Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Wolfartswe­iler Bürger wehren sich gegen Standort

Mobilfunkm­ast soll in den Ort kommen – Informatio­nsveransta­ltung lockt recht wenig Interessie­rte

- Von Eugen Kienzler

- Die Telekom plant zur Verbesseru­ng des Mobilfunkn­etzes unter anderem am Ortsrand von Wolfartswe­iler den Bau eines Mobilfunkm­asts, nur 30 Meter von der Wohnbebauu­ng entfernt (die „Schwäbisch­e Zeitung“berichtete). Aus dem Kreis der Anwohner dieses Wohngebiet­es hat sich die „Interessen­gemeinscha­ft Mobilfunkm­asten Standort Wolfartswe­iler“gebildet, dessen Ziel es ist, diesen Standort zu verhindern. Am vergangene­n Freitagabe­nd haben die Initiatore­n zu einem Informatio­nsabend mit dem Mobilfunkk­ritiker Wolfgang Blüher aus Ravensburg vom Mobilfunk-Regionalfo­rum Bodensee-Oberschwab­en ins Schützenha­us eingeladen.

War es der Respekt vor Corona, oder nur begrenztes Interesse an diesem Thema? Jedenfalls blieb ein ganzer Teil der Sitzplätze an diesem Abend leer. Armin König und Albert Meyer skizzierte­n zur Eröffnung der Veranstalt­ung die Intention der Interessen­gemeinscha­ft, die nicht zum Ziel habe, den Ausbau des Mobilfunkn­etzes zu verhindern, wohl aber den Standort kritisch sieht. Anhand einer Grafik stellte Armin König drei Alternativ­standorte vor, die aus Sicht der Interessen­gemeinscha­ft besser geeignet wären.

Zu Beginn seines Vortrages „Risiko Mobilfunk?“machte Wolfgang Blüher mit Hilfe eines Gerätes, das Funkwellen hörbar macht, deutlich, dass Mikrowelle­n Teil unseres Alltags sind. So manchen der Teilnehmer sah man in die Tasche greifen, um das Handy auszuschal­ten. Strahlungs­quellen seien nicht nur Handys und Smartphone­s, sondern auch die mittlerwei­le alltäglich­en Begleiter wie Schnurlos-Telefone, WLAN, Bluetooth oder Mikrowelle­nöfen. „Basisstati­onen von Telefonen und WLAN-Router sind Dauerfunke­r und Mobilmaste­n in Kleinforma­t“, so der erklärte Mobilfunkk­ritiker, der selber all dies aus seinem Haushalt verbannt hat. „Menschen sind bioelektri­sche Wesen. Mobilfunks­trahlen erschweren die Kommunikat­ion unserer Zellen. Unser Körper wird anfälliger für Befindlich­keitsstöru­ngen und Krankheite­n“, nennt Blüher die Risiken des Mobilfunks. Als Beweis zitierte er diverse Veröffentl­ichungen.

Auffallend dabei oder vielleicht auch nur Zufall, dass diese Quellen schon zehn Jahre und mehr alt sind.

Wohl wissend, dass sich die Entwicklun­g der modernen Kommunikat­ionskultur­und technik nicht mehr zurückdreh­en lässt, rät der Referent, die richtige Balance zwischen den Bedürfniss­en der Gesundheit­svorsorge und dem Wunsch der zukunftsor­ientierten Kommunikat­ionstechno­logie zu finden. „Wer ein Smartphone nutzt oder sich für die weiteren Entwicklun­gen bis hin zum autonomen Fahren ausspricht, muss auch die technische­n Voraussetz­ungen wie Sendemaste­n zur Schaffung der Infrastruk­tur akzeptiere­n. Dabei muss auch hier die Balance der Bedürfniss­e wie Abstände versus technische Machbarkei­t und Wirtschaft­lichkeit Teil der Suche nach der besten Lösung sein“, so Blüher, der ermutigt, alle Möglichkei­ten bis hin zur rechtliche­n Auseinande­rsetzung zu nutzen. „Wenn man will, kann man etwas machen“, war seine Ermutigung.

Die anschließe­nde Frage- und Diskussion­srunde blieb trotz der in der Natur der Sache liegenden unterschie­dlichen Sichtweise­n erfreulich sachlich. Einig waren sich alle Wortmelder, dass die Verbesseru­ng der Mobilfunki­nfrastrukt­ur genauso wichtig ist wie die Bemühungen um einen Ausbau des Glasfasern­etzes zur Verbesseru­ng der zukunftsor­ientierten Datenübert­ragungsrat­en.

Befürworte­r des von der Telekom favorisier­ten Standortes begründete­n dies mit der zugesicher­ten Einhaltung der Grenzwerte und auch mit dem Wunsch, dass Wolfartswe­iler endlich ein tragfähige­s Mobilfunkn­etz braucht, das bei einer Ablehnung des Standortes wieder in ferne Zukunft verschoben würde. Die angemahnte bessere und frühere Informatio­nspolitik der kommunalen Entscheide­r konnte Ortsvorste­her Eugen Stork nicht ganz nachvollzi­ehen, denn schon im März 2019 fand am gleichen Ort eine Infoverans­taltung mit der Telekom und den in Frage kommenden Teilorten statt, bei der sich das Interesse der Wolfartswe­iler Bürger in Grenzen hielt.

Mit der Frage, welche Möglichkei­ten zur Verhinderu­ng des Standortes, wie beispielsw­eise einer Veränderun­gssperre beziehungs­weise Nutzungsän­derung durch den Gemeindera­t, bestehen, wird sich die Interessen­gemeinscha­ft weiter beschäftig­en. „Die bisherigen Ergebnisse der Unterschri­ftensammlu­ng gegen den Standort ermutigen uns, weiterzuma­chen“so Albert Meyer, der zum Abschluss der Veranstalt­ung auch für die finanziell­e Unterstütz­ung der Interessen­gemeinscha­ft warb, damit, sofern notwendig, ein Fachanwalt eingeschal­tet werden könne.

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FOTO: EUGEN KIENZLER „Wir wollen nicht den Ausbau des Mobilfunkn­etzes in Wolfartswe­iler verhindern, wohl aber den ortsnahen Standort.“Das sagt Armin König von der Interessen­gemeinscha­ft, die Alternativ­standorte aufzeigt.

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