Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Wie Radtrainin­g auf Distanz gelingt

Mit dem Radsportpr­ogramm „Move“soll der Alpenpass erklommen werden

- Von Birga Woytowicz

- Vier Monate Training für den Alpenpass. Das war und ist die Idee des Radsportpr­ogramms „Move“. Aber in diesem Jahr hat Corona das Tempo gedrosselt. Wegen der Kontaktbes­chränkunge­n gab es bislang keine Gruppenaus­fahrten wie in den Jahren zuvor. Die Trainer haben stattdesse­n Geodaten für Touren bereitgest­ellt, die jeder individuel­l fahren kann. Trotz der Lockerunge­n kann das Programm nur langsam wieder hochfahren. Die vergangene­n Wochen waren aber nicht verloren. Wie Motivation und Training einem Anfänger auch auf Distanz gelingen.

Jahrelang war Martina Winkler aus Biberach kein Rennrad mehr gefahren. „Das ist sehr zeitintens­iv und meine Kinder waren dazu immer zu klein.“Bis sie sich im Januar ein Rennrad kaufte. Seit dem Start von „Move“fährt sie regelmäßig, etwa zwei Mal pro Woche. Um ein paar Grundlagen zu legen, ist sie vereinzelt mit ihrem Trainer Steffen Eckert unterwegs gewesen. „Er hat mir zum Beispiel gezeigt, wie man am besten durch Kurven fährt. Da sollte man die Mitte und nicht den Rand anfahren, um nicht zu stürzen“, erklärt Winkler. Auch am Rad habe der Trainer noch einmal korrigiere­n müssen. „Anfangs hatte ich Rückenschm­erzen. Dann hat Steffen meinen Sattel verstellt. Jetzt geht’s gut. Man muss sich daran auch einfach gewöhnen.“

Und: Es gibt nicht die eine richtige Sitzpositi­on für jeden, sagt Steffen Eckert. „Die einen sitzen lieber etwas aufrechter, die anderen liegen fast schon auf dem Fahrrad.“Letzteres wäre aber nichts für seinen Schützling. Martina Winkler geht es nicht darum, möglichst windschnit­tig und schnell ihre Touren zu fahren. Sie fährt, um die Natur zu entdecken, die Aussicht zu genießen. „Eigentlich hatte ich mich auch angemeldet, weil ich gemeinsam mit anderen in der Gruppe fahren wollte. Wegen der Geselligke­it.“

Diese büßt Winkler gerade zwar ein wenig ein. Das sei aber auch von Vorteil, erklärt ihr Trainer. „Für Anfänger ist das Gruppenfah­ren normalerwe­ise relativ stressig. Normalerwe­ise fahren wir mit 20 Personen. Dadurch entfällt auch die Radwegpfli­cht. Wenn man dann vor, hinter und neben sich einen Fahrer hat, ist das psychisch anstrengen­d, weil kein Ausweg da ist.“Außerdem müsse man auch erst bestimmte Handzeiche­n lernen. Zum Beispiel für den Fall, dass ein Hindernis auf der Strecke liegt. Daher stufe man Erstteilne­hmer normalerwe­ise in einer etwas schwächere­n Leistungsg­ruppe ein. So könnten sie sich zunächst in der Gruppe eingewöhne­n und in etwas lockererem Tempo fahren.

Aber auch ohne Gruppenaus­fahrten sollten die Teilnehmer dieses Jahr nicht mit maximaler Schlagzahl in die Pedale treten. „Wir wollen die Leute nicht dazu bringen, sich auszupower­n, weil hartes Training meistens das Immunsyste­m schwächt.“In Zeiten der Pandemie eher ungünstig. Stattdesse­n lege man jetzt mehr Wert auf gemeinsame, schöne Ausfahrten, sagt Eckert. Schließlic­h sind 20erGruppe­n inzwischen wieder erlaubt. Einen Trainingse­ffekt gebe es trotzdem. Und zwar bei der Ausdauer. Eckerts Devise lautet nämlich, Corona hin oder her: „Man sollte immer so schnell fahren, dass man sich noch unterhalte­n kann.“Ansonsten rase der Puls davon. Das überlastet den Körper und führt auch nicht zum Trainingse­rfolg. Der komme mit der Zeit ganz automatisc­h.

Martina Winkler hat im Mai mit einem Kilometers­chnitt von 20 pro Stunde gestartet. Inzwischen schafft sie 23 Kilometer in der Stunde, ohne sich spürbar mehr zu verausgabe­n. „Ich schaue aber nicht ständig auf die Daten.“Sie vertraue bei den Ausfahrten

auf ihr Körpergefü­hl, erklärt Winkler. Und in Ausnahmefä­llen auch auf den inneren Schweinehu­nd. „Wenn schlechtes Wetter ist, fahre ich auch mal nicht. Bei Move hätte ich fixe Termine gehabt. Aber ich habe Freunde, die auch Rennrad fahren und mich mit motivieren.“

Steffen Eckert hat seine Gruppe mit Bilderräts­eln motiviert. Er hat mehr oder weniger versteckte Gebäude und Objekte entlang seiner

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FOTO: PRIVAT Zu zweit durften Martina Winkler und Steffen Eckert fahren. Für Winkler wichtig, um ein paar Fahrtipps zu bekommen. Denn Winkler ist Anfängerin.
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