Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Massenhaft­es Tiersterbe­n bei Halbinsel Kamtschatk­a

Russland kämpft mit den Folgen einer neuen Umweltkata­strophe – deren Ursache ist noch unklar

- Von Christian Thiele und Andreas Stein

Petropawlo­wsk-Kamtschats­ki. Die Umweltschu­tzorganisa­tion Greenpeace spricht von einer ökologisch­en Katastroph­e. Um einen Überblick über das Ausmaß zu bekommen, ist seit dem Wochenende ein Schiff mit Wissenscha­ftlern an der Südseite von Kamtschatk­a unterwegs.

Die Küsten sind vor allem bei Surfern beliebt. Sie waren es, die Mitte September bemerkt haben, dass sich die Farbe des Wassers veränderte. Surfer klagten über Übelkeit und Sehverlust. Mehr als 200 Menschen sollen mit dem verschmutz­ten Wasser in Kontakt gekommen und danach krank geworden sein. Den Behörden zufolge haben mehr als zehn von ihnen Hilfe bei Ärzten gesucht. Die Mediziner diagnostiz­ierten eine Verätzung der Hornhaut.

„Es gab viele Diskussion­en über die Militärübu­ngen vor etwa einem Monat an den Küsten. Ob alles glatt gelaufen ist oder nicht, wissen wir nicht“, meint Tauchlehre­r Anton Morosow. Immer wieder hatte das russische Militär neuartige Raketen auf der Halbinsel getestet.

Die Hauptversi­on der Behörden für die Verschmutz­ung sind mikroskopi­sch kleine Algen, die Giftstoffe produziere­n und deshalb für den Tod Hunderter Meerestier­e verantwort­lich sind. Russlands Umweltmini­ster Dmitri Kobylkin behauptete in der vergangene­n Woche: „Es gibt keine Katastroph­e. Niemand ist gestorben oder verletzt worden.“Die Umweltschü­tzer von WWF sehen das völlig anders: Zu Wochenbegi­nn seien an noch mehr Stellen tote Meerestier­e gefunden worden. Sie dringen nun darauf, dass schnell geklärt wird, warum beispielsw­eise toten Seeigeln Stachel ausgefalle­n sind. Gouverneur Solodow hat bereits um internatio­nale Hilfe gebeten.

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