Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Massenhaftes Tiersterben bei Halbinsel Kamtschatka
Russland kämpft mit den Folgen einer neuen Umweltkatastrophe – deren Ursache ist noch unklar
Petropawlowsk-Kamtschatski. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace spricht von einer ökologischen Katastrophe. Um einen Überblick über das Ausmaß zu bekommen, ist seit dem Wochenende ein Schiff mit Wissenschaftlern an der Südseite von Kamtschatka unterwegs.
Die Küsten sind vor allem bei Surfern beliebt. Sie waren es, die Mitte September bemerkt haben, dass sich die Farbe des Wassers veränderte. Surfer klagten über Übelkeit und Sehverlust. Mehr als 200 Menschen sollen mit dem verschmutzten Wasser in Kontakt gekommen und danach krank geworden sein. Den Behörden zufolge haben mehr als zehn von ihnen Hilfe bei Ärzten gesucht. Die Mediziner diagnostizierten eine Verätzung der Hornhaut.
„Es gab viele Diskussionen über die Militärübungen vor etwa einem Monat an den Küsten. Ob alles glatt gelaufen ist oder nicht, wissen wir nicht“, meint Tauchlehrer Anton Morosow. Immer wieder hatte das russische Militär neuartige Raketen auf der Halbinsel getestet.
Die Hauptversion der Behörden für die Verschmutzung sind mikroskopisch kleine Algen, die Giftstoffe produzieren und deshalb für den Tod Hunderter Meerestiere verantwortlich sind. Russlands Umweltminister Dmitri Kobylkin behauptete in der vergangenen Woche: „Es gibt keine Katastrophe. Niemand ist gestorben oder verletzt worden.“Die Umweltschützer von WWF sehen das völlig anders: Zu Wochenbeginn seien an noch mehr Stellen tote Meerestiere gefunden worden. Sie dringen nun darauf, dass schnell geklärt wird, warum beispielsweise toten Seeigeln Stachel ausgefallen sind. Gouverneur Solodow hat bereits um internationale Hilfe gebeten.