Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Kaderplanung unter Vorbehalt
Basketball: Trainer Reinboth sichtet, aber Vertragsabschlüsse hängen vom Budget ab
(aw) - Wenn sich das Frühjahr dem Ende zuneigt, fallen beim Basketball-Zweitligisten Team Ehingen Urspring in der Regel die ersten Entscheidungen bei der Kaderplanung für die folgende Saison. Dies gelang zwar auch 2020 mit der Vertragsverlängerung von Ferenc Gille, doch was Neuverpflichtungen und die gesamte Kaderplanung im Corona-Jahr 2020 angeht, könnte es etwas länger dauern.
Normalerweise verbringt Domenik Reinboth, Cheftrainer des Teams Ehingen Urspring, in den Wochen vor und nach Pfingsten viel Zeit vor dem Computer, wertet Statistiken aus und sieht sich unzählige Videos von neuen Spielern an, die für den Zweitligisten in Frage kämen. In diesem Jahr ist das zwar nicht anders, allerdings stehen die Ergebnisse der Sichtung unter einem größeren Vorbehalt. Denn wie viel Geld sein Team für die nächste Spielzeit zur Verfügung haben wird und welche Spieler es sich leisten kann, ist derzeit fraglich. Sobald „ein gewisses Budget definitiv“sei, so Reinboth, könne man damit beginnen, Spieler zu verpflichten. „Allerdings kann ich auch nicht warten, bis es so weit ist, um dann erst mit der Suche nach Spielern zu beginnen.“Deshalb schaut sich Reinboth bereits mögliche Kandidaten an, erstellt Listen, kontaktiert Spieler, auch um Wechselbereitschaft und Konditionen auszuloten.
Ein anderes Vorgehen ist für das Team, im Profibasketball als LowBudget-Team unterwegs, nicht möglich. Verpflichtungen einzugehen, ohne sicher zu sein, sie auch erfüllen zu können, will das Team vermeiden, das betont Domenik Reinboth. „Wir werden nicht den Fehler begehen, jetzt Geld auszugeben und dann im August zu merken, dass wir Probleme haben“, so der Trainer.
Klar ist für ihn wie auch die anderen Verantwortlichen des Teams, dass man weiter in der ProA spielen will. Wäre die vergangene Saison nicht corona-bedingt vorzeitig beendet und zudem beschlossen worden, keine Mannschaft in die ProB absteigen zu lassen, wäre dem Team Ehingen Urspring der Gang in die dritthöchste Spielklasse kaum erspart geblieben. So aber bietet sich erneut die Chance, weiter auf sportlich höherem Niveau Talente weiterzuentwickeln – was bekanntlich der Philosophie des Klubs entspricht. „Die ProA ist ein Aushängeschild und für uns als Verein besteht jedes Jahr das Risiko, es in dieser Liga nicht zu schaffen“, sagt Reinboth. Aber wenn sich die Möglichkeit bietet, wollen wir es versuchen.“ Nicht absteigen zu müssen und auch 2020/21 in der ProA mitmischen zu dürfen – sofern der Verein die Lizenz dafür erhält – wäre für Domenik Reinboth das „einzig Positive im Corona-Jahr“.
Ein deutscher Spieler hat seinen Vertrag in Ehingen bereits verlängert: Ferenc Gille, auch ein Verbleib von Akim-Jamal Jonah scheint möglich. Auch Kevin Strangmeyer, der schon 2017 kam und derzeit sein Abitur macht, ist womöglich in der nächsten Saison für den Zweitligisten aktiv – ebenso wie einige Talente der U19Mannschaft. „Aus der NBBL werden wieder Spieler nachrücken“, sagt Reinboth, der nicht nur Trainer des Männer-Profi-Teams ist, sondern auch Sportlicher Leiter der Urspring Basketball-Akademie. Einige „interessante“Talente seien darunter, so Reinboth, der einen namentlich nennt: den 17-jährigen Mathias Groh.
Wahrscheinlich nicht mehr dem Kader des Zweitligisten angehören wird Kapitän Tim Hasbargen. „Er wird versuchen, den Sprung in die BBL zu schaffen“, sagt Reinboth, der hofft, dass dem 24-Jährigen der Sprung auch gelingt. Für Gianni Otto wäre aus Sicht des Trainers nach zwei Spielzeiten in Ehingen ebenfalls der Zeitpunkt gekommen, „den nächsten Schritt zu machen“. Reinboth: „Wir wollen ja, dass sich unsere Spieler weiterentwickeln.“
Als Kaderplaner geht es für Domenik Reinboth wie schon in den vergangenen Jahren darum, zunächst das deutsche Kontingent im ZweitligaTeam zu bestimmen. Eine Schwierigkeit sieht Reinboth 2020 darin, dass sich manche deutsche Spieler angesichts des ungewissen Neustarts des Spielbetriebs und der Aussicht, länger als geplant als Basketball-Profi arbeitslos zu sein, für einen Berufswechsel entscheiden könnten. „Eventuell gehen einige Spieler verloren“, so Reinboth.
Weniger Sorgen muss man sich um ausländische Spieler machen, in erster Linie US-Amerikaner. Da fischen die Vereine aus einem üppiger bestückten Teich. Ob Ehingen Urspring für die kommende ProA-Spielzeit wie bisher vier ausländische Spieler oder nur drei unter Vertrag nimmt, hängt wesentlich vom Budget ab. Ein USBoy wird sicher nicht zurückkehren: Daniel Monteroso, der seit Sommer 2018 und bis zu seinem Kreuzbandriss im Herbst 2019 für Ehingen gespielt hatte, wird nach auskurierter Verletzung zum Play-Off-Kandidaten Gladiators Trier wechseln. Das gab Trier bekannt.