Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Bis der Vorhang fällt: Leben und Sterben in Würde
Aktion Hospizlicht wirbt für Solidarität bis zuletzt
- Zum ersten Mal hat am Samstag die Aktion Hospizlicht auf dem Saulgauer Marktplatz auf sich aufmerksam gemacht. Aus Anlass des jährlichen Welthospiztages wurde damit ein wichtiges Thema stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt: die Verbundenheit mit Schwerstkranken und Sterbenden sowie deren Angehörigen.
„Durch die Finsternis leuchtet das schwächste Licht wie ein Sonnenstrahl.“Diesen Aufdruck – Worte der Schweizer Lyrikerin Monika Minder
– tragen die kleinen Kerzen, die am Stand der ökumenischen Hospizgruppe Bad Saulgau verkauft werden. Am Abend soll ihr warmes Licht in zahlreichen Fenstern ein Zeichen setzen – ein Zeichen der Solidarität mit jenen, die vom Leben Abschied nehmen müssen. Gleichzeitig ist es ein starkes Symbol für die Hoffnung auf das ewige Leben. Der Erlös aus dem Kerzenverkauf fließt in die Hospizarbeit.
Angelika Linder und Markus Tyborski von der Saulgauer Hospizgruppe haben morgens den Stand aufgebaut, andere stoßen später dazu. Im Rahmen des Markttages hoffen sie, möglichst viele Menschen zu erreichen, auch wenn sich das Wetter nicht von seiner besten Seite zeigt. Sie beantworten Fragen, verteilen Infobroschüren, nehmen Spenden entgegen. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Gruppe, derzeit zehn an der Zahl, sind seit 1996 aktiv. Oft war ein Fall in der eigenen Familie Auslöser für den Wunsch, sich in der Begleitung Sterbender zu engagieren. Ihre Ausbildung zum Hospizbegleiter hat zum großen Teil die Caritas Biberach übernommen, der sie unterstehen.
Obgleich natürlich jeder weiß, dass das Leben endlich ist, wird das Thema Tod in unserer Gesellschaft oft tabuisiert und verdrängt. Diese Unsicherheit im Umgang mit Todkranken führt nicht selten dazu, dass diese isoliert und allein ihren letzten Weg antreten müssen, wo ihnen doch menschliche Zuwendung Trost und Hilfe spenden könnte. Genau da setzt die Tätigkeit der sieben Frauen und drei Männer an, die auf Wunsch ins Krankenhaus, Pflegeheim oder nach Hause kommen. Sie sprechen oder singen mit dem Kranken, lesen ihm etwas vor oder halten einfach nur seine Hand, wenn Kommunikation nicht mehr möglich ist.
Eine Patientin bat beispielsweise darum, mit ihr den Rosenkranz zu beten und Marienlieder zu singen, erzählt Martha Schmaus. Auch für Angehörige ist die Situation psychisch sehr belastend, ihnen helfen diese Besuche ebenfalls. Die Hospizbegleiter
versuchen dabei mitzufühlen, ohne mitzuleiden, denn mit Trauermienen ist dem Sterbenden in keiner Weise geholfen. Humor hilft heilen, sagt Eckart von Hirschhausen. Er heilt von Ängsten, Verzweiflung und Trauer, hilft Schmerzen leichter zu ertragen. Für medizinische Schmerzbehandlung gibt es die Spezialisierte Ambulante Palliative
Versorgung (SAPV) Biberach; ihr kommt bei der Erhaltung der Lebensqualität eine ganz wesentliche Rolle zu.
Die Dienste der Hospizgruppe sind kostenlos und stehen jedem offen, unabhängig von Alter, Religion oder Nationalität. Vertraulichkeit und Verschwiegenheit sind dabei oberstes Gebot.