Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Onlinebummel im Bergdorf
Im schweizerischen Adelboden können Touristen und Bewohner vieles per App regeln
(kec) - In Adelboden im Berner Oberland gibt es fast so viele Rindviecher wie Einwohner: 3000 Tiere auf etwa 3500 Dorfbewohner. Doch die Landwirtschaft ist längst dem Tourismus gewichen. Die Gäste kommen aus aller Welt. Da kann man es sich nicht leisten, hinterwäldlerisch zu wirken, denn das Handy ist praktisch immer dabei.
Die Gemeinde Adelboden hat sich daher schon vor ein paar Jahren das Ziel gesetzt, ein smartes Dorf zu werden. Geholfen hat ihr dabei kein Unternehmen, sondern der gemeinnützige Verein Myni Gmeind (Meine Gemeinde). „Unser Wunsch war eine attraktive Dorfstrasse“, sagt Jolanda Lauber beim Kommunalen Innovationsgipfel.
Im Netz sollte ein zentraler Ort für Begegnungen geschaffen werden, damit die Einwohner und Gäste im Dorf einkaufen und bequem mit dem Smartphone oder Tablet einfach ihre Sachen für die Ferien oder fürs Wochenende bestellen und sogar gebracht bekommen.
Dazu müsse man nicht alle Geschäfte im Ort überzeugen. „Es reicht, wenn zwei oder drei mitmachen, aber die müssen dahinterstehen.“Jetzt hoffe man noch auf die nötigen Fördergelder von Kanton und Bund. „Das ist eine super Sache. Wir sind gespannt, wie es herauskommt. Das ist sicher auch für andere Gemeinden interessant.“
Geplant ist auch ein Mountain Lab mit vernetzten Schulen und Coworking Space. Ziel ist, dass man Arbeit mit Freizeit verbinden kann. „Die Schulen sehen darin leider noch wenig Nutzen.“Aber vielleicht habe sich das jetzt durch Corona geändert.
Seit November im Einsatz ist eine App, in der die Gemeinde wichtige Meldungen veröffentlicht. Das geht von Baustellen bis hin zu Wohnungsangeboten. „Das ist ein geniales Tool“, sagt Jolanda Lauber. Wichtig sei nur, dass man regelmäßig Inhalte bereitstellt. Auch die User können Inhalte liefern und etwa melden, wenn etwas im Ort kaputt ist. „Das kommt bei den Leuten sehr gut an. Wir haben schon 600 Nutzer.“