Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Tückische Donau: Untergrund verändert sich ständig
Toter wurde in drei Metern Tiefe gefunden – DLRG warnt nach Tragödie vor Alkohol auf dem Wasser
- Zu dem Unglück am Samstagabend an der Donau gibt es nun neue Erkenntnisse. Der 30-Jährige, der bei Neuburg (Teilort von Lauterach) in der Donau ums Leben gekommen ist, stammt aus Hessen. Er war Teil einer Gruppe, die in Schlauchbooten auf dem Fluss einen Junggesellinnen-Abschied feierte (und keinen Junggesellenabschied, wie zunächst verbreitet). Das DLRG appelliert nach dieser Tragödie: Wer alkoholisiert ins Wasser steigt, handelt fahrlässig. Auch die Donau selbst sollte nicht unterschätzt werden.
Klaus Kopp findet klare Worte für das Geschehen, welches am Samstagabend zwischen Ober- und Untermarchtal in einem Drama mündete. „Alkohol und Wasser sind immer gefährlich“, sagt der Pressesprecher der Ulmer DLRG (Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft). Es waren DLRG-Taucher aus Ulm, die den Leichnam des 30-Jährigen am Samstag gegen 20 Uhr in der Donau fanden – an einer Stelle, so Kopp, an der die Donau tiefer ist, als man es von außen vermuten könnte. Der 30-Jährige wurde in einer Tiefe von drei Metern entdeckt.
Zunächst soll der Verstorbene im Fluss gestanden haben, bis er plötzlich nicht mehr zu sehen gewesen sein soll. Womöglich ist er abgerutscht. Denn flache und tiefe Stellen wechseln sich in der Donau oft unvorhersehbar ab, so Kopp. Vor allem im Bereich der Oberen Donau, wo der Fluss noch wilder daher komme. Spätestens ab Ulm sei der Strom dann meist einheitlich tief. An der Unfallstelle selbst gebe es „unterschiedliche Strömungen und Untergründe“aus Steinen, Sand oder Fels.
Der Grund würde fortlaufend abgetragen und verändere sich. Dies führe zu den unterschiedlichen Wassertiefen. Dies sei auch an der Stelle der Fall, wo der 30-Jährige unterging. Es könne vorkommen, so Kopp, dass sich an einer Stelle, die mal flach war, plötzlich eine tiefe Rinne auftut. Mit 19 Einsatzkräften war das DLRG am
Samstag vor Ort, unter ihnen sechs Taucher. Woran der 30-Jährige tatsächlich starb, der aus dem hessischen Kreis Groß-Gerau stammt, ist und bleibt wohl unklar. Da keine Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden vorlägen, legt die Staatsanwaltschaft den Fall zu den Akten. Man gehe davon aus, so ein Sprecher, dass der Mann ertrunken ist oder sich Probleme mit dem Herzen eingestellt haben. Womöglich kam auch beides zusammen.
Anders als zunächst berichtet, feierte die Gruppe auf der Donau keinen Junggesellen-, sondern einen Junggesellinnen-Abschied. Sprich: die baldige Vermählung einer der weiblichen Teilnehmerinnen der Bootstour. Aufgebrochen waren sie zu Neunt in Zwiefaltendorf, sechs Frauen und drei Männer. Unterwegs waren sie mit drei Schlauchbooten und einem aufblasbaren Einhorn. Letzteres fungierte offenbar als der schwimmfähige Untersatz für die Braut.
Welchen Anteil der konsumierte Alkohol am Tod des 30-Jährigen hat, ist unklar. Laut Polizei seien jedoch „nicht unerhebliche Mengen“konsumiert worden. Ein Facebook-Nutzer fühlt sich zurückerinnert an Todesfälle, die sich im Juli vor vier Jahren bei Munderkingen ereignet haben. Innerhalb von zwei Tagen waren im Inselbad zwei Menschen in der Donau ertrunken. „Meine Güte, wann kapieren es die Jungs endlich, das alkoholisiertes ,Heldentum’ niemandem gefällt. Mein Mitgefühl haben Eltern, Verwandte und Freunde“, so der User. Kopp vom DLRG warnt eindringlich: Wer alkoholisiert ins Wasser steigt, überschätze sich oft. Ehe man sich versieht, könne man untergehen. Und wisse dann plötzlich nicht mehr, „wo oben und unten ist“.