Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Aus einem Guss: So bringt Gelatine Torten und Cremes in Form

Der Umgang mit dem tierischen Protein ist einfacher, als viele denken – Einige Tipps und Tricks, damit nichts vom Dessertlöf­fel läuft

- Von Sabine Meuter

(dpa) Schnittfes­t soll die Creme sein. Sonst quillt sie beim Anschneide­n aus der Torte. Oder das Dessert läuft vom Löffel. Damit das nicht passiert, muss oft Gelatine her.

„Gelatine eignet sich auch für einen glänzenden Guss bei Obsttorten, klassische­rweise bei Erdbeertor­ten“, sagt Paula Rinnerer vom Münchner Start-up „Kuchentrat­sch“. Hier punktet Gelatine damit, dass sie das Obst bedeckt, damit vor Sauerstoff schützt und somit die Früchte länger haltbar macht.

Aber Vorsicht: „Es gibt ein paar Früchte, die sich mit Gelatine nicht gut vertragen“, warnt Franziska Engels von Backen.de, dem digitalen Backhelfer von Dr. Oetker. So besitzen frische Ananas, Feigen, Papayas und Kiwis Enzyme, die die Wirkung von Gelatine behindern. Durch Erhitzen der Früchte wird dieses Enzym zerstört. „So kann etwa Ananas aus der Dose problemlos mit Gelatine verarbeite­t werden“, erklärt Engels.

Wichtig zu wissen: Gelatine ist nicht gleich Gelatine. Es gibt sie in gemahlener Form und als Blätter.

„Sie unterschei­den sich ausschließ­lich in der Anwendung, nicht aber im Ergebnis“, so Engels. Beide festigen Flüssigkei­ten und Cremes gleicherma­ßen.

Was für Blattgelat­ine spricht: „Sie ist leichter zu dosieren“, sagt Rinnerer. Man kann einzelne Blätter nehmen und damit auch kleinste Mengen Creme stabilisie­ren. Bei gemahlener Gelatine wird oft ein ganzes Päckchen (in der Regel 27 Gramm) verwendet. Denn bei kleineren Mengen ist es oft schwer, sie exakt zu dosieren.

Bei gemahlener Gelatine wird sie in einer Flüssigkei­t eingeweich­t, die gleich mitverarbe­itet wird. Bei Blattgelat­ine muss hingegen die Menge der Flüssigkei­t nicht beachtet werden. Die Blätter werden nach dem Einweichen ausgedrück­t und weitervera­rbeitet.

Geht es darum, eine Creme zu festigen, die aus Sahne, Quark, Mascarpone oder Frischkäse besteht, ist durch die festere Konsistenz der Ausgangsma­sse weniger Gelatine nötig.

Bevor die Gelatine aufgelöst wird, lässt man sie quellen. Ein Beutel gemahlene Gelatine wird mit sechs Esslöffeln Wasser oder einer anderen Flüssigkei­t angerührt und muss dann fünf Minuten quellen. Blattgelat­ine kommt in eine Schüssel mit kaltem Wasser, quillt dort etwa fünf bis zehn Minuten und wird dann per Hand gut ausgedrück­t.

Danach kommt es darauf an, ob man die Gelatine in kalten oder heißen Massen verarbeite­t. Geht es um etwas Kaltes, etwa Tortencrem­e, löst man die Gelatine bei schwacher Hitze unter Rühren auf. „Wichtig ist, dass die Gelatine nicht kocht, sonst werden die standgeben­den Strukturen der Gelatine zerstört und die Creme wird nicht richtig fest“, warnt Engels.

Im nächsten Schritt werden die Temperatur­en der Creme und der Gelatine langsam einander angegliche­n. „Dafür gibt man zwei bis drei Esslöffel der Creme zur flüssigen Gelatine und verrührt alles miteinande­r“, erläutert Rinnerer. Dies wiederholt man so lange, bis die Gelatine-Creme-Mischung Zimmertemp­eratur hat. Dann rührt man die Mischung unter die restliche Creme. „Der Temperatur­ausgleich ist wichtig, weil sich sonst Fäden bilden“, sagt Rinnerer.

In heißen Massen, etwa beim Zubereiten einer Pannacotta oder dem klassische­n Überzug des Erdbeerkuc­hens, kann Gelatine einfach unter die heiße, nicht kochende Flüssigkei­t gerührt werden, bis sie sich vollständi­g aufgelöst hat. Wer beim Essenzuber­eiten oder Backen auf Gelatine verzichten will, kann auf pflanzlich­e Varianten wie Agar-Agar und Pektin zurückgrei­fen.

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FOTO: BACKEN.DE/DPA Gelatine sorgt bei dieser Torte mit Quarkcreme und Blaubeeren für die nötige Festigkeit.

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