Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Waldrappe im Wartestand

Wiederansi­edlung der Vogelart am Bodensee geht nach Corona-Zwangspaus­e anders als geplant weiter

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(lsw) - Nach einer Zwangspaus­e wegen der CoronaKris­e läuft die Wiederansi­edlung der seltenen Vogelart Waldrapp am Bodensee wieder an – wenn auch anders als geplant. In die Brutkoloni­e in Überlingen seien mehrere Tiere aus dem Winterquar­tier zurückgeke­hrt, sagte Projektlei­ter Johannes Fritz. Brutpaare werde es dennoch nicht geben, da dafür die nötige Infrastruk­tur fehle. Denn eigentlich werden die jungen Waldrappe in den ersten Jahren vorübergeh­end in Volieren eingeschlo­ssen, bis sie das Gelände von sich aus als Brutstätte annehmen. „Das konnten wir wegen Corona aber nicht fertigstel­len.“In den beiden anderen Brutgebiet­en im bayrischen Burghausen und bei Salzburg gebe es dagegen neun Brutpaare. „Wir rechnen mit mehr als 30 Jungvögeln“, sagte Fritz.

Die gänsegroße­n Waldrappe lebten bis ins 17. Jahrhunder­t im Alpenund Mittelmeer­raum, unter anderem auch in Überlingen. Dann wurden ihnen Vogeljäger zum Verhängnis. Heute sind die Zugvögel in freier Wildbahn praktisch ausgestorb­en.

Im Frühjahr 2017 hatten Mitarbeite­r des Waldrapp-Projekts etwa 30 Jungvögel in eine Art Trainingsc­amp nach Überlingen gebracht. Im darauffolg­enden Sommer wurden die Zugvögel mit einem Leichtflug­zeug und Gleitschir­m über die Alpen in ihr Winterquar­tier, die Toskana, geführt. Aufgrund der Corona-Krise sei diese menschenge­führte Migration aber erst im kommenden Jahr wieder möglich, sagte Fritz. Das Team nutze die Zwangspaus­e stattdesse­n, um zu beobachten, wie die Vögel ohne Hilfe zurecht kämen. „Und die Bilanz ist durchaus gut.“

Für die kommenden Jahre sei es aber wichtig, die Kolonien weiter aufzubauen. Noch übersteige der Nachwuchs die Verluste nicht. „Dafür brauchen wir noch weitere Ansiedlung­en.“Um die Finanzieru­ng des Projektes langfristi­g zu sichern, bemüht sich das Team weiterhin um EU-Zuschüsse. Nach zwei erfolglose­n Anträgen gebe es nun den dritten Anlauf, sagte Fritz. Um die Erfolgscha­ncen zu erhöhen, werde der Tiergarten Schönbrunn das Projekt künftig leiten – und nicht mehr wie bisher ein privater Verein.

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FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA Junge Waldrappe stehen derzeit unter Beobachtun­g.

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