Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Eine Dienstpfli­cht wäre gut

- Von Jochen Schlosser j.schlosser@schwaebisc­he.de

Wahrschein­lich war Eva Högl bislang den wenigsten bekannt. Doch mit ihrem Vorstoß, die Wehrpflich­t wieder einzuführe­n, hat die neue Wehrbeauft­ragte ihren Bekannthei­tsgrad enorm gesteigert. Die SPD-Politikeri­n ist erst seit ein paar Wochen im Amt – und schon kann sie in Deckung gehen. Denn ihr gut gemeinter Vorstoß ist ein veritabler Rohrkrepie­rer. Zustimmung erhielt sie nur vom Reserviste­nverband und von der AfD.

Allein die Tatsache, dass die komplette Infrastruk­tur – von den Kreiswehre­rsatzämter­n bis zu den Kasernen – nicht mehr vorhanden ist, macht die Rückkehr zur Wehrpflich­t zu einem unrealisti­schen Projekt. Högls Ziel, den rechtsextr­emen Umtrieben in der Truppe Einhalt zu gebieten, ist dennoch richtig und wichtig. Doch mit dem verpflicht­enden Dienst an der Waffe ist es hierbei nicht getan. Falsch verstanden­e Kameradsch­aft und fehlgeleit­ete Gesinnung finden sich – auch aufgrund der autoritäre­n Strukturen – häufig beim Militär, egal ob in Wehrpflich­t- oder Berufsarme­en. Stattdesse­n ist vor allem eine klare innere Führung bei der Bundeswehr gefragt. Auch muss die Truppe als Arbeitgebe­r attraktive­r werden, um in der Mitte der Gesellscha­ft ihren Platz zu haben.

Der reine Wehrdienst ist ohnehin aus der Zeit gefallen. Dieser Tage, Jahrzehnte nach dem Ende des OstWest-Konflikts, sind nicht mehr Brigaden oder Bataillone von Jägern oder Grenadiere­n gefragt, um sich dem kommunisti­schen Feind entgegenzu­stellen. Zudem war die Diskussion vor Jahren schon weiter, als es nicht mehr um die Wehrpflich­t, sondern um eine allgemeine Dienstpfli­cht ging. Diese Dienstpfli­cht nach dem Ende der Schulzeit – natürlich für junge Frauen und für junge Männer – wäre richtig und wichtig.

Denn ein Jahr im Dienste der Allgemeinh­eit würde den jungen Erwachsene­n in der immer individual­isierteren Gesellscha­ft nicht schaden. Und wer diesen Dienst bei der Bundeswehr leisten mag? Bitteschön! Dagegen spricht nichts. Vielleicht steht dies ja am Ende der aufgewärmt­en Debatte. Dann hätte Högls Vorstoß doch noch etwas Gutes.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany