Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Verfluchtes Federvieh
Vielleicht tut man den Engländern ein bisschen Unrecht. Aber ganz unbekannt sind sie ja nicht für ihren bisweilen rustikalen Umgang mit der Sprache. Kraftausdrücke kommen da ausdrücklich vor. Insofern haben die fünf Graupapageien im Zoo von Lincolnshire eigentlich alles nach üblichen Landessitten so weit richtig gemacht. Allerdings spazieren ja auch Kindergruppen durch die Gehege. Und dem noch unvollendeten Engländer war das Fluchen der Papageien nicht länger zuzumuten, wodurch die Vögel jetzt getrennt wurden.
Es ist allgemein bekannt, dass sich – nicht nur Wesen mit Federn – zum Äußern von Unsinn und Flüchen in einer Kettenreaktion gegenseitig aufstacheln. Nicht wenige Menschen mit Bildungsbürgerhintergrund schütteln ratlos den Kopf, wenn sie das globale Geschehen beobachten und sehen müssen, welch komische Vögel gerade das weltpolitische Klima vergiften. Da wäre allen voran ein Exemplar mit orange-rotem Gefieder zu nennen, das sich im Weißen Haus permanent aufplustert.
Ähnlich kraftmeierisches Gezwitscher ist aus dem britischen Parlament
zu hören, wo sich ein ebenfalls ins Rötliche tendierender Fusselkopf um sein letztes Restchen Glaubwürdigkeit trällert. Ach, wie idyllisch und klein ist da doch das Problem im beschaulichen Zoo von Lincolnshire. Zwar fluchen da die Papageien ebenfalls wüst und ungeniert – wenn auch nach ihrer Trennung deutlich weniger, – aber sie sind zumindest gänzlich ungefährlich. Ihr Gekeife hat zumindest keine schlimmen Konsequenzen. Wohl dem, der so einen verfluchten Vogel hat! (nyf)