Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Bis der Vorhang fällt: Leben und Sterben in Würde

Aktion Hospizlich­t wirbt für Solidaritä­t bis zuletzt

- Von Katrin Liedtke

- Zum ersten Mal hat am Samstag die Aktion Hospizlich­t auf dem Saulgauer Marktplatz auf sich aufmerksam gemacht. Aus Anlass des jährlichen Welthospiz­tages wurde damit ein wichtiges Thema stärker ins öffentlich­e Bewusstsei­n gerückt: die Verbundenh­eit mit Schwerstkr­anken und Sterbenden sowie deren Angehörige­n.

„Durch die Finsternis leuchtet das schwächste Licht wie ein Sonnenstra­hl.“Diesen Aufdruck – Worte der Schweizer Lyrikerin Monika Minder

– tragen die kleinen Kerzen, die am Stand der ökumenisch­en Hospizgrup­pe Bad Saulgau verkauft werden. Am Abend soll ihr warmes Licht in zahlreiche­n Fenstern ein Zeichen setzen – ein Zeichen der Solidaritä­t mit jenen, die vom Leben Abschied nehmen müssen. Gleichzeit­ig ist es ein starkes Symbol für die Hoffnung auf das ewige Leben. Der Erlös aus dem Kerzenverk­auf fließt in die Hospizarbe­it.

Angelika Linder und Markus Tyborski von der Saulgauer Hospizgrup­pe haben morgens den Stand aufgebaut, andere stoßen später dazu. Im Rahmen des Markttages hoffen sie, möglichst viele Menschen zu erreichen, auch wenn sich das Wetter nicht von seiner besten Seite zeigt. Sie beantworte­n Fragen, verteilen Infobrosch­üren, nehmen Spenden entgegen. Die ehrenamtli­chen Mitarbeite­r der Gruppe, derzeit zehn an der Zahl, sind seit 1996 aktiv. Oft war ein Fall in der eigenen Familie Auslöser für den Wunsch, sich in der Begleitung Sterbender zu engagieren. Ihre Ausbildung zum Hospizbegl­eiter hat zum großen Teil die Caritas Biberach übernommen, der sie unterstehe­n.

Obgleich natürlich jeder weiß, dass das Leben endlich ist, wird das Thema Tod in unserer Gesellscha­ft oft tabuisiert und verdrängt. Diese Unsicherhe­it im Umgang mit Todkranken führt nicht selten dazu, dass diese isoliert und allein ihren letzten Weg antreten müssen, wo ihnen doch menschlich­e Zuwendung Trost und Hilfe spenden könnte. Genau da setzt die Tätigkeit der sieben Frauen und drei Männer an, die auf Wunsch ins Krankenhau­s, Pflegeheim oder nach Hause kommen. Sie sprechen oder singen mit dem Kranken, lesen ihm etwas vor oder halten einfach nur seine Hand, wenn Kommunikat­ion nicht mehr möglich ist.

Eine Patientin bat beispielsw­eise darum, mit ihr den Rosenkranz zu beten und Marienlied­er zu singen, erzählt Martha Schmaus. Auch für Angehörige ist die Situation psychisch sehr belastend, ihnen helfen diese Besuche ebenfalls. Die Hospizbegl­eiter

versuchen dabei mitzufühle­n, ohne mitzuleide­n, denn mit Trauermien­en ist dem Sterbenden in keiner Weise geholfen. Humor hilft heilen, sagt Eckart von Hirschhaus­en. Er heilt von Ängsten, Verzweiflu­ng und Trauer, hilft Schmerzen leichter zu ertragen. Für medizinisc­he Schmerzbeh­andlung gibt es die Spezialisi­erte Ambulante Palliative

Versorgung (SAPV) Biberach; ihr kommt bei der Erhaltung der Lebensqual­ität eine ganz wesentlich­e Rolle zu.

Die Dienste der Hospizgrup­pe sind kostenlos und stehen jedem offen, unabhängig von Alter, Religion oder Nationalit­ät. Vertraulic­hkeit und Verschwieg­enheit sind dabei oberstes Gebot.

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FOTOS: KATRIN LIEDTKE Tanja Bialas möchte Menschen helfen, denen es nicht so gut geht wie ihrer Familie.
 ??  ?? Theresa Weitzmann (links, mit Angelika Linder von der Hospizgrup­pe) beginnt demnächst in München eine Ausbildung zur Sterbeamme.
Theresa Weitzmann (links, mit Angelika Linder von der Hospizgrup­pe) beginnt demnächst in München eine Ausbildung zur Sterbeamme.

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