Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Auch eine 13-Jährige greift in der 2. Liga an
Der TC Dornbirn und der TC Bludenz setzen auf eigene Spielerinnen – Doch zwei Deutsche sind sehr wichtig
- Beim Blick auf die Anlage des TC Dornbirn hätte man am Freitagnachmittag meinen können, dass die Corona-Krise schon überstanden ist. Hunderte Tennis-Interessierte jagten der gelben Filzkugel hinterher, schauten dem Treiben auf den Plätzen zu, unterhielten sich – oder interessierten sich für die Begegnung TC Dornbirn gegen TC Bludenz in der 2. Frauen-Bundesliga. Tennis in Vorarlberg boomt, wie die Verantwortlichen der beiden Vereine betonen. Und natürlich sind auch Bundesliga-Akteure froh, wieder zum Schläger greifen zu können, um sich ein paar Euro dazuverdienen zu können.
Die Zielsetzungen der beiden Zweitligisten sind komplett unterschiedlich. Während Dornbirn das dritte Jahr zweitklassig spielt und mit einem Top-Zwei-Platz in der sieben Teams umfassenden Liga den Aufstieg anpeilt, darf Bludenz in einem Jahr ohne Absteiger Erfahrung sammeln. „Wenn es für uns weder um Auf- noch um Abstieg geht, sind wir nicht bereit, viel Geld auszugeben“, sagt Bludenz’ Cheftrainer Ajit Alexander, der im Derby lediglich auf die Deutsche Sara Yigin (Schießgraben Augsburg) gesetzt hat. Auf der Meldeliste stehen auch noch Katharina Schöttl (München) und Anna Hummel (Donauwörth).
Allerdings ist auch die an Position eins gesetzte Schweizerin Alina Granwehr mit von der Partie, die schon früh von Ajit Alexander in St. Gallen trainiert wurde und auch prompt Dornbirns Nummer 2 Tamira Paszek 6:3, 6:4 schlägt. Paszek, die ehemalige Nummer 26 der Welt (2013), unternimmt derzeit nach zahlreichen Verletzungen einen weiteren Comebackversuch – die 29-Jährige ist aber meilenweit von ihrer Bestform entfernt. 2012 schlug sie etwa im Finale von Eastbourne Angelique Kerber. Dornbirns Nummer 1 ist Laura Schaeder – die 27-Jährige schlug auch in der Zwischenrunde der German Ladies Series in Darmstadt auf.
„Laura trainiert in Dornbirn in der Campus Academy und kennt Emily Meier und Laura Fuchs, die bei uns an Position drei und vier spielen“, sagt so TCD-Mannschaftsführerin Melanie Pinkitz. „Theresa Kleinsteuber (Bad Homburg/Trainerin Pro Tennis Center Lindau, Anm. der Red.), die Ravensburgerin Elena Rief und Veronika Radlinger, die wegen eines Praktikums bei der Firma Head in Kennelbach angefragt hat, werden eher weniger zum Einsatz kommen, weil wir doch auch unsere Spielerinnen einsetzen wollen.“Pinkitz war selbst nicht im Einsatz, weil sie in Innsbruck eine Prüfung im Medizinstudium hatte.
Während der Altersschnitt laut Pinkitz in Dornbirn bei etwa 22 Jahren liegt, vertraut Ajit Alexander, der vor 30 Jahren aus Indien nach Vorarlberg kam, Schützlingen mit einem Altersschnitt von rund 17 Jahren. So spielte die 13-jährige Sydney Stark im Doppel an der Seite von Sara Yigin, was allerdings nach 2:3Rückstand nach den Einzeln nichts
Ajit Alexander, Trainer des TC Bludenz, über eigene Spielerinnen einbrachte – beide Doppel gingen verloren. „Mich hat schon gewundert, dass wir nach den Einzeln zwei Punkte hatten. Dass Alina, die in der Schweiz U16-Meisterin wurde, gegen Tamira gewinnen kann, dachte ich schon, aber Dornbirn ist neben Graz nicht umsonst Topfavorit in dieser 2. Liga“, sagt Alexander, der auf vier eigene Spielerinnen verweist. „Das ist einzigartig in den ersten beiden Ligen Österreichs.“
Viel zu tun hat der Trainer auch ohne 2. Liga. „Es ist so viel los bei uns wie nie. Corona hat dafür gesorgt, dass dermaßen viele Leute Tennis spielen“, sagt der 58-Jährige, der stolz auf die 360 Mitglieder des TC Bludenz verweist, von denen 110 Jugendliche
sind. Die 18-jährige Sara Yigin wohnt in Ulm und war zuletzt ein halbes Jahr auf der Hofsäss Tennis Academy in Marbella. „Eigentlich wollte ich jetzt so viele Turniere wie möglich spielen, aber das ist ja nicht möglich“, sagt Yigin, deren Bruder Deren der Tennisbase Oberhaching angehört. Die Ulmerin selbst will ab Januar ein College-Tennisstipendium in den USA absolvieren, das Ziel sollen „auf jeden Fall“mal die Top 100 der Welt sein.
Sechs Wochen ruhte auf Vorarlbergs Tennisplätzen der Ball. „Am 1. Mai durften wir wieder auf den Platz. Davor haben wir geskypt, danach haben wir uns sofort wieder getroffen“, sagt Pinkitz über den Zusammenhalt der Mannschaft. Trotz dreier Tennisclubs in Dornbirn kann der TC Dornbirn by Tannenhof Resort – wie der Zweitligist offiziell heißt – auf 510 Mitglieder verweisen, davon sind 200 Jugendliche. Einer, der die Kids auf Vordermann bringt, ist Jakob Sude. Der 29-jährige Friedrichshafener ist Trainer im Dornbirner Campus und greift Anfang August im Bundesligaduell mit dem TC Altenstadt für Dornbirn zum Schläger.
Dieses Duell ist das nächste Vorarlberg-Derby, und das dann sogar im Tennisoberhaus.
Einen Tag nach dem 5:2 über den TC Bludenz gab es für den
TC Dornbirn noch einen Grund zum Feiern: Im Finale der Österreichischen Staatsmeisterschaften setzte sich Julia Grabher durch. Die Dornbirnerin, an Nummer 2 gesetzt und nach der Absage von Barbara Haas die Topfavoritin, besiegte im Duell der Fed-CupSpielerinnen die Nummer 4, Sinja Kraus, mit 7:5, 6:4. Grabher durfte sich über einen Siegerscheck in Höhe von 6500 Euro freuen. Auch bei den Generali Pro Series in der Südstadt (vergleichbar mit der German Ladies Series des DTB) hatte die 24-jährige Vorarlbergerin Grabher gegen die 18-jährige Wienerin Kraus, die in Mainz lebt, zweimal gewonnen.
„Das ist einzigartig in den beiden ersten Ligen Österreichs.“