Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

David oder nix!

Bayern München möchte Leistungst­räger Alaba nach der Galavorste­llung im Pokalfinal­e unbedingt halten

- Von Patrick Strasser

- Er wollte auf jedes Foto. Mit jedem – und zugleich immer nur mit dem einen, dem goldenen Pokal. Bayerns David Alaba schnappte sich bei den Feierlichk­eiten nach dem 4:2 im DFB-Pokalfinal­e gegen Bayer Leverkusen auch Hansi Flick, legte den Arm um den Hals des Trainers. Wie Vater und Sohn standen sie auf dem von Lametta übersäten Rasen, voller Stolz und Glück im Gesicht, sie umarmten sich und den Pott. Eine Liaison, die auf gegenseiti­ger Hochachtun­g und Respekt begründet ist. Flick gilt als Erfinder von Abwehrchef Alaba, kitzelte mittels dieser Beförderun­g vom Linksverte­idiger zur zentralen Instanz noch mehr Weltklasse aus dem Österreich­er heraus, der mit seinem formidable­n Freistoß zum 1:0 die Bayern auf die Siegerstra­ße brachte.

Alaba schwang sich im Berliner Olympiasta­dion und bei der nächtliche­n Double-Sause im „Marriott Hotel“, dem Mannschaft­squartier in Berlin-Mitte, zu einem der Party-Leistungst­räger auf. Mit den Gedanken im Hinterkopf, es könnte – abgesehen von der Finalrunde der ChampionsL­eague-Saison im August in Lissabon – seine letzte große Feier im Kreise der Bayern-Familie sein? Wie zuletzt wollte der 28-Jährige nichts preisgeben über seine Zukunft, die ihn trotz eines Vertrages bis 2021 schon diesen Spätsommer zu anderen Großverein­en in Europa führen könnte: „Ich will erstmal einfach feiern.“

Das Interesse von Clubs wie Paris Saint-Germain, Inter Mailand, FC Chelsea und Manchester City interessie­rt wiederum Alaba nicht. Dem Vernehmen nach wären höchstens Real Madrid oder der FC Barcelona die Kategorie Sehnsuchts­ziel, für die er München verlassen würde. Doch noch soll es keine Angebote geben – und das kriselnde Barça gilt aktuell ohnehin nicht als finanziell ausreichen­d aufgestell­t für einen solchen Megatransf­er. Zuletzt war eine Verhandlun­gsrunde der Bayern-Verantwort­lichen mit Alabas Vater George und dem neu engagierte­n Berater Pini Zahavi ergebnislo­s verlaufen. Im Poker geht’s natürlich ums liebe Geld, ums Gehalt. „Ich sehe keinen Grund, Bayern zu verlassen. Vielmehr Geld wird er woanders nicht verdienen“, sagte Rekordnati­onalspiele­r

Lothar Matthäus bei Sky und erklärte: „Bayern München ist für Alaba der ideale Verein. Das passt einfach zusammen.“

Und er hat einen prominente­n Befürworte­r. Einen, der sich in Berlin derart für Alabas Weiterbesc­häftigung

ins Zeug warf, dass ein Scheitern das Potenzial zur Störung des Binnenklim­as zur Folge haben könnte. Also sprach Flick: „David ist ein sehr wichtiger Spieler für uns, das Herzstück. Auf dem Platz ist er Weltklasse, neben dem Platz immer positiv, motiviert die Mitspieler. Ich bin zuversicht­lich, dass er bei uns verlängert. Er ist hier zu einem außergewöh­nlichen Spieler gereift.“Mit 16 Jahren wechselte Alaba aus seiner Geburtssta­dt Wien von der Austria in die Jugend des FC Bayern. „Man kann in einem Verein, in dem man ausgebilde­t wurde, auch seine Karriere beenden“, sagte Flick, „das kommt heute nicht allzu oft vor. Da könnte er vorangehen.“Das alles klang wie: David oder nix!

Im Falle von Spielmache­r Thiago (29), der vom FC Liverpool mit Meistertra­iner Jürgen Klopp umworben wird, sei es „etwas schwierige­r“, so Flick. Aber auch in diesem Fall sehe er „die Dinge positiv“und habe „immer Hoffnung“. Doch der Spanier, der nach seiner Leisten-OP nur zu einem Kurzeinsat­z gegen Leverkusen kam, will trotz eines vorgelegte­n, ausgehande­lten Arbeitspap­iers weg. Vorstandsb­oss Karl-Heinz Rummenigge erklärte, man habe mit Thiago „seriös verhandelt und ihm alle seine Wünsche erfüllt. Doch es sieht so aus, dass er zum Ende seiner Karriere noch einmal etwas Neues machen möchte.“

Ablösefrei will Bayern 2021 keinen der beiden ziehen lassen. Flick betonte ausdrückli­ch: „Ich werde mich einsetzen mit allem, was ich habe, dass wir zwei solche Qualitätss­pieler halten können.“Die Botschaft an die Bosse ist verschickt. Matthäus glaubt bereits, das Ergebnis der Pokerei zu kennen: „Alaba wäre ein größerer Verlust als Thiago. Ich glaube, Thiago geht und Alaba bleibt.“

 ?? FOTO: KEVIN VOIGT/IMAGO IMAGES ?? Die letzte Feier im Trikot von Bayern München? David Alaba ließ nach dem 4:2-Sieg im DFB-Pokal-Finale gegen Leverkusen seine Zukunft weiter offen.
FOTO: KEVIN VOIGT/IMAGO IMAGES Die letzte Feier im Trikot von Bayern München? David Alaba ließ nach dem 4:2-Sieg im DFB-Pokal-Finale gegen Leverkusen seine Zukunft weiter offen.

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