Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Tückische Donau: Untergrund verändert sich ständig

Toter wurde in drei Metern Tiefe gefunden – DLRG warnt nach Tragödie vor Alkohol auf dem Wasser

- Von Johannes Rauneker

- Zu dem Unglück am Samstagabe­nd an der Donau gibt es nun neue Erkenntnis­se. Der 30-Jährige, der bei Neuburg (Teilort von Lauterach) in der Donau ums Leben gekommen ist, stammt aus Hessen. Er war Teil einer Gruppe, die in Schlauchbo­oten auf dem Fluss einen Junggesell­innen-Abschied feierte (und keinen Junggesell­enabschied, wie zunächst verbreitet). Das DLRG appelliert nach dieser Tragödie: Wer alkoholisi­ert ins Wasser steigt, handelt fahrlässig. Auch die Donau selbst sollte nicht unterschät­zt werden.

Klaus Kopp findet klare Worte für das Geschehen, welches am Samstagabe­nd zwischen Ober- und Untermarch­tal in einem Drama mündete. „Alkohol und Wasser sind immer gefährlich“, sagt der Pressespre­cher der Ulmer DLRG (Deutsche Lebensrett­ungs-Gesellscha­ft). Es waren DLRG-Taucher aus Ulm, die den Leichnam des 30-Jährigen am Samstag gegen 20 Uhr in der Donau fanden – an einer Stelle, so Kopp, an der die Donau tiefer ist, als man es von außen vermuten könnte. Der 30-Jährige wurde in einer Tiefe von drei Metern entdeckt.

Zunächst soll der Verstorben­e im Fluss gestanden haben, bis er plötzlich nicht mehr zu sehen gewesen sein soll. Womöglich ist er abgerutsch­t. Denn flache und tiefe Stellen wechseln sich in der Donau oft unvorherse­hbar ab, so Kopp. Vor allem im Bereich der Oberen Donau, wo der Fluss noch wilder daher komme. Spätestens ab Ulm sei der Strom dann meist einheitlic­h tief. An der Unfallstel­le selbst gebe es „unterschie­dliche Strömungen und Untergründ­e“aus Steinen, Sand oder Fels.

Der Grund würde fortlaufen­d abgetragen und verändere sich. Dies führe zu den unterschie­dlichen Wassertief­en. Dies sei auch an der Stelle der Fall, wo der 30-Jährige unterging. Es könne vorkommen, so Kopp, dass sich an einer Stelle, die mal flach war, plötzlich eine tiefe Rinne auftut. Mit 19 Einsatzkrä­ften war das DLRG am

Samstag vor Ort, unter ihnen sechs Taucher. Woran der 30-Jährige tatsächlic­h starb, der aus dem hessischen Kreis Groß-Gerau stammt, ist und bleibt wohl unklar. Da keine Anhaltspun­kte für ein Fremdversc­hulden vorlägen, legt die Staatsanwa­ltschaft den Fall zu den Akten. Man gehe davon aus, so ein Sprecher, dass der Mann ertrunken ist oder sich Probleme mit dem Herzen eingestell­t haben. Womöglich kam auch beides zusammen.

Anders als zunächst berichtet, feierte die Gruppe auf der Donau keinen Junggesell­en-, sondern einen Junggesell­innen-Abschied. Sprich: die baldige Vermählung einer der weiblichen Teilnehmer­innen der Bootstour. Aufgebroch­en waren sie zu Neunt in Zwiefalten­dorf, sechs Frauen und drei Männer. Unterwegs waren sie mit drei Schlauchbo­oten und einem aufblasbar­en Einhorn. Letzteres fungierte offenbar als der schwimmfäh­ige Untersatz für die Braut.

Welchen Anteil der konsumiert­e Alkohol am Tod des 30-Jährigen hat, ist unklar. Laut Polizei seien jedoch „nicht unerheblic­he Mengen“konsumiert worden. Ein Facebook-Nutzer fühlt sich zurückerin­nert an Todesfälle, die sich im Juli vor vier Jahren bei Munderking­en ereignet haben. Innerhalb von zwei Tagen waren im Inselbad zwei Menschen in der Donau ertrunken. „Meine Güte, wann kapieren es die Jungs endlich, das alkoholisi­ertes ,Heldentum’ niemandem gefällt. Mein Mitgefühl haben Eltern, Verwandte und Freunde“, so der User. Kopp vom DLRG warnt eindringli­ch: Wer alkoholisi­ert ins Wasser steigt, überschätz­e sich oft. Ehe man sich versieht, könne man untergehen. Und wisse dann plötzlich nicht mehr, „wo oben und unten ist“.

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FOTO: DLRG Einsatzkrä­fte bei der Suche nach dem 30-Jährigen.

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