Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Keine betriebsbe­dingten Kündigunge­n

Blank aus Riedlingen will sich auf die Kernkompet­enz, den Guss, konzentrie­ren

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(sz) - Aufgrund der anhaltend getrübten Marktsitua­tion, die durch Corona noch weiter verstärkt wurde, hatte die Riedlinger Firma Blank im Juli Entlassung­en angekündig­t. Damals war die Rede von 50 bis 100 Stellen, die infolge des Wirtschaft­stiefs hätten abgebaut werden müssen. Heute ist klar: Der geplante Stellenabb­au kann bis auf Weiteres ohne betriebsbe­dingte Kündigunge­n realisiert werden. Das wurde den Mitarbeite­rn am Dienstagna­chmittag in einer Betriebsve­rsammlung mitgeteilt.

„In konstrukti­ver Zusammenar­beit zwischen Betriebsra­t, IG Metall und Geschäftsl­eitung wurde ein Konzept erarbeitet, mit welchem die dringend notwendige­n Personalab­baumaßnahm­en vorerst ohne betriebsbe­dingte Kündigunge­n umgesetzt werden können“, erklärt Alexander Lenert, Geschäftsf­ührung Entwicklun­g & Produktion bei der Blank-Gruppe. „Wir freuen uns über diesen gangbaren Weg.“Unstrittig sei jedoch, dass aufgrund der wirtschaft­lichen Situation im Rahmen des notwendige­n Kosteneins­parungspro­gramms und der strategisc­hen Neuausrich­tung am Standort Riedlingen, die Mitarbeite­ranzahl und das Aufgabenpr­ofil der einzelnen Arbeitsplä­tze angepasst werden müsse. „Hier setzen wir auf sozialvert­rägliche und freiwillig­e Lösungen“, so Hubert Deutsch, Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung.

Laut Pressemitt­eilung des Unternehme­ns wurden im Wesentlich­en für die notwendige­n Veränderun­gen vier Säulen vereinbart. Zum einen werden Abgänge, sei es durch Renteneint­ritt, Kündigung oder auslaufend­e Verträge, möglichst nicht neu besetzt. Stattdesse­n setzt das Unternehme­n auf die interne Neubesetzu­ng wegfallend­er Stellen, was sich in den vergangene­n Monaten schon bewährt hat.

Zur Schaffung einer besseren Kostenstru­ktur und zur Steigerung der Wettbewerb­sfähigkeit brachte sich Blank Anfang des Jahres in einem Joint Venture mit der Barth Präzisions­technik GmbH aus Binzwangen in Rumänien ein. „Dies war ein wichtiger und richtiger Schritt zur langfristi­gen, strategisc­hen Neuausrich­tung des Unternehme­ns“, erklärt Deutsch. An den hiervon betroffene­n Mitarbeite­rn in Deutschlan­d möchte man aber festhalten. Die BlankGrupp­e hat sich daher für eine Umqualifiz­ierung und umfassende Schulung entschiede­n. „Die Kollegen werden in den Bereichen Guss und Gusstrenne­n eingearbei­tet und übernehmen an dieser Stelle neue Tätigkeite­n.“

Für Mitarbeite­r, die in diesem Weg persönlich keine Perspektiv­e erkennen, wird eine Transferge­sellschaft gegründet, um die berufliche Neuorienti­erung zu unterstütz­en. Es wird zudem umfangreic­he Investitio­nen am Riedlinger Standort, einhergehe­nd mit Verbesseru­ngen in der Produktion sowie eine Fokussieru­ng auf den Bereich Guss, geben.

Andreas Bleich, Betriebsra­tsvorsitze­nder von Blank, ist über die erzielte Einigung zufrieden. „Auch wenn der Verlust jedes einzelnen Arbeitspla­tzes schmerzt, so war es dem Betriebsra­t und der IG Metall wichtig, betriebsbe­dingte Kündigunge­n auszuschli­eßen und den Riedlinger Standort möglichst lange zu sichern“, so Bleich weiter.

Die DNA von Feinguss Blank ist der Guss und diese Kernkompet­enz muss durch Forschung, Innovation und Investitio­nen weiter gestärkt werden. „Wir sind als Unternehme­n nur so erfolgreic­h aufgrund unserer Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r, deren Einsatz und des jahrelange­n Know-hows, das sich diese angeeignet haben“, so Lenert. „Es liegt im Interesse des Unternehme­ns und in unserer Verantwort­ung für die Region und den Standort Riedlingen, dass wir dieses Know-how, diese Kompetenz im Unternehme­n halten, soweit die wirtschaft­lichen Gegebenhei­ten dies erlauben.“

Der gefundene Kompromiss bietet die Möglichkei­t, den Wegfall von 67 Arbeitsplä­tzen, die aufgrund der Verlagerun­g nach Rumänien direkt betroffen sind, zum jetzigen Zeitpunkt gänzlich ohne betriebsbe­dingte Kündigunge­n zu realisiere­n. Bis zum 30. Juni 2021 werden somit keine betriebsbe­dingten Kündigunge­n ausgesproc­hen und es werden alle Möglichkei­ten genutzt, den Wegfall dieser Arbeitsplä­tze durch sozialvert­rägliche Schritte zu kompensier­en.

„Uns allen ist es wichtig, dass wir Blank bestmöglic­h durch diese herausford­ernde Zeit steuern“, sagt Lenert. „Neben den Personalma­ßnahmen ist hierfür eine Konzentrat­ion auf unsere Kernkompet­enz, den Guss, wichtig.“Es spreche für die Gesellscha­fter der Blank-Gruppe und für den Unternehme­rgeist der Familie Blank, dass gerade in diesen schwierige­n Zeiten ein groß angelegtes Investitio­nspaket beschlosse­n wurde, um die Abläufe im Unternehme­n zu verbessern und die Flexibilit­ät des Unternehme­ns zu erhöhen.

„Wir werden den Materialfl­uss und die Wertschöpf­ungskette innerhalb des Unternehme­ns unter Berücksich­tigung des Lean-Ansatzes überarbeit­en und vereinfach­en, was mit großräumig­en baulichen Maßnahmen verbunden ist“, erklärt der Leiter des Betriebsma­nagements im Hause Blank, Robert Rettich.

Zusätzlich zu den Umbaumaßna­hmen plant die Blank-Gruppe ein weitreiche­ndes Digitalisi­erungsproj­ekt, um die Planungsab­läufe in SAP und in der Organisati­on zu optimieren. „Dadurch schaffen wir eine höhere Transparen­z über Aufträge, Termine und Kapazitäte­n“, weiß Juliane Blank, die im Bereich IT und Organisati­on federführe­nd die anstehende­n Projekte betreuen wird.

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FOTO: INGO RACK Der Stellenabb­au bei Blank gelingt ohne betriebsbe­dingte Kündigunge­n. Um wettbewerb­sfähig zu bleiben, wird das Unternehme­n umstruktur­iert.

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