Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Hörspiel entführt in die Welt „darunter“
Jeremias Heppeler experimentiert in der Corona-Krise mit einem neuen Format
- Ein raupenartiges Insekt krabbelt über den Körper einer Wespe, in stark vergrößerten Detailaufnahmen sind feine Härchen, Flügel und Insektenbeine zu erkennen. Im Hintergrund ertönen gluckernde Geräusche, dann setzt Jeremias Heppelers Stimme ein: „Diese Geschichte erzählt vom Versuch, in eine Welt vorzudringen, die uns Menschen bislang verschlossen blieb...“.
Der Fridinger Künstler kombiniert in seinem aktuellen HöspielProjekt „darunter“mehrere Komponenten: Text, Musik, Video- und Sprachaufnahmen. Gefördert wird er dabei vom Kulturamt Konstanz, das mit dem Fördertopf „KulturClips vs. Corona“auf die aktuelle Krise reagiert und Künstlern, die nun an digitalen Projekten arbeiten, unter die Arme greift. Auch für Jeremias Heppeler sind aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie mehrere Ausstellungen ausgefallen. Eigentlich wäre der 31-Jährige im Frühjahr noch mit einem Filmprojekt auf Tour gewesen, im April war eine Ausstellung in Friedrichshafen geplant und auch ein weiteres Kunstprojekt in Mühlheim sei zunächst verschoben worden.
Dennoch treffe die Krise Heppeler nicht ganz so hart, wie manch andere seiner Kollegen. „Ich habe das große Glück, dass ich in meinem Schaffen breit aufgestellt bin“, sagt der 31-Jährige. So gebe es beispielsweise einige Schreibaufträge, an denen er derzeit arbeiten könne und auch seine Anstellung als Kunstlehrer gebe ihm Sicherheit. „Das federt schon ab“, sagt Heppeler. Als er schließlich die Ausschreibung des
Kulturamts gelesen hatte, habe er darin sofort eine Chance gesehen und sich gemeldet. „Ich bin sehr impulsiv“, sagt Heppeler. Und so wurde kurzfristig die Idee für ein „experimentelles Hörspiel“geboren. Auch für den Künstler sei diese Erfahrung neu. „Normalerweise spielt bei mir das Bild eine große Rolle“, sagt er. Nun aber liege der Fokus vor allem auf dem Hörerlebnis. Denn „darunter“gibt es in einer reinen Hörspielfassung, etwa auf Spotify, oder mit darübergelegten Videosequenzen auf Youtube.
Die Inspiration für seine Geschichte, die holt sich Jeremias Heppeler zum einen aus der Literatur – Kafkas „Die Verwandlung“habe es ihm zum Beispiel angetan. Aber auch Videospiele – und nicht zuletzt die Corona-Pandemie liefern Anreize. Denn der Ich-Erzähler des Hörspiels, der von Heppeler selbst gesprochen wird, ist „Patient Null“einer bislang unbekannten Krankheit. Er ist in einem Krankenhaus gefangen, in streng abgeschirmter Quarantäne. Und er hat ein Geheimnis: Er kann sich schrumpfen, bis er so klein ist wie ein Staubkorn – dann bewegt er sich in der Welt „darunter“.
„Das Ende der Geschichte kenne ich tatsächlich selbst noch nicht“, sagt Jeremias Heppeler. Das sei auch wichtig für seine Arbeitsweise: „Sonst könnte ich das Interesse daran verlieren.“Derzeit arbeite er jede Woche an einem neuen Teil der Hörspiel-Serie. „Die größte Herausforderung ist dabei, die Spannung zu halten“, sagt der 31-Jährige. Jede 13 Minuten lange Folge bedeutet für ihn insgesamt einen Tag Arbeit: Er schreibt die Texte, spricht sie ein und sammelt Insekten aus dem Garten. Diese filmt er unter einer Mikroskopkamera und schneidet daraus seine Videosequenzen. Auch die Musik wird von Heppeler arrangiert.
Das Endergebnis dieser Arbeit stellt Jeremias Heppeler immer sonntags online. 300 bis 400 Zuschauer und Zuhörer habe er pro Folge bislang erreicht. Die erste Folge sei sogar schon über 1000 Mal geklickt worden. Mit dieser Resonanz ist Heppeler zufrieden: „Mein Ziel waren 200 Klicks.“
Mittlerweile sind bereits sieben Folgen der Hörspiel-Serie „darunter“erschienen, fünf weitere sollen noch kommen. „Das wäre dann eine schöne Serienstaffel“, findet Heppeler.
Alle Folgen des Hörspiels „darunter“gibt es als Podcast oder Video im Internet unter
jeremiasheppeler.de/darunter