Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Wie die Region einen Meisterstürmer formte
Fußball: WFV-Bezirkstrainer Siegfried Hummel blickt auf die ersten Karrierejahre von Mario Gomez zurück
- Als einer der ganz Großen des deutschen Fußballs hat der „Torero“seine Bühne verlassen. Als echter Torjäger, oft auffällig unauffällig, hat Mario Gomez in seiner Profilaufbahn immer wieder seinen Torriecher unter Beweis gestellt – und das schon sehr früh in seiner Karriere, wie sich seine Wegbereiter und -begleiter erinnern. Unter ihnen ist auch WFV-Bezirkstrainer Siegfried Hummel, der Gomez schon früh auf dem Schirm hatte.
Im Alter von fünf Jahren schnürte Gomez zum ersten Mal für den SV Unlingen seine Kickschuhe, sieben Jahre später fiel er Hummel beim „Tag des Fußballtalents“auf, einem Modellversuch im Bezirk Donau im Jahr 1997, ausgetragen in Allmendingen und Sigmaringendorf. Auch der U14-Auswahl der Spezialförderung am DFB-Stützpunkt Rißtissen gehörte er da bereits an. „Mario spielte damals noch für Unlingen“, erinnert sich Hummel, „er zeigte schon früh, dass er sehr ehrgeizig ist.“Schon damals sei er recht groß gewesen, „kein besonderer Techniker“zwar, aber stets mit dem Willen, für sich und sein Team das Beste herauszuholen. „Mario war schon immer sehr zielstrebig und einsatzfreudig“, erklärt Hummel. „Diese Einstellung war bis zum Schluss ausschlaggebend“, ist er sich sicher. Als jüngster Teilnehmer ist er 1998 bei den Sichtungslehrgängen
in Ruit unter den Betreuern Walter Ganser und Thomas Knez (VfL Munderkingen) zum ersten Mal dabei. „Doch den Sprung in den Kader hat er nicht geschafft“, schaut Hummel zurück. Ein Jahr später versuchter er sein Glück erneut und spielte sich in den 70er-Kader.
Besonders intensiv denkt Siegfried Hummel an das Jahr 2000 zurück. Mit der Bezirksauswahl Donau sicherte sich das Team beim direkten Duell mit der Auswahlmannschaft Donau/Iller einen wichtigen Sieg. 5:3 ging das Spiel für die Truppe des Trainerduos Franz Herre und Siegfried Hummel aus und das, obwohl die Donau/Iller-Auswahl neun Jugendspieler des SSV Ulm in ihren Reihen wusste. Erfolgreichster Torschütze?
„Mario hat drei von den fünf Toren gemacht“, erklärt Hummel stolz. Einen der beiden anderen Treffer steuerte übrigens Herres Sohn Dominik bei, der heute die Bundesliga-B-Juniorinnen des SV Alberweiler trainiert. Zu dieser erfolgreichen Mannschaft zählten vor zwanzig Jahren auch Christian Sameisla (TSG Ehingen), Andreas Rudolf (SV Inzigkofen), Simon Kober (FC Ostrach), Robert Henning (FV Bad Saulgau) sowie Markus Traub (SV Uttenweiler).
Beim Durchsehen der alten Dokumente aus dieser Zeit ist Hummel auch auf die Ergebnisse des TalentTests gestoßen. Und siehe da: Sechs der 16 Kicker – unter anderem Dominik Herre – waren beim Test, zu dem die Disziplinen Sprint, Wendigkeit, Dribbling und Jonglieren zählten, besser als Gomez. „Er war vielleicht nicht immer der technisch Beste, aber was ihn schon immer ausgezeichnet hat, ist, dass er immer gewinnen wollte“, so Hummel.
Viele Förderer hätten ihn zudem stets unterstützt, etwa Elmar Trunk in Saulgau. Und Gomez wiederum hat seine Wurzeln nie vergessen, hält einen engen Kontakt zu vielen Begleitern von früher. Die intensive Verbindung macht auch Hummel stolz. „Mario trainierte 1999 beispielsweise auch am DFB-Stützpunkt Rißtissen. Hat also auf dem schönen Sportplatz auch schon ein späterer Nationalspieler trainiert“, sagt Hummel, „darauf kann man in Rißtissen stolz sein.“
Über den FV Bad Saulgau und die Spatzen wechselte Gomez in die Jugendabteilung des VfB Stuttgart, der Sprung zu den Profis und in die Nationalmannschaft gelang. Nicht nur die Region hatte einen entscheidenden Teil an der Entwicklung zum Meisterstürmer beigetragen, sondern auch Gomez’ Wille, stets das Optimum zu erreichen – auch wenn das für ihn mitunter bedeutet hatte, unauffällig zu spielen. „Aber als echter Torjäger war er dann zur Stelle, wenn es zählt“, lobt Hummel. Der Verzicht auf viel Party hätte sich zudem ausgezahlt. „Andere feierten bis spät in die Nacht, aber das hat´s bei ihm nicht gegeben“, so Hummel.