Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Eine Dienstpflicht wäre gut
Wahrscheinlich war Eva Högl bislang den wenigsten bekannt. Doch mit ihrem Vorstoß, die Wehrpflicht wieder einzuführen, hat die neue Wehrbeauftragte ihren Bekanntheitsgrad enorm gesteigert. Die SPD-Politikerin ist erst seit ein paar Wochen im Amt – und schon kann sie in Deckung gehen. Denn ihr gut gemeinter Vorstoß ist ein veritabler Rohrkrepierer. Zustimmung erhielt sie nur vom Reservistenverband und von der AfD.
Allein die Tatsache, dass die komplette Infrastruktur – von den Kreiswehrersatzämtern bis zu den Kasernen – nicht mehr vorhanden ist, macht die Rückkehr zur Wehrpflicht zu einem unrealistischen Projekt. Högls Ziel, den rechtsextremen Umtrieben in der Truppe Einhalt zu gebieten, ist dennoch richtig und wichtig. Doch mit dem verpflichtenden Dienst an der Waffe ist es hierbei nicht getan. Falsch verstandene Kameradschaft und fehlgeleitete Gesinnung finden sich – auch aufgrund der autoritären Strukturen – häufig beim Militär, egal ob in Wehrpflicht- oder Berufsarmeen. Stattdessen ist vor allem eine klare innere Führung bei der Bundeswehr gefragt. Auch muss die Truppe als Arbeitgeber attraktiver werden, um in der Mitte der Gesellschaft ihren Platz zu haben.
Der reine Wehrdienst ist ohnehin aus der Zeit gefallen. Dieser Tage, Jahrzehnte nach dem Ende des OstWest-Konflikts, sind nicht mehr Brigaden oder Bataillone von Jägern oder Grenadieren gefragt, um sich dem kommunistischen Feind entgegenzustellen. Zudem war die Diskussion vor Jahren schon weiter, als es nicht mehr um die Wehrpflicht, sondern um eine allgemeine Dienstpflicht ging. Diese Dienstpflicht nach dem Ende der Schulzeit – natürlich für junge Frauen und für junge Männer – wäre richtig und wichtig.
Denn ein Jahr im Dienste der Allgemeinheit würde den jungen Erwachsenen in der immer individualisierteren Gesellschaft nicht schaden. Und wer diesen Dienst bei der Bundeswehr leisten mag? Bitteschön! Dagegen spricht nichts. Vielleicht steht dies ja am Ende der aufgewärmten Debatte. Dann hätte Högls Vorstoß doch noch etwas Gutes.