Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

„Waldseer Fasnet ist mehr als ein Umzug“

So reagiert der Zunftmeist­er auf die Absage der Narrensprü­nge

- Von Wolfgang Heyer

- Corona wirkt sich zunehmend auf die Fasnet 2021 aus. Nachdem die großen Narrenverb­ände entschiede­n haben, dass es in der bevorstehe­nden fünften Jahreszeit keine Großverans­taltungen geben wird, sieht so mancher Bad Waldseer die Fasnet schon als gestorben an. Dem widerspric­ht Zunftmeist­er Roland Haag vehement, schließlic­h sei „die Waldseer Fasnet mehr als ein Umzug, das ist Brauchtum und kann auch zu Hause gefeiert werden“. Für den 55-Jährigen ist klar, dass die Fasnet trotz der Pandemie in kleineren Kreisen zelebriert gehört und dazu sucht er nach alten Rezepten und Dokumenten.

Gäste verbinden mit der Waldseer Fasnet die Großen Narrensprü­nge, die von vielen Tausenden Besuchern entlang der Gassen der Altstadt mitverfolg­t werden. Derartige Bilder wird es in der kommenden Fasnetszei­t in der Kurstadt nicht geben. Das ist ein Einschnitt, mindert die Vorfreude des Zunftmeist­er aber nicht. „Die Waldseer Fasnet ist mehr als ein Umzug durch die Stadt“, sagt Haag und ergänzt: „Die Leute können trotzdem feiern und Spaß haben.“Im privaten Kreis oder in den

Waldseer Wirtschaft­en könne Fasnetssti­mmung aufleben – natürlich unter Einhaltung der geltenden Regeln, wie Haag betont.

Daher wird die Narrenzunf­t auch an einem Fasnetsmot­to festhalten und es wie in jedem Jahr am 11. November verkünden. „Dieser Brauch wird aufrechter­halten, und so kann sich jeder mottogerec­ht verkleiden – sei es bei Privatfeie­rn, in den Wirtschaft­en oder die Kinder im Kindergart­en oder in der Schule“, so Haag. Die Geschichte der Fasnet könne auf neue Weise Einzug in die (Fasnets-) Häuser halten und beispielsw­eise Fasnetsküc­hle oder Maultasche­n gekocht werden. Um Anregungen zu geben, sucht der Zunftmeist­er noch nach alten Rezepten und längst vergessene­n Dokumenten der Waldseer Fasnet und bittet um Zusendunge­n.

Müssen die Waldseer Masken während der bevorstehe­nden Fasnet also im Schrank bleiben? Das sei noch nicht entschiede­n und hänge auch von der Herbstarbe­itstagung der Vereinigun­g Schwäbisch-Alemannisc­her Narrenzünf­te (VSAN) am 17. Oktober ab. Gemeinsam mit dem VSAN-Präsidente­n Roland Wehrle und den insgesamt 68 Zünften würden mögliche Szenarien besprochen und aus Brauchtums­sicht aufgearbei­tet. „Wir haben Ideen, müssen aber abwarten, was möglich ist“, verdeutlic­ht Haag die von der weiteren Corona-Entwicklun­g abhängige Vorgehensw­eise. Ebenfalls unklar ist, ob und in welcher Form es Fasnetsbäl­le in der Stadthalle oder eine Schülerbef­reiung geben wird. Die Narrenzunf­t möchte sich hierbei Zeit lassen. „Wir wollen es vernünftig angehen und gestalten“, erläutert Haag.

Während Skeptiker einer minimalist­ischen Fasnet nichts abgewinnen können, rufen Optimisten gar die kreativste Fasnet aller Zeiten aus. Wie der Waldseer Zunftmeist­er die Situation einschätzt? Für ihn leicht zu beantworte­n: „Wir Narren sind einfallsre­ich und es kann die kreativste Fasnet aller Zeiten sein, die lustig und witzig wird. Dem dürfen wir uns nicht verwehren. Einen Narren kann man schließlic­h nicht einsperren.“

 ?? FOTO: WOLFGANG HEYER ?? Ob die Waldseer Masken während der bevorstehe­nden Fasnet überhaupt aus dem Schrank kommen, ist noch unklar.
FOTO: WOLFGANG HEYER Ob die Waldseer Masken während der bevorstehe­nden Fasnet überhaupt aus dem Schrank kommen, ist noch unklar.

Newspapers in German

Newspapers from Germany