochbauamtsleiter Siegfried KopfJasinski in der Sitzungsvorlage für den Gemeinderat. Dort gab es aber erhebliche Zweifel daran, wie sorgfältig der Architekt die Kosten errechnet hatte.
Als Indiz dafür wertete Hubert Hagel (CDU), dass auch die meisten anderen eingegangenen Angebote für den Holzbau in der Preisklasse zwischen 2,6 und 2,8 Millionen Euro lagen. „Das zeigt, dass es der Marktpreis ist“, so Hagel. Holzbau sei per se teuer, „aber der Holzpreis und die Löhne sind in den vergangenen Monaten kaum angestiegen“. Dies sei für ihn ein Zeichen, dass sich der Architekt bei seiner Berechnung „verstiegen“habe, „und dazu sollte er stehen“, so Hagel. „Da hätte ich eine Entschuldigung erwartet.“
Neben dem Holzgewerk werden auch die Abbrucharbeiten der alten Halle wohl um 170 000 Euro teurer, weil im Gebäude asbesthaltige einbetonierte Spannhülsen entdeckt wurden. Berücksichtigt man weitere Kostenverschiebungen in anderen Bereichen, bleiben Mehrkosten von 724 000 Euro. Die Gesamtkosten der Halle summieren sich aktuell auf 12,8 Millionen statt der bisher veranschlagten knapp 12,1 Millionen Euro.
Flavia Gutermann (Freie Wähler) bezeichnete den Neubau der MaliHalle als „ein Fass ohne Boden“und sprach von einem „kostentechnischen Alptraum“. Sie frage sich, ob es daran liege, dass eine Mehrfachbeauftragung vorgeschaltet war. „Da bekommen wir erst wunderschöne
Entwürfe vorgesetzt und nachher gehen die Kosten durch die Decke.“
Dem widersprach Baubürgermeister Christian Kuhlmann. Eine Mehrfachbeauftragung helfe, die beste bauliche Lösung herauszuarbeiten. Diese sei aber nicht verantwortlich für die Mehrkosten. Auch Kuhlmann äußerte den Verdacht, dass der Architekt das Holzgewerk zu niedrig kalkuliert haben könnte.
Ihr fehle für die Kostenüberschreitung jegliches Verständnis, sagte Gabriele Kübler (SPD). Eine Ablehnung sei aber nicht zielführend: „Uns liegt der zügige Neubau der Halle sehr am Herzen.“
Anders sah das Christoph Funk (FDP). Er wies darauf hin, dass zunächst auch eine Sanierung der bestehenden Halle im Raum stand, für die sich auch die Stadtverwaltung ausgesprochen hatte, ehe die Ratsmehrheit für einen Neubau votierte. Aus 8,5 Millionen Euro prognostizierter Kosten im Juni 2016 seien erst 10, dann 12,9 und nach einer Sparrunde 12 Millionen Euro geworden, so Funk. Nun habe man wieder eine Steigerung. 1,1 Millionen Euro beim Holzbau zu überziehen, das dürfe nicht passieren. „Und jetzt sollen wir zustimmen. Das kann man machen, wir tun es nicht“, sagte Funk.
Peter Grunwald (Grüne) wollte wissen, was passieren würde, wenn der Rat die Übernahme der Mehrkosten ablehnt. „Dann haben wir einen Schadenersatzfall und außerdem bauen wir die Halle nicht“, antwortete Kuhlmann. Dies sei aber keine Option. „Wir kommen aus dem Dilemma nicht mehr raus“, so der Baubürgermeister.
Ralph Heidenreich (Linke) regte an, bei künftigen Projekten ähnlicher Art eher die Renovierung vorzuziehen: „Auf diese Neubau-Preisratereien kann man nichts mehr geben.“
Bei der Abstimmung stimmten 21 Räte für die Bewilligung der Mehrkosten, acht waren dagegen, drei enthielten sich. Es gebe nichts zu beschönigen, sagte Oberbürgermeister Norbert Zeidler. Es dürfe nicht passieren, dass sich ein erfahrenes Architekturbüro bei einem Standardgewerk wie dem Holzbau so verhaue. „Das ist keine Referenz.“Christian Kuhlmann machte aber auch darauf aufmerksam, dass das Marktgeschehen seit mehr als einem Jahr nicht mehr wirklich kalkulierbar sei. „Es ist im Moment schwierig, überhaupt noch Kosten zu berechnen“, sagte er.