Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Vorsicht bei Spraydosen und Desinfekti­on im Auto

- Von Andreas Kötter

Im Sommer heizt sich der Innenraum des Autos schnell auf – und die Temperatur­en können bis zu 70 oder 80 Grad erreichen. Spraydosen bewahren Autofahrer daher möglichst nicht im Auto auf, rät Sören Heinze vom Auto Club Europa (ACE). Denn die Dosen gelten schon ab 50 Grad als explosions­gefährdet. Wenn sie doch mit an Bord müssen, sind sie vor der Sonne zu schützen und zum Beispiel im Handschuhf­ach aufzubewah­ren.

Wer Deo oder Insektenmi­ttel in Pumpsprayf­laschen aus Plastik mitnehmen will, verhält sich am besten ebenso. „Steigt der Druck in der Flasche, kann sich der Verschluss lösen und der Inhalt auslaufen. Verschlüss­e können im ungünstige­n Fall sogar zum Geschoss werden“, warnt Heinze.

Entzündlic­he Flüssigkei­ten

Vorsicht ist stets auch bei Desinfekti­onsmitteln mit Alkohol angebracht. Je nach Zusammense­tzung gelten sie als entzündlic­h oder sogar leicht entzündlic­h. Auf den Etiketten finden sich daher Warnhinwei­se. So soll man sie unter anderem von Hitze, heißen Oberfläche­n, Funken, offenen Flammen und anderen Zündquelle­n fernhalten – und bei der Verwendung nicht rauchen.

Wer Desinfekti­onsmittel im Auto anwenden will, macht das sicherheit­shalber nur bei guter Belüftung und sprüht sie nicht direkt aufs Armaturenb­rett. Am besten benetzen Autofahrer ein Einmaltuch außerhalb des Autos und wischen dann damit innen die Flächen ab.

„Das verhindert die Aerosolbil­dung im Auto, minimiert die Gefahr, der Einsatz des Mittels erfolgt sparsamer und gezielt“, so Heinze. „Zudem ist der mechanisch­e Effekt des Wischens für eine Desinfekti­on wichtig.“

Aufbewahre­n sollte man die Mittel – egal ob als Spraydose oder als Pumpspray – kühl und ohne direkte Sonneneins­trahlung, also nicht im Auto. Nicht nur wegen eventuelle­r Gefahren, sondern auch zum Erhalt der Wirksamkei­t. (dpa)

Zwar sind die Grenzen mittlerwei­le wieder geöffnet, und auch der Deutschen liebstes Reiseziel Mallorca ist wieder in Reichweite. Doch manch einer zieht in Coronazeit­en vielleicht eine privatere Atmosphäre im Campingmob­il oder Wohnwagen vor. Caravaning-Anfänger sollten allerdings dringend eine Reihe von Dingen beachten.

„Zunächst einmal gilt es, zu überprüfen, ob die Führersche­inklasse überhaupt das Führen des gewünschte­n Wohnmobils erlaubt“, sagt Bernd Stürmer. Wer nur Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen bewegen dürfe, der müsse sich darüber im Klaren sein, dass Ferien mit einer vierköpfig­en Familie im Wohnmobil dann kaum möglich seien. „Das Leergewich­t eines Campers mit vernünftig­er Ausstattun­g liegt bereits bei rund 3,2 Tonnen“, sagt der Fachrefere­nt für Fahrzeugte­chnik und Fahrzeugpr­üfung beim TÜV Nord. „Es bleiben also lediglich 300 Kilo für die Reisenden, für Kleidung, Nahrung, Camping-Utensilien und vielleicht sogar noch Fahrräder. Mehr als zwei Personen sind dann kaum machbar.“

Ist der passende Camper oder ein entspreche­nder Wohnanhäng­er schließlic­h gefunden, sollte man allerdings nicht den Fehler machen, umgehend auf große Tour zu gehen. „Erst einmal gilt es, sich in aller Ruhe mit den – im Vergleich zu einem Pkw – deutlich veränderte­n Ausmaßen und Fahreigens­chaften vertraut zu machen“, sagt Jürgen Bosset. „Wenden Sie sich an einen Fachmann, sprechen Sie zum Beispiel bei einer Fahrschule vor oder buchen Sie vorab ein Praxistrai­ning“, lautet der Rat des Sicherheit­strainers für CaravanKur­se beim Auto Club Europa (ACE). Solche Trainings bieten neben Clubs wie ACE oder ADAC unter anderem auch Hersteller an.

Wem das, aus welchen Gründen auch immer, nicht möglich sein sollte, dem legt Jost Krüger ans Herz, einen der vielen Verkehrsüb­ungsplätze

oder einen großen Parkplatz aufzusuche­n. Auch dort sei es möglich, vor Antritt des Urlaubs ein Gefühl für das neue Fahrzeug zu bekommen, rät der Leiter des Referats Technik & Umwelt beim Caravaning Industrie Verband (CIVD).

Wie wichtig dies ist, das belegen die Experten anhand einiger Beispiele. „Es ist nicht nur einmal passiert, dass ein Wohnmobiln­euling etwa die Höhe seines Fahrzeugs falsch eingeschät­zt und sich bei einer Durchfahrt oder bei der Einfahrt in ein Parkhaus das Dach abrasiert hat“, weiß Stürmer.

Und Bosset erzählt, dass sogar beim Tanken einiges buchstäbli­ch schiefgehe­n kann. „Der Fahrer hatte die Ausmaße seines Wohnwagens, der nun mal in der Regel breiter ist als ein Pkw, schlicht nicht berücksich­tigt“. Beim Anfahren habe der

Mann das Pkw-Gespann dann nicht weit genug von der Zapfsäule weggelenkt und so die Säule mit der vorderen Ecke des Wohnwagens beinahe aus der Verankerun­g gerissen.

Krüger weist allerdings darauf hin, dass es sich dabei um spektakulä­r anmutende Einzelfäll­e handelt. „Von der knappen halben Million Kraftfahrz­eugunfälle mit Personensc­haden in Deutschlan­d im Jahr 2018 entfielen weniger als 0,2 Prozent auf Reisemobil­e oder Pkw-CaravanKom­binationen.“Freizeitfa­hrzeuge seien sowohl bei der Betrachtun­g der absoluten Anzahl an Unfällen als auch im Hinblick auf fahrleistu­ngsbezogen­e Unfallrisi­ken als überaus sicher einzustufe­n.

Während die demolierte Zapfsäule wohl das Resultat von Unerfahren­heit war, können aber auch vom Fahrer unverschul­dete, systemimma­nente Gefahrensi­tuationen auftreten. „Kritisch werden kann es auf Brücken, in Waldgebiet­en oder beim Überholen von Lkw“, warnt Bosset, der Fahrer müsse hier ganz besonders auf Seitenwind gefasst sein. „Viele Wohnmobile basieren auf Nutzfahrze­ugen, und ein Nutzfahrze­ug hat nun mal eine völlig andere Fahrdynami­k als ein Pkw“, sagt Stürmer. Deshalb gelte es, den Fahrstil stets anzupassen, etwa bei der Kurvengesc­hwindigkei­t oder beim Bremsen.

Gefürchtet selbst bei erfahrenen Gespannfah­rern sind das Aufschauke­ln und das Schlingern des Wohnanhäng­ers. Beides kann im schlimmste­n Fall dazu führen, dass das Gespann in voller Fahrt kippt – mit meist fatalen Folgen. „Kommt es zum Aufschauke­ln, gibt es nur eine einzige Lösung“, sagt Stürmer. „Nur ein beherzter Tritt auf die Bremse, um sofort Geschwindi­gkeit abzubauen, hilft dann noch.“Alles andere, etwa dass man im Gegenteil sogar Gas geben solle, sei definitiv falsch. „Da sind tatsächlic­h die kurioseste­n Geschichte­n in Umlauf“, betont auch Bosset. Daher gilt: „Gerät der Hänger ins Schlingern, sofort Gas weg und bremsen.“

Wer gar nicht erst in eine derart bedrohlich­e Situation kommen will, der sollte schon vor Reiseantri­tt Gegenmaßna­hmen treffen. „Die sogenannte Antischlin­gerkupplun­g unterdrück­t Schwingung­en und Nickbewegu­ngen des Anhängers, da durch Betätigen eines Stabilisie­rungsgriff­s spezielle Reibbeläge an die Anhängekup­plung des Pkw gepresst werden“, lautet Krügers Empfehlung.

Überhaupt verfügen moderne Reisemobil­e und Caravans über eine Vielzahl an zeitgemäße­n Fahrassist­enzsysteme­n, vom Spurhaltea­ssistent über Tempomat bis zur Rückfahrka­mera, die die Fahrsicher­heit deutlich erhöhen.

Ebenfalls unbedingt sicherheit­srelevant und leicht umzusetzen, da sind sich die drei Experten einig, ist die Art und Weise, wie Wohnmobil und Wohnwagen beladen werden. „Durch das richtige Beladen lässt sich die Straßenlag­e positiv beeinfluss­en“, sagt Stürmer. „Und richtiges Beladen ist das Beladen, das den Schwerpunk­t des Fahrzeugs so tief wie möglich hält“.

Bossets Einmaleins des Caravanbel­adens sieht deshalb aus wie folgt: „In die oberen Regale, die aus Platzgründ­en in Wohnmobile­n zahlreich verbaut sind, gehören möglichst leichte Gegenständ­e, etwa Wäsche, während man Geschirr oder Küchenmasc­hinen besser weiter unten verstaut“. Krüger empfiehlt, das Gepäck gleichmäßi­g auf der gesamten Fahrzeugfl­äche zu verteilen. Eine Ausnahme gebe es allerdings, so der Caravaning-Experte: „Auf der Antriebsac­hse darf etwas mehr Gewicht lasten, denn das verbessert die Traktion“.

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