Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
In Bad Saulgau gibt es wieder Stadtführungen
Nach der coronabedingten Pause können Gäste wieder mit Experten die Stadt kennenlernen
- Eine kleine, aber interessierte Gruppe hat sich am Samstag zur ersten Stadtführung nach der coronabedingten Pause zusammengefunden. Unter Einhaltung des Mindestabstandes und fast durchgängig unter freiem Himmel ging es vom historischen Stadtkern bis zur Neuen kulturellen Mitte. Von den Teilnehmern gab es nicht nur Lob für das heilkräftige Thermalwasser. Auch die Freundlichkeit der Bad Saulgauer Bürger hinterlässt bei den Gästen einen positiven Eindruck.
Am Treffpunkt vor der TouristInformation kamen die Teilnehmer schnell miteinander ins Gespräch. „Also ich kenne wirklich viele Thermalbäder, aber die Sonnenhof-Therme ist klar die Nummer eins“, schwärmte einer gleich zu Beginn. Er kommt mit seiner Partnerin alle zwei Jahre in die Stadt. „Weil es hier so schön ist“, aber in erster Linie wegen der Sonnenhof-Therme. „Die hat bei uns absolute Priorität“, fuhr er fort und erzählte von der Linderung seiner Beschwerden, die er auf das Thermalwasser zurückführte.
Die anderen Teilnehmer kamen ebenfalls schnell ins Schwärmen: vom wunderschön angelegten Kurpark etwa oder von der Freundlichkeit überall. „Hier grüßen sich alle, das kenne ich so nicht, das finde ich richtig schön“, sagte ein Kurgast. Unter der Leitung von Bettina Lehleuter ging es mitten ins Marktplatz-Geschehen. Die Stadtführerin erläuterte dabei das historische Fachwerk und die Geschichte des Röhrbrunnens. Immer wieder wurden weitere Besonderheiten und Ausflugsziele vorgestellt, wie etwa der Naturthemenpark. „Da habe ich gestern einen Biber gesehen“, erzählte ein Teilnehmer begeistert. Viel Lob gab es für das im Stadtkern gelungene architektonische Miteinander historischer Epochen bis hinein in die Moderne. Coronabedingt wurde auf den Besuch des Innenbereichs der Stadtkirche St.-Johannes-Baptist verzichtet.
Dafür zeigte Bettina Lehleuter ein Bild, auf dem zu erkennen ist, wie das Innere der Kirche in den 1950er Jahren ausgesehen hat – unverkennbar mit gotischem Einfluss. Die Teilnehmer erfuhren unter anderem, dass der Eingangsbereich der Kirche lange Zeit als Schlichterplatz bezeichnet wurde. Der Grund: Dort wurde beim Kirchgang gerne ausgiebig kommuniziert. Davon abhängig, wie intensiv diese Gespräche verliefen, musste der Pfarrer wohl hin und wieder schlichtend eingreifen.
Vorbei an der Stadtmauer und dem Katzentürmle ging es weiter zum Rathaus. Hier erzählte Bettina Lehleuter vom Beginenhaus, in dem Frauen rund um das 14. Jahrhundert in einer ordensähnlichen Gemeinschaft zusammenlebten. Die Vermutung liegt nahe, dass sich an diesem Ort die Anfänge der heutigen Kurund Bäderstadt mit staatlich anerkannter Heilquelle finden lassen. Die Franziskanerinnen hätten damals Kranke „mit warmem Wasser gesundgepflegt“. Auch von schwefelhaltigem Wasser ist in diesem Zusammenhang die Rede.
Bald stand die Gruppe vor dem Geburtshaus des Freiherrn Anton von Störck in der Oberen Hauptstraße. Einer der berühmtesten Söhne der Stadt fungiert seit kurzem als Kollege von Bettina Lehleuter – auf interaktive Weise natürlich. Der Leibarzt der österreichischen Kaiserin Maria Theresia soll neben anderen heilbringenden Rezepturen auch einen Schlankheits- und Gesundheitstrunk gemixt haben.
Nur noch wenige Schritte, dann war die Neue kulturelle Mitte erreicht. Alle Blicke richteten sich auf das Lichtkunstwerk an der Außenwand des Alten Klosters. „Listen to your Eyes“heißt es dort in großen Leuchtbuchstaben. „Das könnte ich mir auch gut in einem richtigen oberschwäbischen Dialekt vorstellen“, schmunzelt ein Teilnehmer, bevor zum Abschluss die Geschichte des Hotels Kleber-Post thematisiert wurde.
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