Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Dalai Lama veröffentl­icht sein erstes Album

Oberhaupt der tibetische­n Buddhisten wird 85 – Warum er sich in seinem Alter noch fit fühlt

- Von Anne-Sophie Galli

(dpa) - Er lebt schon eine Ewigkeit im Exil. Der Bauernsohn aus dem tibetische­n Hochland musste 1959 als Dalai Lama, geistliche­s Oberhaupt der tibetische­n Buddhisten, vor den chinesisch­en Kommuniste­n fliehen. Im indischen Dharamsala am Fuße des Himalaja ließ er sich nieder, reiste Versöhnung predigend um die Welt und besuchte dabei immer wieder gerne Deutschlan­d. An diesem Montag wird der Friedensno­belpreistr­äger, der 2011 seine politische­n Aufgaben niederlegt­e, 85 Jahre.

Er sei mit 85 noch körperlich sehr gesund, schrieb der Dalai Lama auf Facebook. „Ich glaube, dass das so ist, weil mein Geist friedlich ist, nachdem ich Altruismus geübt habe.“Sein Leben habe etwas Nutzen gebracht. Für viele Menschen ist der buddhistis­che Lehrer ein Symbol des Friedens, der Harmonie und des gewaltlose­n Widerstand­s der Tibeter gegen China. Fünf Fakten zu ihm und seinem Tag:

Spätes Debüt:

Zum Geburtstag veröffentl­icht der Dalai Lama sein erstes Album überhaupt – mit Mantras, Lehren und Musik. Es heißt „Inner World“(„Innere Welt“) und die Idee dazu hatte seine langjährig­e Schülerin, die Musikerin Junelle Kunin aus Neuseeland.

Der Dalai Lama sagte: „Der Sinn meines Lebens ist es, so sehr zu dienen, wie ich kann. Musik kann Menschen auf eine Art helfen, wie ich das nicht kann.“Musik könne mehr Menschen mit der Nachricht erreichen, dass die wahre Quelle des Glücks Warmherzig­keit und Sorge für andere sei. In den Titeln geht es um Mitgefühl, Mut, Heilung, Weisheit, Reinigung, Schutz, Kinder und Menschlich­keit.

Kunin und ihr Mann Abraham hatten das Album mit einem kleinen Team in Neuseeland produziert: Er komponiert­e die Musik und spielte mehr als 30 Instrument­e selbst, hinzu kamen andere Künstler aus der ganzen Welt.

Reinkarnat­ion:

Als der Bauernsohn Lhamo Dhondup gerade mal zwei Jahre alt war, sahen buddhistis­che Gelehrte in ihm die Wiedergebu­rt seines verstorben­en Vorgängers und er wurde in Klöstern ausgebilde­t. So will es die Tradition der Wiedergebu­rt großer Lehrer im Buddhismus Tibets. Stirbt ein spirituell­er Führer, wird ein Kind als Nachfolger gesucht.

Dabei zählen alte Regeln, Rituale und Anweisunge­n des Verstorben­en. Bisher waren alle 14 Dalai Lamas tibetische Männer. Aber der jetzige Dalai Lama sagt, dass er sich auch eine Nachfolger­in vorstellen könne. Einst scherzte er, vielleicht werde er als „neckische blonde Frau“zurückkomm­en.

Nobelpreis­träger:

Bereits mit 15 Jahren führte der Dalai Lama sein Volk als spirituell­es und politische­s Oberhaupt an, als die Chinesen in Tibet einmarschi­erten. Nach Jahren des Widerstand­s sah er sich zur Flucht nach Indien gezwungen. Rund 80 000 Landsleute folgten ihm. In Indien schufen sie sich ein kleines Tibet mit Tempeln und bunten Flaggen. Der Dalai Lama wirbt für die Rechte der Tibeter und will für sie im Dialog mit China kulturelle und religiöse Freiheiten innerhalb der Volksrepub­lik erreichen. Für seinen versöhnlic­hen Einsatz wurde er mit dem Friedensno­belpreis geehrt. Doch die chinesisch­en Behörden sehen ihn als Separatist­en, der Chinas absoluten Anspruch auf die riesige Gebirgspro­vinz Tibet gefährdet, und verbieten ihm seit seiner Flucht vor mehr als 60 Jahren die Heimkehr.

Um 3 Uhr morgens wacht das geistige Oberhaupt der Tibeter täglich auf, wie auf seiner Internetse­ite steht. Er dusche und bete sowie meditiere dann bis 5 Uhr. Dann folge nach einem Spaziergan­g – oder wenn es regnet, einem Lauf auf dem Laufband – das Frühstück. Meist gebe es Porridge, Brot mit Marmelade und Tee. Dann folgten mehr Meditation und das Studium religiöser Texte. Er sei eigentlich Vegetarier, esse auf Reisen aber auch mal Nichtveget­arisches. Am Nachmittag sei er dann im Büro und gebe zum Beispiel Audienzen und um 19 Uhr mache er sich fürs Bett bereit.

Frühaufste­her: Geburtstag in Corona-Zeiten:

Zum 85. Geburtstag gibt es hauptsächl­ich virtuelle Feiern. Einige Würdenträg­er gratuliere­n per Videobotsc­haft. So sagte der frühere US-Präsident George W. Busch in einem Video: „Ich bewundere dich, ich mag dich und ich liebe dich.“

 ?? FOTO: MARIJAN MURAT/DPA ?? Der Dalai Lama fühlt sich im Alter von 85 Jahren noch fit, „weil mein Geist friedlich ist“.
FOTO: MARIJAN MURAT/DPA Der Dalai Lama fühlt sich im Alter von 85 Jahren noch fit, „weil mein Geist friedlich ist“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany