Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Blersch-Brüder erleben ein Lehrjahr
Motorrad: Brüderpaar aus Uttenweiler fährt im ersten Jahr in der IDM
- Eine - coronabedingt - kurze Saison ist es für die beiden Motorradsportler Dominik Blersch und seinen Bruder Marcel Blersch aus Uttenweiler in der Internationalen Deutschen MotorradStraßenmeisterschaft (IDM) in der Klasse 300 gewesen. Beide waren zu dieser Saison aus dem ADAC-JuniorCup, in dem sie 2019 gestartet waren in die zweithöchste Klasse im Motorradsport nach der WM „aufgestiegen“. Dominik Blersch hatte 2019 den zweiten Gesamtrang im ADAC-Junior-Cup belegt und von den letzten fünf Saisonrennen vier gewonnen. Aufgrund dieser Erfolge war er in den Genuss des Förderprogramms des ADAC und des Herstellers KTM gekommen. Und auch sein jüngerer Bruder Marcel Blersch rückte nach für einen Konkurrenten, der auf einen Start in der IDM verzichtete.
Acht Rennen an vier Veranstaltungsorten standen in der verkürzten Saison auf dem Plan, in Assen (Niederlande) sowie auf drei Rennstrecken in Deutschland, am Sachsenring,
am Lausitzring in Hockenheim, wo das Saisonfinale ausgetragen wurde. „Wir haben bei jedem Rennen dazugelernt“, fasst Dominik Blersch seine Rookie-Saison zusammen. Mit vom Hersteller KTM gestellten Motorrädern mussten die Uttenweiler - im Vergleich zum ADAC-Junior-Cup - mit veränderten Bedingungen klar kommen. Das klappte vor allem in den ersten Rennen in Assen, wo Dominik Blersch als Dreizehnter und Elfter zweimal in die Punkte fuhr, und im ersten Rennen auf dem Sachsenring als Zwölfter sehr gut. Dominik Blersch holte zwölf Meisterschaftspunkte und landete am Ende auf Rang 20. Die Serie gewann Lennox Lehmann, den er in der vergangenen Saison mehrfach besiegt hatte, der aber in diesem Jahr in einem großen Team untergekommen war. Dominiks jüngerer Bruder Marcel Blersch schrammte auf dem Sachsenring im Rennen eins als Siebzehnter knapp an den Punkten vorbei. „Der Start in Assen war ziemlich schwer, aber am Sachsenring lief es für mich ziemlich gut. Insgesamt war es aber eine relativ harte Saison“sagt Marcel Blersch.
Denn steht im ADAC-Junior-Cup allen Fahrern das gleiche Material zur Verfügung, unterscheiden sich in der IDM die Motorräder der drei Hersteller KTM, Yamaha und Kawasaki in ihren Eigenschaften. Zwar versucht, der Veranstalter für einen Ausgleich zu sorgen - hat eine Maschine eine schwächere Leistung darf das Drehmoment erhöht werden, andere Motorräder erhalten zusätzliches Gewicht als „Handicap“doch nicht alle Nachteile lassen sich so einfach wettmachen. Einige Fahrer rücken mit großen, hinter ihnen stehenden Teams an, mit viel Geld im Rücken. Das fängt beim Motorhome in der Boxengasse an, das 800 bis 1000 Euro kostet und sich nur die großen Teams leisten können.
„Viele Fahrer kaufen sich ein. Wenn du alles perfekt haben und vorne mitfahren willst, brauchst du zwischen 40 000 und 50 000 Euro“, erklärt Dominik Blersch.
Und: Im Qualifying zählt auch die Taktik. „Die Teams fahren zusammen raus und nutzen den Windschatten“, erklärt Dominik Blersch, der derzeit seine Ausbildung bei der Polizei in Biberach absolviert. „Ich versuche natürlich mit denen rauszufahren, aber du kannst ja nicht ewig am Ausgang der Boxengasse warten. Sonst sind die Reifen kalt“, erklärt er. „Natürlich haben wir Lehrgeld bezahlt. Das Motorrad ist aber bis auf die dritte Saisonstation in Lausitzring - gut gelaufen. Dort hatten wir technische Probleme.“
Beide waren auch mit der Darbietung beim Saisonfinale einigermaßen zufrieden. Von Training zu Training fuhren beide schneller. „Ich war im Qualifying zwei Sekunden schneller als im freien Training“, sagt Dominik Blersch. Im Rennen kämpfte er zeitweilig um eine Platzierung unter den besten Fünf, war auf Augenhöhe mit den Spitzenfahrern wie Lennox Lehmann, der sich am Ende den Meistertitel sicherte. Doch in beiden Rennen räumte ihn ein gegnerischer Fahrer ab. Ein gutes Wochenende endete in einer riesigen Enttäuschung“, fasste Dominik Blersch in seinem Rennbericht an seine Sponsoren zusammen. „Ich bin dieses Jahr nur in Hockenheim gestürzt, leider zweimal im Rennen“, ergänzt er im Gespräch.
Auch Marcel Blersch geht optimistisch aus der Saison, auch wegen einiger guter Erlebnisse in Hockenheim, die der sich in einer Ausbildung zum Zweiradmechaniker befindende jüngere der beiden Bruder hatte. Im ersten Rennen startete Marcel Blersch von Rang 23. „Mein Start war sehr gut. Ich konnte sechs Plätze gutmachen“, erinnert er sich. Doch schon in Runde eins kam er auf den weißen Seitenstreifen und flog ab. Nach dem Okay im Krankenhaus startete er auch im zweiten Rennen und wurde 25.
Die Konkurrenz in der IDM ist größer als im Junior-Cup. „Vor allem werden die Fahrer im Laufe des Wochenendes immer schneller. Der Unterschied zwischen IDM und WM ist nicht wie 1. und 2. Liga, sondern eher wie Bundesliga und Champions League“, sagt Domik Blersch.
Noch wissen beide nicht, wie es weitergeht. Die Förderung galt nur für eine Saison, läuft aus. Die Motorräder können beide behalten, aber konkurrenzfähig sind sie damit im kommenden Jahr wohl nur bedingt. „Bis Februar müssen wir melden“, sagt Dominik Blersch.